Mettmann Renovierte Orgel mit weichem Klang
Düsseldorf · Reformation bedeutet Erneuerung, Umgestaltung. Da passte es gut, beim Festgottesdienst zum Reformationstag in der evangelischen Kirche an der Freiheitstraße die frisch renovierte Orgel vorzustellen. Mit Bachs Sinfonia aus der Kantate Nr. 29 brachte Stephan Lux den weicheren Klang, der von zwei neuen Registern ergänzt wird, zur Geltung.
Den musikalischen Schwerpunkt bildete aber die Kantate Nr. 80 „Ein feste Burg ist unser Gott“ , die Johann Sebastian Bach zu Martin Luthers Glaubenslied komponiert hatte. Unter der Leitung von Kantorin Roselies Evang-Kords ergänzten das Orchester „Camerata sola gratia“ und die drei Solisten Hildegard Keller (Sopran), Wolfram Wittekind (Tenor) und Thomas Busch (Bass) die Chor- und Orgelmusik. Pfarrer Klaus Schilling und Landespfarrer Dr. Martin Evang erinnerten in ihrer Predigt daran, dass Luther vor 490 Jahren seine Thesen ans Portal der Schlosskirche zu Wittenberg geheftet haben soll. Sie richteten sich gegen den einträglichen Ablasshandel, mit dem die Kirche damals den Gläubigen die Erlösung von Sünde versprach. Luthers Übersetzung der Bibel ins Deutsche habe die Wiederentdeckung der Freiheit des Christenmenschen in Eigenverantwortung möglich gemacht. „Gott ist die feste Burg, nicht irgendeine Kirche“, betonte Pfarrer Schilling. Landespfarrer Evang ermahnte die Gemeinde zur Gelassenheit gegenüber jüngsten Äußerungen aus Rom, nach denen die evangelische Kirche gar keine „richtige“ Kirche sei. Luther, so Landespfarrer Evang wäre wohl froh gewesen, wenn er nur unsere Probleme gehabt hätte. Als er 1527 den Text „Ein feste Burg ist unser Gott“ schrieb, befand er sich selbst in verzweifelter Lage. So wurde sein Lied eine Art aufmüpfig-trotziger Song, der Mut machte und Kraft spendete. Eine Wirkung, die das Lied wohl auch heute noch ausstrahlen kann, hatte der Landespfarrer bei einer Befragung in einem Bibelkreis erstaunt festgestellt. Erneuerung im Geist Gottes sei die Herausforderung, vor der heutige Christen stünden. Der Text Luthers, der früher triumphierend wie ein evangelischer Schlachtgesang erklungen sei, wurde von Johann Sebastian Bach keineswegs in kämpferischen Melodien umgesetzt. Die vier Strophen des bekannten Liedes sind mal in wendiger Leichtigkeit, mal kraftvoll und feierlich vertont. Die Kantate ist kreativ, vielseitig und zeitweise vielstimmig – ein guter Wegweiser in Richtung einer tatkräftigen Erneuerung, nicht nur der Orgel, sondern auch der Kirchen.
Langanhaltender Beifall würdigte die sehr guten Leistungen der Musiker und die der engagierten Orgelbauer.