Mettmann/Erkrath/Wülfrath Rektorin Barbara Arts leitet drei Schulstandorte

Mettmann/Erkrath/Wülfrath · In NRW fehlen Schulleiter. Besonders Grund- und Hauptschulen sind betroffen. Oftmals werden die Stellen dann kommissarisch besetzt.

 Barbara Arts (54) leitet seit über einem Jahr die Grundschule Willbeck und die Regenbogenschule in Erkrath. Stellvertreter hat sie nicht.

Barbara Arts (54) leitet seit über einem Jahr die Grundschule Willbeck und die Regenbogenschule in Erkrath. Stellvertreter hat sie nicht.

Foto: Janicki

500 Schüler, 30 Kollegen und drei Schulstandorte — da kann es schon mal hektisch werden. Seit Sommer 2012 ist dies der normale Alltag von Barbara Arts. Die Schulleiterin betreut neben der Grundschule Willbeck zusätzlich noch beide Standorte der Regenbogenschule in Erkrath.

Da auch die Konrektorstellen an beiden Schulen unbesetzt sind, ist die 54-Jährige der Doppelbelastung alleine ausgesetzt. "Auf Dauer ist mit diesem Zustand niemandem gedient. Es ist belastend, an beiden Schulen nicht mit voller Kraft sein zu können. Gewissen Dingen rennt man immer hinterher", beschreibt Arts ihren Alltag.

Die prekäre Situation in Erkrath ist symptomatisch für NRW. An jeder achten Schule ist der Platz an der Spitze des Kollegiums nicht besetzt. Quer durch alle Schulformen fehlten Ende November 715 Schulleiter, diese Zahlen gab jetzt NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) bekannt. Besonders Grund- und Hauptschulen sind betroffen. An Grundschulen wurden mit 350 unbesetzten Leitungsstellen die meisten Rektoren gesucht.

Auch im Kreis Mettmann macht sich der Mangel bemerkbar: An acht Grund- und sechs weiterführenden Schulen fehlen Schulleiter. Hinzu kommen fünf unbesetzte Konrektorstellen — davon zwei an Förderschulen, zwei an Realschulen und eine an einer Sekundarschule. In der Kreisstadt selber ist die Situation entspannt. In Mettmann ist nur eine Grundschulkonrektorstelle unbesetzt. Ähnlich sieht es in Wülfrath aus. Auch hier sind alle Stellen bis auf die Konrektorstelle an der Sekundarschule besetzt. Problematisch wird es bei den Grundschulen in Erkrath: Neben der Engpasssituation an der Grundschule Willbeck und der Regenbogenschule ist auch die Vertreterstelle an der Johannesschule schon lange unbesetzt. Zudem müssen die Kollegen an der Grundschule Sandheide ohne Konrektor auskommen.

Barbara Arts macht fehlende Anreize für den Mangel an Schulleitern verantwortlich: "Die Arbeit in der Schulleitung ist sehr vielschichtig und zeitintensiv. Es müssen Stundenpläne und Klassenverteilungen erstellt werden. Hinzu kommt die Elternarbeit und die Organisation des Kollegiums. Ganz abgesehen von der Zusammenarbeit mit externen Schulpartnern, der städtischen Schulaufsicht sowie der Bezirksregierung. Dieser zusätzliche Arbeitsaufwand wird nicht angemessenen finanziell entlohnt." Für die Zweifach-Schulleiterin Barbara Arts fallen die meisten dieser Aufgaben nun doppelt an — bezahlt wird die 54-Jährige aber weiter so, als würde sie nur eine Schule leiten. "Ich bin für zehn Stunden an die Regenbogenschule abgeordnet. Die Zeit reicht vorne und hinten nicht", sagt sie. Die Mehrbelastung gehe auf Dauer an die Substanz.

Doch nicht nur finanzielle Anreize fehlen, auch gesellschaftlich wird nicht genug für junge Nachwuchskräfte getan. "An Grundschulen arbeiten fast nur Frauen. Viele dieser engagierten Frauen haben eigene Familienpläne. Um sie für die Schulleitung zu gewinnen, müsste es möglich sein, Unterrichtsstunden in höherem Maße zu reduzieren." Anders als an weiterführenden Schulen, wo für die Schulleitung die Unterrichtsstundenzahl deutlich reduziert wird, ist es an Grundschulen üblich, dass die Schulleiter auch weiter unterrichten — teilweise werden sogar Klassenleitungen übernommen. "Eigentlich müsste ich 13 Stunden unterrichten. In der jetzigen Situation ist das aber nicht verlässlich möglich", so Arts.

(RP)
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