Kreis Mettmann Radweg an L239 – Politik macht Druck

Mettmann/Ratingen · Mit dem abschlägigen Bescheid des Ministeriums ist die Diskussion offenbar nicht beendet. Widerstand formiert sich.

 Der Radweg an der Ratinger Landstraße (L239) auf Mettmanner Stadtgebiet endet an der Autobahnbrücke. Auf Ratinger Seite müssen sich die Radfahrer dann in den Autoverkehr einreihen. Nicht ungefährlich auf der engen Fahrbahn.

Der Radweg an der Ratinger Landstraße (L239) auf Mettmanner Stadtgebiet endet an der Autobahnbrücke. Auf Ratinger Seite müssen sich die Radfahrer dann in den Autoverkehr einreihen. Nicht ungefährlich auf der engen Fahrbahn.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Gegen den Beschluss des NRW-Verkehrsministeriums, auf einen durchgehenden Radweg an der L239 zunächst zu verzichten, wächst der Widerstand. Nachdem die Ratsfraktion der Unabhängigen Bürger-Wählergemeinschaft (UBWG) in Mettmann sich mit der Bitte, diesen Beschluss noch einmal zu überdenken, an das Ministerium wandte, äußerte auch die Fraktion der Grünen im Kreistag Protest und bezeichnete die aktuellen Planungen als „Armutszeugnis“. Der ADFC kritisierte die Entscheidung als einen „Schildbürgerstreich“. Und die Bürger-Union in Ratingen will das Thema im dortigen Rat und seinen Ausschüssen erneut behandelt wissen.

Worum geht es? Die L239 soll auf dem Gebiet der Stadt Ratingen neu gebaut werden. Dort heißt sie Mettmanner Straße. Auf dem Gebiet der Stadt Mettmann heißt sie Ratinger Landstraße. Letztere wurde bereits saniert und weist einen Radweg auf – der allerdings an der Grenze zwischen beiden Städten in Höhe der Autobahnbrücke der A3 endet und Radfahrer dazu zwingt, auf die Fahrbahn zu wechseln. Diese aber ist in schlechtem Zustand und zu eng. Weil Busse nicht aneinander vorbei kommen, müssen sich deren Fahrer über Funk absprechen, welcher gerade warten muss und welcher fahren darf. „Zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit besteht dringender Handlungsbedarf“, schreibt das NRW-Verkehrsministerium in einer Stellungnahme an unsere Redaktion.

Was war geplant? Ursprünglich war vorgesehen, die Trasse der L239 bei Sanierung zu verlegen und sie unweit der Autobahn-Anschlussstelle Ratingen-Schwarzbach zu begradigen. Damit wäre ein neuer Eingriff in ein bestehendes Naturschutzgebiet nötig gewesen. Dagegen zeigten Naturschutzverbände unter dem Motto „Rettet das Schwarzbachtal“ Widerstand.

 Auf Ratinger Gebiet ist die L239 so eng, dass Autos kaum und Busse gar nicht aneinander vorbei kommen. Die Erweiterung ist problematisch.

Auf Ratinger Gebiet ist die L239 so eng, dass Autos kaum und Busse gar nicht aneinander vorbei kommen. Die Erweiterung ist problematisch.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Wo liegt das Problem? Auch die für einen Radweg nötige Verbreiterung der L239 in ihrem jetzigen Verlauf ist problematisch: Es „wurde deutlich, dass in Teilstrecken der für den Radweg erforderliche Grunderwerb nur mit baurechtlichem Verfahren zu erlangen sein würde, das einige Zeit in Anspruch nehmen würde“, heißt es in der Stellungnahme des NRW-Verkehrsministeriums.

Was passiert nun? Daher plane das Land einen Ausbau der L239 nun auf bestehender Streckenführung ohne Radweg, um die Risiken für den Autoverkehr schnellstmöglich zu beenden. Die Beschlussfassung für den Radweg will das Ministerium hingegen in ein spezielles Neubau-Programm verweisen, über das der Regionalrat Düsseldorf entscheidet. Das tut er, indem er dem Projekt eine Priorität zuordnet. Je höher dieser Radweg in der Liste angesiedelt ist, desto schneller hat er die Chance, auch realisiert zu werden.

Klingt doch nach einer guten Lösung? Kritiker sagen: nein. Der Kreis Mettmann hat mit zwei CDU-Mitgliedern aus Ratingen und Erkrath und einem SPD-Mitglied aus Wülfrath gerade mal drei Vertreter im Regionalrat Düsseldorf, während allein aus dem Bergischen Städtedreieck zehn, aus Düsseldorf vier und den niederrheinischen Großstädten Mönchengladbach und Krefeld jeweils drei entstammen. Insgesamt hat der Regionalrat 32 Mitglieder. Welche Chancen hat da der Radweg im Kreis Mettmann noch auf Umsetzung?

Die UBWG in Mettmann befürchtet denn auch, „dass der Verweis auf einen separaten Ausbau des Radweges auf spätere Jahre nichts anderes heißt, als dass in den nächsten 20 bis 30 Jahren nichts geschehen wird“, glaubt ihr Fraktionschef Hans Günther Kampen. Und auch der ADFC geht davon aus, „dass bei Realisierung der heutigen Planung künftig kein Radweg mehr gebaut werden wird. Damit ist die heutige Planung eine Verkehrshinderungsplanung.“

Was sagt der Regionalrat dazu? Selbst im Regionalrat gehen dazu die Meinungen auseinander. Das Ratinger Regionalratsmitglied Ewald Vielhaus (CDU) gibt sich ähnlich wie die Kreistagsfraktion der Christdemokraten jüngst in einer Pressemitteilung zuversichtlich, dass bald etwas geschieht. „Das wird nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben. Straßen NRW prüft die Umsetzung“, sagt er. Axel Welp (SPD) aus Wülfrath hingegen ist skeptisch: „Ich kann aus Erfahrungen mit dem Kreisverkehr in Wülfrath sagen, dass es Jahre dauern kann.“ Nur sehr wenige Projekte, die der Regionalrat pro Jahr behandelt, würden tatsächlich in die Tat umgesetzt, da es an Geld fehle. „Meine persönliche Einschätzung ist, dass wir da noch eine sehr, sehr lange Zeit vor uns haben“, sagt Welp.

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