Mettmann Es fehlen Treffpunkte in Mettmann-West
Mettmann · Diakonie und Awo haben ein Quartiersprojekt im Stadtteil angestoßen. Besonders ältere Menschen benötigen Treffs.
Die Diakonie und die Arbeiterwohlfahrt haben zwei Jahre den Stadtteil Mettmann-West unter die Lupe genommen und nach Wegen gesucht, besonders ältere Menschen aus der Isolation zu holen. Jetzt stellten Barbara Buscher-Sander (Awo) und Boris Klees (Diakonie) die Ergebnisse des Projektes im Sozialausschuss vor.
Unter dem Stichwort „Seniorengerechte Quartiersentwicklung in Mettmann-West“ wurden demografische Daten gesammelt, ältere Bewohner nach ihren nachbarschaftlichen Beziehungen befragt. Außerdem gab es eine Stadtteil-Begehung, bei der Schwachpunkte im Viertel aufgelistet wurden. Eine Stadtteilkonferenz und eine Pflanzentauschbörse komplettierten die Liste der Tätigkeiten.
Bei den Interviews der älteren Bewohner fiel negativ auf, dass nur bei einem Drittel der Befragten nachbarschaftliche Verbindungen bestehen. Das bedeutet: Die Anonymität und Vereinsamung ist groß im Viertel. Und genau da will das Projekt ansetzen: Angedacht ist ein ehrenamtlicher Besuchsdienst. Doch nicht jeder Mensch lässt gerne einen Fremden in seine Wohnung. Vertreter der Kirchengemeinden sollen hier eine Art Vorreiterrolle spielen. 2019 startete die Evangelische Kirchengemeinde mit dem Aufbau eines Besuchsdienstes in West. Nach und nach sollen Ehrenamtler gewonnen werden, diese Aufgabe übernehmen.
Der Gottesdienst im Gemeindezentrum Donaustraße zum Thema „Auf! Gute Nachbarschaft“ war die Kick-off-Veranstaltung zur Gewinnung von Ehrenamtlichen für diese Aufgabe. Zudem regten Diakonie und Awo über das Nachbarschaftsportal nebenan.de Bewohner des Stadtteils an, die Menschen in ihrer Nachbarschaft wahrzunehmen und aktiv Kontakt aufzunehmen. Ebenso wurde der Besuchsdienst bei der Pflanzen-Tausch- & Plauschbörse thematisiert.
Ein herber Verlust ist die Schließung des Supermarktes am Karpendeller Weg. „Dies bedeutet eine deutliche Verschlechterung der Infrastruktur in Mettmann-West für die gesamte Bevölkerung im Nahversorgungszentrum, besonders aber für die dort lebenden Senioren“, sagte Buscher-Sander. Damit entfiel für die neben der Einkaufskaufs- auch eine wichtige niederschwellige Kontaktmöglichkeit. Was mit dem leerstehenden Ladenlokal passiert, ist nach wie vor offen.
Ab Januar 2019 stellt die Ev. Kirchengemeinde Räumlichkeiten für das „Tötter-Café“ als ausdrücklich quartiersbezogene Veranstaltung in der Donaustraße zur Verfügung. Das Café wird ausgerichtet von einer hauptamtlichen Mitarbeiterin der Kirchengemeinde. Die Asse und die Bezirksbeamtin der Polizei hätten bereits zugesagt, sich dort einzubringen. Die Familienzentren Donaustraße und Laubacherfeld strebten ebenfalls verstärkte generationenübergreifende Angebote ihrer Einrichtungen an.
Beim Stadtteil-Rundgang im Oktober fielen zahlreiche Schwachstellen auf. Es fehlen Bänke, Wurzeln brechen durch den Bürgersteig, es gibt Barrieren für Rollstuhlfahrer und Rollatorennutzer an Kreuzungen. Die Kritikpunkte sollen von der Stadt behoben werden.
Vor dem Hintergrund, dass es nach 2019 voraussichtlich keine seniorengerechte Quartiersarbeit speziell für Mettmann-West mehr geben wird, „bedarf es besonders der Stärkung der Eigeninitiative der Nachbarschaften durch beispielhafte, übertragbare und möglichst nachhaltige Aktivitäten und der Unterstützung der Besuchsdienste der Kooperationspartner. Quartiersübergreifend soll gemeinsam mit anderen Akteuren der Seniorenarbeit weiter an Strategien gearbeitet werden, die die Tabuisierung erlebter Einsamkeit durch Betroffene auflösen können“, heißt es weiter.