Wülfrath Proteste nach Chemieunfall

Wülfrath · Bei einem Unfall im Wülfrather Werk von ASK Chemicals verletzt eine Gaswolke 18 Menschen. Arbeiter im Industriegebiet und Anwohner beklagen sich seit Jahren. Sie fühlen sich von dem Betrieb belästigt.

18 Verletzte bei Chemieunfall in Wülfrath
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18 Verletzte bei Chemieunfall in Wülfrath

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Großeinsatz für die Feuerwehr im Kreis Mettmann: Am frühen Morgen hatte sich aufgrund zu hohen Drucks in einem Reaktor von Ashland-Südchemie-Kernfest (ASK) Chemicals eine Gaswolke gebildet, die 18 Mitarbeiter von umliegenden Firmen verletzte. Aufgrund des Unfalls waren 41 Fahrzeuge der Feuerwehr, zehn Rettungswagen, sieben Krankentransporte und drei Notärzte rund um das Wülfrather Industriegebiet Kocherscheidt und an der Dieselstraße im Einsatz.

Die Feuerwehren Ratingen und Velbert bestimmten mit Messungen die Luftbelastung. Sie gaben schon bald Entwarnung. 45 Minuten nach dem Unfall wurden keine giftigen Stoffe mehr in der Luft festgestellt.

Einer der Angestellten im Industriegebiet, die den Einsatz hautnah miterlebten, ist Michael Nöldner — und er ist stinksauer. Seit mehr als 25 Jahren führt er ein Autohaus gegenüber der Anlage. "Ständig gibt es Ärger", sagt der 47-Jährige. Der gestrige Vorfall ist für Nöldner ein neuer Höhepunkt in der Pannen-Geschichte des Werks. Selbst der Baggerfahrer auf dem benachbarten Schrottplatz, der genau gegenüber vom Chemie-Werk arbeitet, habe keinen Hinweis bekommen, dass er sich in Sicherheit bringen solle. "Das wurde nur im Radio gesagt, zu uns ist niemand gekommen", klagt Nöldner.

Auf Warnung verzichtet

Daniela Hitzemann, Sprecherin des Kreises, verteidigt diese Strategie. "Wenn wir nach den Messungen die Erkenntnis gehabt hätten, dass die Gaswolke gravierender ist, dann wären Lautsprecher-Wagen durch die Straßen gefahren, um die Menschen zu warnen", sagt sie. Da Messungen aber negativ ausfielen, habe man darauf verzichtet.

Um 7.45 Uhr — fünf Minuten, nachdem die weiße und stechend nach Desinfektionsmittel stinkende Wolke aus dem Reaktor ausgetreten war — lief für die Verantwortlichen im Unternehmen alles nach Plan. "Das Sicherheitskonzept hat funktioniert", sagt ASK-Sprecher Ulrich Girrbach. Er verweist darauf, dass die Einsatzkräfte schnell vor Ort gewesen seien.

Um dieselbe Uhrzeit stand die 16-jährige Tochter von Klaus Volkmann nur 300 Meter von der Unglücksstelle entfernt an einer Bushaltestelle. "Wenn der Wind statt aus Süden nun aus Westen gekommen wäre — was wäre dann passiert?", fragt der besorgte Vater.

Er wohnt in Kocherscheidt nur einen Steinwurf von dem Chemie-Werk entfernt. Die Anlage ist ihm seit Jahrzehnten ein Dorn im Auge: "Andauernd stinkt es, fahren Transporter mit Gefahrenstoffen vor." Beschwerden würden beim Ordnungs- und Umweltamt sowie bei ASK-Werksleiter Michael Mack abprallen. "Die Belästigung ist enorm, doch es ändert sich nichts."

(RP/rl)
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