Trend auch in Mettmann Problem für die Gastronomie: Leere Tische trotz Reservierung

Mettmann · Dass Gäste in Restaurants reservieren, aber nicht erscheinen, ist immer häufiger zu beobachten. Für die Gastwirte bedeutet das Einnahmeeinbußen.

 Der Inhaber des Postillon Jose Alvarez-Mallo (l.) und sein Koch Rene Jonen.   RP-Foto: Jonathan Schött

Der Inhaber des Postillon Jose Alvarez-Mallo (l.) und sein Koch Rene Jonen. RP-Foto: Jonathan Schött

Foto: Jonathan Schött

Seit Monaten beschäftigt die zum 1. Januar eingeführte Bonpflicht die Einzelhändler und sorgt dort zum Teil für großen Unmut. In der Abendgastronomie ist das Drucken von Quittungen seit langem die Regel. Dort stört man sich an anderen Dingen – ein großes Problem sind nicht eingehaltene Reservierungen, von den Gastronomen auch „No-Shows“ genannt: Der Begriff bezeichnet Gäste, die zwar reservieren, aber nicht erscheinen.

Im Gespräch mit unserer Redaktion wird klar, dass Jose Alvarez-Mallo, der Inhaber des „Postillon“ in Mettmann, für die Gastronomie brennt. Immerhin bietet er in seinem Restaurant bereits seit 15 Jahren Tapas, Fisch, Steaks und gutbürgerliche Küche an. Doch wenn er sich heute nochmal entscheiden müsste, wüsste er nicht, ob er wieder den Beruf des Gastwirtes wählen würde. Denn Gastronomie ist ein schweres Geschäft, das in den letzten Jahren nicht einfacher geworden sei, sagt er. So habe sich zum Beispiel die Menge an zeitraubender Verwaltungsarbeit erhöht und der Personalmangel verschärft. Er selbst habe glücklicherweise ein tolles Team – allerdings auch Maßnahmen ergriffen, um es zu halten. So habe er etwa zwei Ruhetage statt des üblichen einzelnen Ruhetags eingeführt, um das Team zu schonen.

Besonders ärgern den Gastwirt aber nicht wahrgenommene Reservierungen. Ein Phänomen, das er in den letzten Jahren verstärkt wahrgenommen habe. Manche Gruppen kämen mit sehr viel weniger Personen als angekündigt, während einige auch gar nicht erschienen. „Die Leute gehen damit zu locker um“, ärgert sich Alvarez-Mallo. Er wartet 30 Minuten auf eine angemeldete Gruppe, dann versuche er, den Tisch an jemand anderes abzugeben. Manchmal funktioniere das, oft allerdings auch nicht. Daraus entstehen Umsatzeinbußen. „Ein kurzer Anruf kann sehr viel helfen“, appelliert der Gastronom an die Rücksicht der Kunden.

Thorsten Hellwig, Pressesprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) für NRW, kennt das Problem und sieht ebenfalls eine Verschärfung in den letzten Jahren. „Unsere Gesellschaft ist schneller, digitaler, anonymer und unverbindlicher geworden“, glaubt Hellwig. Eine Reservierung vom Tablet aus fühle sich unverbindlicher an als etwa eine Reservierung per Telefon. Früher habe man sich außerdem an einem Ort zu einer bestimmten Zeit verabredet und sich dann dort getroffen. Heute organisiere man sich beispielsweise eher über Whatsapp-Gruppen und sei damit in der Ortswahl bis zum Zeitpunkt des Treffens sehr flexibel. So gebe es auch einen Trend dahin, in mehreren Lokalen zur selben Zeit zu reservieren und sich dann spontan für eines zu entscheiden.

Mit negativen Folgen für die anderen Gastwirte, wie er betont. Denn eine Reservierung löse in einem Restaurant verschiedene Prozesse aus. Das reiche über den Einkauf bis in die Personalplanung. Je früher ein Gastwirt daher Bescheid bekomme, dass eine Reservierung nicht eingehalten werden kann, desto eher könnten solche Prozesse wieder eingebremst werden. Eine frühe Absage an den Gastronomen sei daher fair. Auch wenn man für Freunde koche, freue man sich schließlich, wenn diese ihr Fernbleiben zeitnah ankündigen, damit man am Ende nicht mit zu viel Essen dasteht und sich unnötige Mühe macht, sagt Thorsten Hellwig.

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