Erkrath Probesitzen auf den neuen Holzbänken

Erkrath · "Im Quartier bleiben – Nachbarschaft leben" heißt das Modellprojekt, für das am Dienstag Sitzmöbel vorgestellt wurden.

 Professor Nicolas Beucker (vorne) und die Workshop-Teilnehmer stellten die von ihm entworfenen Sitzmöbel vor.

Professor Nicolas Beucker (vorne) und die Workshop-Teilnehmer stellten die von ihm entworfenen Sitzmöbel vor.

Foto: Dietrich Janicki

"Im Quartier bleiben — Nachbarschaft leben" heißt das Modellprojekt, für das am Dienstag Sitzmöbel vorgestellt wurden.

Monika Thöne wirkt wie die Sonne. Als die strahlende Leiterin am Dienstagmorgen bei der Aufstellung einer neuen Sitzbank vor die Begegnungsstätte Gerberstraße trat, drehten die Umstehenden gleich Sonnenblumen die Köpfe zu ihr. Doch Thöne blendete nicht: "Wir haben noch nicht genug Sitzplätze. Aber wir sind in Verhandlung, dass das hier alles noch mehr wird. Vor allem wünschen wir uns, dass nun ein weiterer Übergang von der Begegnungsstätte zur Öffentlichkeit geschaffen wurde."

Dabei geholfen, die grundlegenden Ideen zu entwickeln und auszuprobieren, hat Professor Nicolas Beucker von der Hochschule Niederrhein. Er rief Besucher der Begegnungsstätte zusammen, die sich an einem Workshop zum Thema seniorengerechte Bänke beteiligten. Beucker schilderte die Ergebnisse: "Das Entscheidende ist das Miteinander-Sitzen-Können. Wir haben Wert daraufgelegt, dass es Zweisitzer und Einzelsitzer gibt. Dank der großen Armlehnen kann man sich mit beiden Händen herausheben."

Beucker nennt die breiten Sitzflächen einen "ersten emotionalen Annäherungsfaktor". Ermittelt hat er per Befragung der Nutzer: "Wir haben eine ganze Serie von Sitzgelegenheiten gezeigt und gefragt, welche sie einladend finden. Ganz klar war, dass größere, glatte Sitzflächen als einladend empfunden wurden."

Drahtgitter fielen hingegen fiel als kaltes Metall und der verursachenden Druckstellen durch. Außerdem sollte sich die Sitzfläche nach vorne neigen, um beim Aufstehen leichter herausgleiten zu können. Regennässe wird sich trotz der großen Fläche nicht sammeln, da das Holz sehr glatt ist, und die Poren sich auch später nicht aufsetzen, zudem das Wasser durch Öffnungen abfließen kann.

Das Schweizer Möbelunternehmen Burri setzte die Ideen in die besitzbare Realität um. Gestaltet wurde das Ruheobjekt in einem hochwertigen, gut anzufühlenden Holz. Der deutsche Burri-Geschäftsführer Heiko Welters erklärte die Konstruktion: "Das sogenanntes Natwood ist ein zweifach veredeltes Holz aus einheimischer Esche, die im ersten Schritt mit einer Thermoverfahren behandelt wird. Dies findet in einer Druckkammer unter idealer Feuchtigkeit und Temperatur statt. Beim zweiten Prozess werden Harze und Wachse auf natürlicher Basis dem Holz zugegeben, um es auf Tropenholzniveau 25 Jahre lang haltbar zu machen." Da es sich heimisches Holz handelt, gilt die Produktion als sehr ökologisch.

Die metalernen Bankfüße bestehen aus verzinktem Stahl, der sogar jahrzehntelange Haltbarkeit verspricht. Die Möbelkollektion trägt den Namen "Vivendi" und wird seit einem Jahr in Serie gebaut und europaweit vertrieben. Hersteller Welters verweist auf geringe Kosten: "Für den öffentlichen Raum kostet eine Bank oft 1500 Euro. Diese Bank liegt unter 1000 Euro."

Der städtische Baudezernent Fabian Schmidt sagte zu, den passenden Hocker und die Installation zu finanzieren und verspricht: "Wir werden selbstverständlich in der Stadt auch noch weitere Bänke aufstellen." Thöne prägt für die Verankerung die Wortschöpfung "Inzementieren", das notwendig wird, damit die schönen Stücke nicht einfach fortgetragen werden.

Workshopleiterin Susanne Tyll ist vom Resultat positiv überrascht: "Ich habe nicht unbedingt damit gerechnet, dass da eine Bank bei rauskommt." Auf der heute beginnenden Fachmesse RehaCare wird sie an einem eigenen Stand vier Tage lang die Bank vorstellen. Christa Balzereit war Teilnehmerin der Runde, die beim Workshop ihr Urteil abgaben: "Wir waren damals mit dabei und haben beraten. Die Bank ist schon sehr schön. Man kann bequem drauf sitzen und das Holz drückt nicht, weil es breit ist."

(lard)
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