Mettmann Pressen nach Istanbul

Düsseldorf · Die Firma B&S-Automotive in Mettmann hat die Produktion eingestellt. Die Hallen werden bis zum Jahresende leer geräumt. Neues Werk ist in der Türkei geplant.

An der Oststraße in unmittelbarer Nachbarschaft der Regiobahn findet ein Stück Mettmanner Industriegeschichte sein Ende. Die Hallen von B & S, ehemals Meckenstock, werden leergeräumt. Die Maschinen werden in die Türkei verschifft.

Ende des Jahres muss der Automobilzulieferer B & S die Werkshallen an der Oststraße besenrein dem neuen Eigentümer — einer Investorengruppe mit Procom — übergeben. Ob dieser Termin eingehalten werden kann, ist fraglich. Denn das Abmontieren der großen Pressen und das anschließende Verladen auf die Tieflader dauert länger als angenommen.

B&S Automotive, die vor zwei Jahren die im Insolvenzverfahren befindliche Firma Meckenstock-Umformtechnik übernommen hatten, hatte am 30. September ihre Liquidation für das Werk Mettmann angezeigt. Bis 2008 steht B & S als Ansprechpartner für mögliche Gläubiger zur Verfügung. "Doch wir sehen keine Probleme auf uns zu kommen. Da steckt nichts in der Röhre", sagte Geschäftsführer Eckhard Westerhus gestern. Forderungen seien nicht zu erwarten.

17 Großpressen mit einem Gewicht von je über 100 Tonnen werden von Mettmann in den Hamburger Hafen transportiert und von da weiter mit dem Schiff nach Istanbul. Denn dort baut B&S-Gesellschafter Sinan B. ein komplett neues Presswerk auf. Auf einer Fläche von 16 500 Quadratmetern sollen 400 Mitarbeiter Pressteile für die Automobilindustrie produzieren. Darunter, so B., seien auch deutsche Autofirmen.

Zwölf weitere Pressen, die B&S erworben hat, sind an Schwellen- und Drittländer verkauft worden. "Der Standort Haan bleibt erhalten und wird noch vergrößert", sagt Sinan B.. Dort arbeiten 120 Mitarbeiter in einem Press- und Schweißwerk. Lediglich fünf Mitarbeiter aus Mettmann — "allesamt Spezialisten", so Westerhus — gehen nach Haan. Der Rest der 380 ehemaligen B&Sler aus Mettmann habe Jobs bei Georg Fischer, bei Mannesmann und Daimler-Chrysler bekommen, sagt Westerhus.

Jeder fünfte aber ist ohne Job. Darunter ist auch ein 40jähriger Mettmanner, verheiratet und Vater von drei Kindern. Er hat zwölf Jahre im Presswerk bei Meckenstock gearbeitet. Seit dem 31. August ist er arbeitslos. Er hatte sich bei GF um eine Stelle beworben, doch er erhielt keinen Job.

Zehn Mitarbeiter sind derzeit noch im Werk und wickeln den Abtransport des Inventars und den Verkauf der Pressteile ab. Dort, wo früher die Pressen einen Höllenlärm verursachten, herrscht heute gespenstische Ruhe.

Antonio Nicoli (46), seit 1981 bei Meckenstock tätig, und derzeit als Produktionsservice-Teamleiter tätig, wird einen neuen Job bei B&S in Haan bekommen. Der gebürtige Italiener aus Lecce ist traurig über das Ende bei Meckenstock. "Wir hätten das Unternehmen retten können, wenn es weniger Streit zwischen Geschäftsführung und Insolvenzverwalter auf der einen und Betriebsrat auf der anderen Seite gegeben hätte", sagt er und setzt den Schutzhelm auf.

(RP)
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