Wülfrath Polizist ist Helfer in allen Lebenslagen

Wülfrath · Hauptkommissar Werner Heth ist seit 13 Jahren "Kontaktbeamter". Zu seinen Aufgaben gehört mehr als der übliche Polizeidienst: Familienstreit schlichten oder Überweisung ausfüllen. Er selbst vergleicht sich mit einem Sozialarbeiter.

 Hauptkommissar Werner Heth ist als Bezirksbeamter auch für die Hundertwasser-Siedlung zuständig.

Hauptkommissar Werner Heth ist als Bezirksbeamter auch für die Hundertwasser-Siedlung zuständig.

Foto: Dietrich janicki

Dorfsheriffs nannte man sie früher. Heute lautet die korrekte Bezeichnung "Kontaktbeamte". Die Männer der Polizei, die den Bürgern als direkte Ansprechpartner zur Verfügung stehen – und von denen viele gar nicht wissen, dass es sie gibt. Hauptkommissar Werner Heth arbeitet seit 1986 auf der Wülfrather Wache, seit 2000 im Bezirksdienst. "Die Hälfte der Stadt gehört mir", sagt er lächelnd. Südlich der Goethestraße liegt sein Revier: der Flehenberg, die Busch- und Baumsiedlungen rund um die Kastanienallee, Düssel. "Bezirksdienst, das heißt zu 80 Prozent draußen sein, Präsenz zeigen, für die Menschen da sein", umreißt der dreifache Vater sein Arbeitsspektrum. Dabei fallen Aufgaben an, die man zunächst nicht mit typischer Polizeiarbeit in Verbindung bringt. "Einmal habe ich einem Mann geholfen, die Funkstille zu seiner Mutter zu durchbrechen", erinnert sich Heth. "Ich saß einfach nur eine Viertelstunde da, und schon sprachen sie wieder miteinander."

In einem anderen Fall half er einem älteren Bürger, einen Überweisungsschein auszufüllen. "Manchmal vergleiche ich mich mit einem Sozialarbeiter." Doch genau das zeichnet den Bezirksdienst aus: Bürgernähe und vor allem Zeit für den Bürger. "Streifen stehen oft unter Druck, der nächste Einsatz wartet schon." Heth und seine Kollegen bringen ein offenes Ohr mit, nehmen Hinweise und Anregungen aus der Bevölkerung auf. "Wenn sich Anwohner über Raser beschweren, fahren wir hin und überprüfen, ob die Wut berechtigt ist." Neben dem Durchführen von Verkehrskontrollen gehören zu den Aufgaben der Bezirksdienstbeamten auch die Fahrerermittlung, das Vollstrecken von Haftbefehlen, die Überwachung des Rückkehrverbots nach häuslicher Gewalt und die Opfernachsorge.

Viele Menschen sind nach Einbrüchen stark mitgenommen, leiden psychisch unter der Tat. "Wir halten den Kontakt zu den Opfern. Es hilft ihnen, wenn wir uns noch mal melden und mit ihnen reden", so Heth. Besonders traurig sei das Überbringen von Todesnachrichten. "Das erfordert viel Feingefühl und fällt umso schwerer, wenn man die betroffene Familie kennt." Die Bindung zum Bürger stellt Heth schon früh her. Verkehrserziehung im Kindergarten, Fahrradprüfung in der Schule – Anlässe, bei denen er ganze Familien kennenlernt. Jahre später trifft er die "Kleinen" wieder, beim Herzog-Wilhelm-Markt, beim Kartoffelfest oder an Karneval in Rohdenhaus. "Ich werde oft angesprochen, die Hemmschwelle ist niedrig und das genieße ich." Die Vielseitigkeit ist es, die Heth an seinem Beruf nach wie vor reizt. Spricht er im einen Moment mit einem Obdachlosen, hat er es im nächsten mit einem Firmenchef zu tun. "Da muss man rasch den Jargon wechseln", sagt er lachend. Dass er zum Bezirksdienst gegangen ist, bereut er nicht. Man wisse nie, was einen erwartet. "Auch nach so vielen Jahren im Dienst kann ich nicht sagen, dass ich schon alles gesehen hätte", zieht Heth ein Fazit. Denn jeder Tag ist anders.

(ft)
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