Mettmann Polizei wirbt für mehr Einbruchschutz

Mettmann · Aktionswoche: Im Kreis ist die Zahl der Einbrüche in einem Jahr von 866 auf 920 um 6,5 Prozent gestiegen.

"Terrassentür aufgehebelt, Fenster aufgebrochen": Bei der Polizei häufen sich die Anzeigen von Wohnungseinbrüchen. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres ist die Zahl der Einbrüche im Kreis in der Tat von 866 (erstes Halbjahr 2012) auf 920 um 6,5 Prozent angestiegen. Und die "Hauptsaison" für Einbrecher hat mit der dunklen Jahreszeit gerade erst begonnen.

Deshalb wirbt die Polizei landesweit für mehr Einbruchschutz. Im Kreis Mettmann ist Beratungsstelle Kriminalprävention/Opferschutz in Erkrath (Sedentaler Straße 110) in dieser Woche täglich (Ausnahme Sonntag) bis Montag, 25. November, von 9 bis 20 Uhr durchgehend geöffnet. Bürger können sich dort kostenfrei beraten lassen, wie sie ihre Wohnungen technisch sicherer machen. "Wir wollen nichts verkaufen", berichtet Klaus Fitzner, Kriminalkommissar von der Stelle Kriminalprävention: "Die Bürger schätzen unsere neutrale Meinung." Bei 80 Prozent der Einbrüche würden schlecht gesicherte Türen und Fenster aufgehebelt. Die Polizei erstellt gemeinsam mit dem Mieter oder Eigentümer ein persönliches Sicherungskonzept — kostenfrei.

Auch am Infomobil der Polizei können Einwohner in dieser Woche erfahren, wie sie Einbrechern das Leben schwer machen. Der Beratungsbus macht — jeweils von 12 bis 15 Uhr — heute in Haan Station (Neuer Markt), morgen in Ratingen (Marktplatz), am Donnerstag in Hilden (Warrington-Platz) und am Montag in Monheim (Rathausplatz). Zusätzlich kündigt Polizeisprecher Frank Sobotta Verkehrskontrollen an: "Wir wollen wissen, wer bei uns unterwegs ist."

Warum die Zahl der Einbrüche in den ersten sechs Monaten sich in manchen Kreisstädten wie Haan (von 59 auf 95) oder Wülfrath (von 16 auf 34) verdoppelt, in anderen wie Monheim (von 94 auf 71) Langenfeld (von 180 auf 159) deutlich reduziert hat, dafür hat die Polizei keine Erklärung. "Das kann ich nicht begründen", gibt Sobotta zu. Wurden früher Städte in Autobahnnähe von Einbrechern wegen der guten Fluchtmöglichkeiten bevorzugt, werde jetzt auch das abgeschiedene Haan-Gruiten von den Dieben vermehrt heimgesucht. An der Vorgehensweise der Täter habe sich wenig geändert. Bei Einfamilien- oder Reihenhäusern werde meist die rückwärtige Terrassentür, bei Wohnungen ein Fenster oder die Balkontür aufgebrochen, berichtet der Polizeisprecher. Die Wohnung junger Leute sei genau so einbruchsgefährdet wie die älterer Menschen. Was rät die Polizei? Fenster und Türen mit Riegel und Sperren sichern, erklärt Kriminalhauptkommissar Rainer Herbrand von der Erkrather Beratungsstelle: "Einbauen sollte die Technik aber ein Fachmann, damit sie auch funktioniert." Der Aufwand lohne sich. Vier von zehn Einbrüchen blieben im Versuch stecken. Mit Zeitschaltuhren und Licht könnten abwesende Bewohner Anwesenheit vortäuschen.

Der beste Einbruchschutz seien jedoch aufmerksame Nachbarn. Wenn die etwas Verdächtiges oder Ungewöhnliches bemerken, sollten sie sofort den Notruf 110 wählen. "Wir verzeichnen mehr Anrufe, aber noch nicht genug", berichtet Sobotta. Viele Bürger hielten ihre Beobachtungen für unbedeutet: "Das ist falsch. Für uns ist jede Kleinigkeit wichtig. Es gibt keinen Falschalarm.""80 Prozent der aufgeklärten Taten gehen auf Hinweise von Bürgern zurück", betont Landrat Thomas Hendele, Chef der Kreispolizei. Vor einigen Tagen löste ein Fremder nachts in einem Haaner Garten einen Bewegungsmelder aus. Als ein Bewohner in ansprach, flüchtete der Mann. Die alarmierte Polizei hielt wenig später in der Nähe ein Auto mit vier jungen Südosteuropäern an. Alles "alte Bekannte". Der nächtliche Eindringling war auch darunter. Die Polizei musste die mutmaßlichen Einbrecher jedoch laufenlassen. "Das Betreten des Grundstücks war nur Hausfriedensbruch, das Auto hatte ein Zollausfuhrkennzeichen, im Wagen war kein Diebesgut", erklärt Sobotta.

Der Fall zeige, warum es für die Polizei schwer geworden sei, Einbrecher dingfest zu machen. Die Täter würden häufig von Hintermännern gesteuert und reisten aus dem Ausland ein: "Nach dem Auftrag setzen sie sich ab. Die Beute verschwindet so schnell außer Landes, dass wir keinen Ermittlungsansatz finden." Die Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen liegt im Kreis bei 19,6 Prozent.

(RP)
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