Mettmann Polizei warnt vor Wucher bei Notdiensten

Mettmann · Zum Weltverbrauchertag heute geben Kripo und Verbraucherzentrale Tipps gegen unseriöse Schlüsseldienste.

 Andreas Adelberger, Elisabeth Schoemakers und Klaus Fitzner (v.l.) klären über Schlüsselnotdienste auf.

Andreas Adelberger, Elisabeth Schoemakers und Klaus Fitzner (v.l.) klären über Schlüsselnotdienste auf.

Foto: R. Matzerath

Mal eben runter zum Briefkasten laufen, um die Post zu holen — und oben vor zugefallener Tür zu merken, dass man keinen Schlüssel bei sich hat. Der Nachbar hat auch keinen Ersatz. Da hilft nur noch der Schlüsselnotdienst. Wenn dieser dann 400 Euro berechnet, ist der Ärger groß. Elisabeth Schoemakers, Leiterin der Verbraucherzentrale Langenfeld, die auch zuständig für Hilden ist, warnt mit ihren Kollegen aus Velbert und der Kripo vor Wucher bei den Notdiensten. Anlass ist der Weltverbrauchertag heute. "Das Missbrauchspotenzial bei Schlüssel-Notdiensten ist sehr groß", sagt Andreas Adelberger von der Verbraucherzentrale Velbert. "Es wurden schon 800 Euro für das Öffnen einer Tür verlangt — und bezahlt."

Zahlen darüber, wie viele schon von Schlüsseldiensten erpresst worden sind, gibt es bei der Polizei nicht, die wenigsten Fälle kommen zur Anzeige. "Wir gehen von einer hohen Dunkelziffer aus", sagt Klaus Fitzner von dem Kriminalkommissariat Vorbeugung in Hilden — und erklärt, wann die Polizei per Notruf gerufen werden sollte: Wenn der Handwerker droht ("Wenn Sie jetzt nicht bar bezahlen, dann schraube ich das Schloss wieder raus"), geht es um Nötigung.

Wenn ein Schloss unnötigerweise aufgebohrt und zerstört wird, obwohl einfache Handgriffe gereicht hätten, geht es um Betrug und Sachbeschädigung. Wucher kann angezeigt werden, jedoch ist das Geld erst einmal weg "und kaum wiederzubeschaffen", wie Schoemakers aus Erfahrung weiß. Damit es so weit erst gar nicht kommt, geben die Verbraucherschützer folgende Tipps:

Möglichst einen bekannten Schlüsseldienst rufen, nicht den ersten, der im Telefonbuch steht. Direkt fragen, von wo er anreist und wie lange das dauert. Klären, dass man nur einen Mitarbeiter bezahlt, nicht etwa zwei.

Einen Festpreis vereinbaren. Ortsüblich im Kreis Mettmann sind etwa 70 bis 100 Euro — inklusive Anfahrt. Die Innungen empfehlen 69 Euro pro Stunde. Wenn die Arbeit an der Tür nur fünf Minuten gedauert hat, werden nur die fünf Minuten bezahlt, zuzüglich Anfahrt. Zum Vergleich: In Neuss zahlt man für einen Einsatz montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr 40 Euro.

Niemals zum Barzahlen unter Druck setzen lassen. In Hilden ist es vorgekommen, dass zwei Handwerker eine alte Dame zum Geldautomaten begleitet haben, wo sie 500 Euro für die beiden abhob. Hier hätte sie die Polizei rufen sollen.

Einen Nachbarn bitten, das Geschehen mitzuverfolgen. "Nicht nur damit ein Zeuge zugegen ist, sondern auch, um dem Kunden psychologischen Beistand zu leisten", sagt Hauptkommissar Fitzner. Rechnungen grundsätzlich nur unter Vorbehalt und teilweise bezahlen. Da es nicht möglich ist, wie bei anderen Handwerksarbeiten üblich, die Rechnung im Nachhinein zu prüfen und zu begleichen.

"Es gibt kein Gesetz, das die Schlüsseldienste in ihrem Handeln reguliert" sagt Andreas Adelberger. "Das ist ein Problem."

(RP)
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