Pandemie in Mettmann Fast jedes zweite Kind weiter in Kita

Mettmann · Im harten Lockdown sollen Eltern ihre Kinder möglichst selbst zu Hause betreuen. Nicht alle Erziehungsberechtigten schaffen den Spagat zwischen Familie und Beruf. Mettmanns Notbetreuungen in den Kitas sind stark frequentiert.

 Aktuell nehmen in den fünf städtischen Kindertageseinrichtungen etwa 40 Prozent der Eltern die Betreuung für Ihre Kinder in Anspruch.

Aktuell nehmen in den fünf städtischen Kindertageseinrichtungen etwa 40 Prozent der Eltern die Betreuung für Ihre Kinder in Anspruch.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Wegen der prekären Corona-Lage und der hohen Anzahl neuer Erkrankungen bleiben die Kindergarteneinrichtungen im harten Lockdown bis auf eine Notbetreuung geschlossen. Gab es im Frühjahrslockdown noch Regelungen für den Nachwuchs von Eltern in systemrelevanten Berufen, gilt nun der Appell an alle, die Jüngsten möglichst zu Hause zu betreuen. Die geht allerdings an der Lebenswirklichkeit vieler Eltern vorbei.

 Angelika Schwarz betreut jetzt 20 von 44 Kindern.

Angelika Schwarz betreut jetzt 20 von 44 Kindern.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

„Aktuell nehmen in den fünf städtischen Kindertageseinrichtungen etwa 40 Prozent der Eltern die Betreuung für Ihre Kinder in Anspruch“, nennt Klaudia Beck, Abteilungsleitung Kindertagesbetreuung der Stadt Mettmann, aktuelle Zahlen. „Es handelt sich jedoch zum jetzigen Zeitpunkt lediglich um eine Momentaufnahme, da die Zahlen zwischen den einzelnen Tagen und Einrichtungen sehr stark variieren“, außerdem gelten die Einschränkungen erst seit vergangenen Montag.

„Eigentlich sind es 44 Kinder, die die Kita Obschwarzbach besuchen, im Moment betreuen wir etwa 20 Kinder“, sagt Angelika Schwarz, Leiterin dieser Einrichtung. „Sonst arbeiten wir offen, nun werden die Kleinen in zwei festen Gruppen betreut.“ Als „wirklich schwer“ beschreibt sie die Situation für viele Erziehende. Im Quartier gäbe es zwar viele Familien mit starkem Verbund, aber „viele berufstätige Eltern haben einfach keine andere Möglichkeit, als ihre Kinder wenigstens in reduziertem Umfang von uns betreuen zu lassen“. Anders lasse sich Beruf nicht mit Familie vereinbaren. Wer etwa Polizist ist, kann die Streife nicht ins Homeoffice verlegen.

Maximale Vorsicht herrscht in der Kita. Die Erzieher tragen Maske, Team-Sitzungen sind ausgesetzt und „damit die anderen Kinder merken, dass wir sie nicht vergessen haben“, werden für sie Spiel- und Beschäftigungsideen entwickelt, die dann per Mail verschickt werden.

Zu den Außer-Haus-Ideen zählen Anleitungen zum Basteln, Tipps zum Spielen oder auch Backrezepte. „Im Moment bereiten wir eine kleine Schnitzeljagd vor“, entsprechende im Wind wehende Zettel in Bäumen inklusive.

Auch Semra Konca, Leiterin der Kita Rheinstraße, bemerkt, wie Eltern an die Kapazitätsgrenzen stoßen, wenn sie Beruf und Kinderbetreuung vereinbaren müssen. „Die Tendenz ist steigend“, sagt sie über der sich in der Notbetreuung befindenden Kleinen. 103 Kinder tummeln sich in der Kita Rheinstraße regulär, jetzt sind etwa 42 da. „Der Appell ist klar: bleibt zu Hause. Aber wir versuchen zu helfen und vor allem unserem pädagogischen Auftrag nachzukommen.“ Deshalb sind die Kita-Leiterin und die Kolleginnen „immer anrufbar und in allen Notfallsituationen zur Stelle“. Berührend seien Szenen, in denen die Kinder, die derzeit zu Hause betreut werden ans Gelände kommen und man sich „quer über den Gartenzaun zuruft, wie es so läuft“.

Auch Bürgermeisterin Sandra Pietschmann ist klar, vor welch organisatorische Herausforderungen der Lockdown Familien stellt. „Eine Vielzahl an Kindern wird bereits schon außerhalb der Einrichtungen betreut.“

Um die Eltern in der Krise zu entlasten, hat sich die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen zusammen mit den Kommunen darauf verständigt, die Elternbeiträge für die Betreuung in Kitas, Kindertagespflege und Offener Ganztagsschule im Januar zu erlassen. Den Ausfall der Beiträge, die für Mettmann insgesamt 188.398 Euro betragen, teilen sich Land und Kommunen hälftig mit jeweils 91.799 Euro.

Der Haupt- und Finanzausschuss der Kreisstadt Mettmann hat am Dienstagabend einstimmig mit den vom Rat übertragenden Befugnissen dieser Regelung zugestimmt, wie Christian Barra aus dem Büro der Bürgermeisterin mitteilt.

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