An(ge-)dacht Ohne Sorge?

Mettmann · Kurzurlaub in Berlin. Programm zusammengestellt von einem unserer Söhne. Alternativ. Sonntag Mittag im "Mauerpark". Wir lernen, was Teilhabe bedeutet: für diejenigen, die sich Proviant eingesteckt haben, ist alles umsonst. Künstler zeigen ihr Können: Maler, Breakdancer, Musikanten der verschiedensten Musikrichtungen, Kunsthandwerker. Umsonst. Nein, nicht ganz!

Die Künstler brauchen den Applaus und bekommen ihn auch. Mitten auf der Wiese hat einer ein kleines Planschbecken aufgebaut, Dosen mit Seifenlauge stehen darin. Kinder und Erwachsene produzieren mit dem mitgebrachten Werkzeug Seifenblasen: viele kleine und auch riesengroße. Eltern, Großeltern und Kinder haben Riesenspaß. Die Augen leuchten. Vieles mehr ist noch zu bestaunen und bestaunenswerte Orte gibt es viele in Berlin: am Holzmarkt alternatives Wohnen und entspannen an der Spree, Gärtnern im Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof, offene Kirchen und vieles mehr.

Dienstag dann nach Potsdam. Nicht ganz so alternativ. Doch der Alte Fritz wusste auch, dass es mehr als alles gibt. Sein Rückzugsort war ein Gebäude, das für einen König geradezu bescheiden war. Sein Name? Sans souci - Ohne Sorge. Ohne Sorge um das Tägliche: Arbeit, Regierungsgeschäfte, Familie, Essen, Trinken, Kleidung und so weiter. Musik, philosophische Gespräche oder Theater dienten der Erbauung und Bildung.

Der Unterschied zum Mauerpark? Nach Sanssouci kamen nur die vom König selbst ausgesuchten Menschen. Teilhabe gab es nur für ein elitäres Völkchen. Das Volk ging leer aus. Lukas sagt in seinem Evangelium: "Das Leben ist mehr als Essen und Trinken" (Lk 12,23). Das materielle reicht nicht zum Leben. Lukas nennt diesen Mehrwert das Königtum Gottes. Das soll gesucht werden. Bei der Suche nach dem Königtum Gottes fällt der Schatz für den Himmel ab.

Alles kann man einem Menschen nehmen, diesen Schatz aber nicht. Was die Menschen in Berlin mit dem Mauerpark und anderen Projekten geschafft haben, ist Teil des Schatzes der Himmel. Der Alte Fritz wusste das auch. Auch wenn er diesen Schatz nur mit wenigen teilen wollte. Der Mann mit den Seifenblasen teilt mit allen - wie der Mann, der sein Leben mit allen teilte, bis er es für alle sogar hingab. Machen Sie sich doch auch auf die Suche nach dem Schatz der Himmel.

JOACHIM LENNINGHAUSEN, KATHOLISCHER KRANKENHAUSSEELSORGER IM EVANGELISCHEN KRANKENHAUS METTMANN

(RP)
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