Mettmann Nichtraucher freuen sich auf rauchfreie Kneipen

Mettmann · Roland Wirth ist ein Phänomen. Seit 24 Jahren ist er Nichtraucher, in seinem Auto ist Qualmen streng untersagt. Dennoch steht er seit 23 Jahren Tag für Tag im blauen Dunst, und zwar in seiner gemütlichen Eckkneipe Braukeller.

Angestellte, die es vor Rauchern zu schützen gilt, hat er keine. Auf ein neues Leben ganz Qualm ab Mai 2013 freuen sich nur ein paar Nichtraucher, die regelmäßig kommen und sich den Abend über in der Nähe der Lüftung aufhalten. Der Wirt selbst ist wenig erpicht auf die Neuregelung, genau wie die meisten seiner Gäste. "Wir haben hier eine super Entlüftungsanlage", sagt der Kneipier, "es muss keiner im Qualm stehen, ich auch nicht."

Sorgen um seine Gesundheit hat Wirth nicht. "Ich habe auch damals nicht aufgehört, weil es mir schlecht ging, sondern weil mich meine gelben Finger und die Tabakkrümel im Jackett störten. Außerdem bin ich Genießer, sowohl beim Essen als auch beim Küssen. Wer lässt sich schon gerne durch Zigarettenqualm den Geschmack verderben?", erklärt er. Dennoch: Dass Gaststätten künftig qualmfrei bleiben müssen, genau so wie Raucherclubs und Karnevalssitzungen, stinkt ihm. "Das ist Drangsalierung und hat nichts mit Gesundheitsschutz zu tun." Das sieht auch die Gewerkschaft Nahrung, Genuss und Gaststätten so. "Rauchfreie Eckkneipen lehnen wir ab. Schließlich gibt es dort kein Essen und Kinder dürfen dort auch nicht rein", sagt Karin Vladimirov aus Berlin.

"Vielleicht", räumt Wirth ein, "gibt es ja den ein oder anderen Nichtraucher, der sich ab Mai sagt: ,Endlich kann ich auch mal in diese schöne Kneipe gehen'. Das schließe ich nicht aus." Ob seine Stammgäste auch ohne Fluppe so zahlreich wie bisher zum abendlichen Plausch am Tresen erscheinen, kann er nicht abschätzen. Eine Alternative wird es für sie nicht geben. Nur eine Raucherin verkündet mit Nachdruck: "Ich komme dann nur noch im Sommer, wenn ich vor der Tür rauchen kann." Die anderen wollen Wirth die Treue halten. "Nichts kann mich davon abhalten, meine Lieblingskneipe zu besuchen", sagt einer.

Für Wirth ist die Entscheidung zum Nichtraucherschutz "blinder Aktivismus" der Politiker und Ablenkung von wichtigeren Problemen. Er hätte auch weiterhin ohne Angst vor gesundheitlichen Schäden zwischen den Rauchern im Braukeller gestanden. "Ich bewege mich im Sommer regelmäßig fünf Stunden lang auf dem Golfplatz. Da bekomme ich genug Sauerstoff." Arztchecks zeigten keine negativen Auswirkungen. "Mein Arzt kommt selbst zum Feierabendbier und drei Zigarettenlängen vorbei", sagt er.

(RP/rl)
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