Mettmann Nicht mit Worten sparen

Mettmann · Es tut mir einfach gut, wenn einer ein freundliches Wort zu mir sagt. Das zeigt mir: Ich bin etwas wert. Manchmal kommen einem Zweifel daran. Dann brauche ich gute Worte. Sie machen Hoffnung und deshalb machen sie stark. Ich brauche das ab und zu. Mir geht es gut. In unserem Land herrschen Sicherheit und ein vergleichsweise hoher Lebensstandard. Wie viel mehr brauchen die guten Worte, die wirklich nicht mehr aus noch ein wissen.

Die Türkei hat die Grenzen zu gemacht für Flüchtlinge aus Syrien. Das ist nachvollziehbar, werden Sie denken, will doch die Regierung den Lebensstandard sichern und Chaos verhindern. Aber was heißt das für die Leute in den Lagern, die nicht wissen, wie es weitergeht. Denen tät' ein freundliches Wort gut. In der vergangenen Woche hat uns so ein Wort begleitet. "Das geknickte Rohr wird er (Gott) nicht zerbrechen und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen." Jesaja hat so zu seinen Zeitgenossen im Namen Gottes gesprochen. Und sie hatten es bitter nötig nach der Rückkehr aus der Verschleppung. Das Land, das sie vom Erzählen kannten, gab es nicht mehr. Eigentum zählte nicht mehr. Der Stärkere lebte auf Kosten des Schwächeren. Haben geknickte Rohre Chancen? Dürfen glimmende Dochte auf eine Zukunft hoffen? Auf jeden Fall, denn bei Gott gibt es keine hoffnungslosen Fälle. Aber sie können es doch nicht allein, werden Sie denken, lieber Leserin und lieber Leser. Nein, sie können es nicht allein. Die Israeliten damals konnten sich auch nicht selbst das freundliche Worte Gottes sagen. Dafür gibt es andere. Jesaja zum Beispiel oder uns. Weil das Wort Gottes uns gut tut, deshalb können und sollen wir Gutes tun. Es kann uns nicht gleichgültig sein, ob Kinder an der syrischen Grenze lernen: Im Westen leben Geldsäcke, die für uns nichts Gutes übrig haben. Oder ob sie lernen: Es gibt Menschen, die mich nicht kennen, aber eine gute Botschaft für mich haben. Nicht jeder wird sich an dieser Hilfe beteiligen können. Aber die, die es können, sollten mit Gutem nicht sparen. Einen guten Sonntag.

Superintendent des ev. Kirchenkreises Niederberg

(RP)
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