Erkrath Nicht alleine sterben

Erkrath · "Sterben ist bei uns Christen keine Privatsache", sagen der katholische Pfarrer Christoph Biskupek und sein evangelischer Kollege Lutz Martini. Sie beklagen den Trend zur Verbrennung aus finanziellen Gründen.

Die Erdbestattung geht den Berg runter. Urnengräber und anonyme Bestattungen liegen im Trend — eine bedenkliche Entwicklung, die dem christlichen Glauben widerspricht, sagen Pfarrer Christoph Biskupek von der St.-Franziskus-Gemeinde in Hochdahl und sein evangelischer Kollege Lutz Martini in einem Gespräch anlässlich der Totengedenktage in diesen Wochen.

Sie machten nicht nur klar, wie sehr ihnen aus christlichem Glauben und aus Tradition an der Erdbestattung gelegen ist, sie wollten auch "einfach einmal in einem Wust sich ständig wandelnder Bestattungsangebote zeigen, "wie die Kirche in schweren Zeiten für die Menschen da sein möchte", sagte Lutz Martini im Haus der Kirchen. "Wir bieten mehr als jedes Serviceunternehmen. Wir begleiten den Menschen von der Geburt bis zum Tod", so Biskupek.

Würdiger Abschied zu Hause

"Für uns Christen ist Kranksein und Sterben keine Privatsache." Selbst wer aus der Kirche ausgetreten ist, kann mitunter auf den Beistand des Pfarrers zählen. Das Angebot für den Sterbenden und seine Angehörigen reicht von der Pflege zu Hause durch Diakonie oder Caritas über den ehrenamtlichen Besuchsdienst der Gemeinde und das tröstende Gespräch mit dem Pfarrer bis zum Gottesdienst auf CD, Krankenabendmahl und Aussegnung zu Hause. "Wir kommen gerne und kostenlos", versichern die beiden. Dass dabei hier und da auch ein praktischer Tipp zur Beerdigung gegeben wird, ist selbstverständlich.

36 Stunden lang dürfe man den Verstorbenen zu Hause behalten und in Ruhe von ihm Abschied nehmen. "Wir kommen ins Sterbezimmer und sorgen für eine würdige Feier", sagt Biskupek. "Der Todestag", erklärt Martini zum Trost, "ist für uns Christen der Geburtstag für das ewige Leben. Daran halten wir fest. Ganz früher haben sich die Menschen über diesen Tag gefreut."

Sorgen macht den Pfarrern der Trend zum Verbrennen des Leichnams aus finanziellen Gründen. "Der Aufwand für Beerdigungen wird weiter zurückgefahren. Immer mehr Menschen wollen für das Sterben kein Geld ausgeben", bedauert Biskupek. Die christliche Tradition verlange anderes. Zum Beispiel, dass der Tote seine Ruhe haben müsse und dem Leichnam keine Gewalt angetan werden dürfe, betont Martini. "Aus finanziellen Gründen sollte niemand verbrannt werden", sagt Biskupek. Deshalb sei auf dem katholischen Friedhof in Trills ein Urnengrab genau so teuer wie eine Erdbestattung. "Um ein Zeichen zu setzen."

(RP/rl)
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