Schwerpunkt Leerstände in Mettmann Neues Start-up belebt alten Blumenladen

Mettmann · „Sperling Bags“ sind zurzeit die Lieblinge der modischen Mettmannerin. Anderswo aber ist die Stimmung weniger gut.

 Björn Sperling verkauft in einem Geschäft an der Poststraße Taschen, die den Rucksäcken der Fahrradkuriere nachempfunden sind.

Björn Sperling verkauft in einem Geschäft an der Poststraße Taschen, die den Rucksäcken der Fahrradkuriere nachempfunden sind.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

„Schluss – Aus – Räumungsverkauf“, das ist zurzeit auf Plakaten zu lesen, die in den Schaufenstern des Schuhhauses Sinemus an der Kleinen Mühlenstraße hängen. Doch Inhaber Wolfgang Tenner beruhigt: Er will zum Jahreswechsel in den Ruhestand gehen und übergibt das Geschäft dann an den neuen Inhaber, der das Schuhhaus mit neuem Sortiment weiterführen will. Ein Leerstand droht also in diesem Ladenlokal fürs Erste nicht.

Nebenan aber steht schon seit Monaten ein weiteres Ladenlokal leer. Einst war dort, an der Freiheitstraße, ein Fotofachgeschäft und zuletzt ein Bekleidungsladen ansässig. Die Betreiberin hat ihren Betrieb verkleinert und ist umgezogen, sagt Michael Freiherr, der die Immobilie für eine Familienangehörige verwaltet. Das Haus ist also, wie nach Angaben von Mettmanns Wirtschaftsförderer Stephan Reichstein die Mehrzahl der Ladenlokale in der Kreisstadt, in Privateigentum. Doch einen Nachfolger für das leer stehende Ladenlokal zu finden, das ist „sehr schwierig“, sagt Freiherr.

 Im Schuhhaus Sinemus läuft derzeit ein Räumungsverkauf – das Geschäft bleibt allerdings bestehen.

Im Schuhhaus Sinemus läuft derzeit ein Räumungsverkauf – das Geschäft bleibt allerdings bestehen.

Foto: Rheinische Post/Alexandra Rüttgen

Seit März dieses Jahres suche er einen Nachmieter. Die Miete liegt bei 1350 Euro, bei gewerblicher Nutzung kommen noch 19 Prozent Mehrwertsteuer hinzu. Ein Vertrag mit einem Dienstleister sei bereits bis zur Unterschriftsreife gelangt, dann aber habe der Interessent zurückgezogen. Das Plakat, das zurzeit in dem Schaufenster hängt, offeriert die rund 120 Quadratmeter Verkaufsfläche denn auch als Büroräume. Wenn sich bis Ende des Jahres kein interessierter Einzelhändler mehr finde, „dann wird uns letztlich wohl nichts anderes übrig bleiben, als das Geschäft als Büro oder Wohnräume zu vermieten“, sagt Freiherr. So würde in Mettmanns Innenstadt ein weiteres Geschäft verloren gehen.

 Seit März dieses Jahres sucht der Verwalter Nachmieter für dieses leer stehende Ladenlokal an der Freiheitstraße.

Seit März dieses Jahres sucht der Verwalter Nachmieter für dieses leer stehende Ladenlokal an der Freiheitstraße.

Foto: Rheinische Post/Alexandra Rüttgen

Doch es gibt auch Positivbeispiele. Einst war in dem Ladenlokal an der Poststraße ein Blumenfachhandel, jetzt gibt es dort modische Accessoires: „Sperling Bags“ heißt der Name des Start-ups, und der junge Existenzgründer, der unweit des Jubiläumsplatzes Taschen nach dem Vorbild von Rucksäcken für Fahrradkuriere anfertigt, ist der 25 Jahre alte Wülfrather Björn Sperling. Eigentlich ist er studierter Maschinenbau-Ingenieur. Doch diesen Beruf wollte er nach seinem Abschluss nicht ergreifen, sondern baute stattdessen sein kleines Gewerbe aus, mit dem er sich schon während des Studiums finanziell über Wasser gehalten hatte. Gemeinsam mit seiner Freundin Katharina Schmidt betreibt er das erfolgreiche Geschäft. Seine aus Wasser abweisendem Stoff und Kork gefertigten, veganen Rucksäcke verkauft er deutschlandweit, in einem VW-Bus von Messe zu Messe reisend. „Wir leben davon, echt minimalistisch, aber man kann davon leben“, sagt der 25-Jährige.

Die Anwohner sind begeistert von „Sperling Bags“ und gehören bereits zu seinen Kunden: „Es ist schwierig, solche Geschäfte auf der Bahnstraße zu vermieten“, weiß Brigitte Fischer, die selbst Immobilienbesitzerin ist. Deshalb seien „alle in der Straße“ umso mehr „begeistert“, wie sie sagt. Doch es gibt einen Wermutstropfen: Sperling will nicht lange am Standort bleiben – „nur für kurze Zeit“ ist am Schaufenster zu lesen. Die Zukunft auch dieses Ladenlokals ist also auf Dauer ungewiss.

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