Corona-Krise im Kreis Mettmann Neuer Dezernent ist auch Krisenmanager

Mettmann · Marcus Kowalczyk ist seit Januar Sozialdezernent beim Kreis Mettmann – und sprang sofort ins kalte Wasser, denn er muss nun die Folgen der Corona-Pandemie organisieren. Ihm untersteht auch das derzeit viel gefragte Gesundheitsamt.

 Sozialdezernent Marcus Kowalczyk in seinem Büro. Täglich pendelt er von Bochum nach Mettmann.

Sozialdezernent Marcus Kowalczyk in seinem Büro. Täglich pendelt er von Bochum nach Mettmann.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Seit dem 1. Januar dieses Jahres ist Marcus Kowalczyk Sozialdezernent des Kreises Mettmann – und kaum war er im Amt, da stand der gebürtige Niederrheiner wohl vor der größten Herausforderung seines Berufslebens: der Corona-Pandemie.

Täglich pendelt er von Bochum nach Mettmann und zurück. Mit etwas Galgenhumor meint er: „Zu Zeiten der Corona Krise ist das kein Problem. Früh morgens sind die Autobahnen leer und mein Job gibt mir die Gelegenheit, abends etwas länger im Amt bleiben zu können.“

Schon sehr bald hat Marcus Kowalczyk die Bedrohung des Virus erkannt und sich und seine Familie auf die schützenden Einschränkungen der persönlichen Freiheiten eingestimmt, zumal sein kranker Schwiegervater von seiner Frau versorgt wird. Abstand ist das A und O in der Krise, natürlich neben der zwingend notwendigen Hygiene: Händewaschen nach Betreten und vor dem Verlassen eines Hauses und dazu zweimal „Happy birthday“ summen, dann ist die Dauer gerade richtig. Und natürlich Maske tragen – das jetzt erlassene Gebot ist ganz in seinem Sinn.

Die beiden erwachsenen Kinder des Ehepaares Kowalczyk sind auch wieder unter das Dach der Eltern geschlüpft, denn Uni und Schule sind geschlossen und Ehefrau Sandra arbeitet im Homeoffice.

Im Kreishaus wird vieles abgeändert. Sitzungen finden entweder per Video-Konferenz statt oder werden in entsprechend große Räume verlegt, in denen der Abstand gewährleistet werden kann. Als Sozialdezernent untersteht ihm unter anderem das Gesundheitsamt des Kreises Mettmann, in dem die Fäden von Information und Anordnungen in Sachen Corona zusammenlaufen. Zu dem Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Rudolf Lange, hat Marcus Kowalczyk sehr großes Vertrauen. Jeden Tag werden dem Dezernenten die neuesten Zahlen übermittelt, manchmal mehrfach, und natürlich steht das Amt in ständigem Kontakt zum Robert Koch-Institut in Berlin.

Doch was passiert mit positiv Getesteten? Kowalczyk erklärt: Das Gesundheitsamt muss bei Infektionen den oder die Betroffenen in Quarantäne schicken – überwacht wird das jedoch von den Ordnungsämtern der jeweiligen Städte. Wie lückenlos kann diese Kontrolle sein? Doch der Dezernent zerstreut die Bedenken und ist voll des Lobes über die Zusammenarbeit der verschiedenen Ämter.

Neben dem Evangelischen Krankenhaus in Mettmann ist ein Container aufgestellt worden, in dem bei Verdacht auf Infektion die Abstriche durchgeführt werden. In der Regel liegen die Ergebnisse nach zwei Tagen vor. „Der Test ist nicht schön, aber erträglich,“ sagt Kowalczyk, der aus Erfahrung spricht, denn auch bei der Kreisverwaltung hat es schon ein paar Corona-Fälle gegeben.

Für seinen Geschmack kamen die seit einer Wochen geltenden Lockerungen allerdings zu früh: Der Wochenmarkt in Bochum, den der Sozialdezernent gerne besucht hätte, war am Samstag rappelvoll und er machte kehrt.

Immer wieder betont der Verwaltungsfachmann die gute Organisation in der Kreisverwaltung und die Weitsicht der politisch Verantwortlichen. So habe Landrat Thomas Hendele schon sehr früh Räume in momentan nicht genutzten Häusern angemietet, in denen bis zu 130 Krankenbetten aufgestellt werden können. Zurzeit sind 99, in die dann bei Bedarf die nicht so schwer Erkrankten aus dem Krankenhaus verlegt werden können, um Corona-Patienten im Krankenhaus Platz zu machen. Unbedingt wollten die Verantwortlichen vermeiden, dass Zelte aufgestellt werden müssten. Auf die Frage, woher er denn mal eben 130 Krankenbetten bekommen habe, sagt der Sozialdezernent: „Wir haben uns sehr früh um diese Lösung bemüht und konnten die Betten besorgen. Das wäre heute kaum mehr möglich.“ Und selbst wenn diese Betten nicht alle gebraucht würden, zählt im Kreishaus die Devise: „Besser haben als brauchen.“ Frühzeitig geplant wurde auch die Corona-Hotline des Kreises, die bestens funktioniere. Die Mitarbeiter wurden geschult, um per Telefon Auskunft geben und gegebenenfalls das Gespräch zu einem Arzt weiterleiten zu können.

Was Marcus Kowalczyk trotz seines ruhigen Temperamentes aufbringt, ist, in einer solch weltweiten Krise nach Schuldigen zu suchen, wie das der amerikanische Präsident tut, gar Corona-Parties zu feiern oder auf dem Markt zu beobachten: Maske abnehmen und Küsschen geben. Da hört sein Verständnis auf. Er appelliert an die Mitverantwortung eines jeden Einzelnen für die Gesellschaft, denn die Krise ist erst zu Ende, wenn ein Impfstoff gefunden und dann auch in ausreichendem Maße vorhanden ist. Und das dauert.

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