Mettmann Neanderland-Biennale endet in Krakau

Mettmann · Die deutsch-polnische Zusammenarbeit bei der Neanderland-Biennale setzte sich in Krakau fort. Die Delegation aus dem Kreis Mettmann nahm an dem Festival teil.

 Melissa Pohlmann spielte in Krakau als verliebtes deutsches Hippiemädchen mit den polnischen Zuschauer. In Mettmanner war die junge Schauspielerin bei der Biennale als zarte Ophelia in "Hamlet" zu sehen.

Melissa Pohlmann spielte in Krakau als verliebtes deutsches Hippiemädchen mit den polnischen Zuschauer. In Mettmanner war die junge Schauspielerin bei der Biennale als zarte Ophelia in "Hamlet" zu sehen.

Foto: Lars Mader

Uwe Muth wollte die Grenzen des Kreises Mettmann überschreiten, und es ging weit darüber hinaus bis nach Krakau. Die in deutsch-polnischer Zusammenarbeit ausgetragene Neanderland-Biennale 2013 stellte den Intendanten vor die Aufgabe, dem kükenfrechen Theaterfestival ein sich von der Masse der Kulturangebote heraushebendes Gefieder zu verleihen. Denn nach dem Fest ist — wahrscheinlich — vor dem Fest. Ob es in zwei Jahren weitergeht, allein, mit Polen oder mit weiteren Partnerländern — die letzte Option verspricht zusätzliche Fördergelder — hängt von kulturpolitischen Entscheidungen ab.

Mit einem Etat von 300 000 Euro belebte die sechste Festausgabe als Mammutprojekt vom Neanderland ausstrahlend die Umgebung bis ins All hinein. Das Erkrather Stellarium half als bühnenreife Raumkapsel einer Inszenierung beim Abheben. Koordinatorin Meike Utke ließ zudem einen Dokumentarfilm drehen, damit die Schönheit der flüchtigen Theaterspiele noch lange nachwirken kann.

Derzeit sammelt sie harte Fakten über die Zuschauerzahlen zusammen, um Bilanz zu ziehen: "Schon jetzt kann gesagt werden, dass wir mehr Zuschauer als beim letzten Mal hatte, obwohl wir diesmal acht Aufführungen weniger hatten." Utke knüpft emsig an einem Neanderkultur-Netzwerk. Zu diesem gehören Akteure wie die Leverkusenerin Melissa Pohlmann, die bereits am heimischen Jungen Theater, am WTT Remscheid und als zarte Ophelia im Mettmanner "Hamlet" spielte. Am Mittwochabend spielte sie vor den Krakauer Tuchhallen ein in einen Polen verliebtes deutsches Hippiemädchen.

Die Zuschauer ließen sich begeistert für das Liebeswerben einspannen und gaben dazu osteuropäische Schminktipps. Eine in weiße Hemden festlich gekleidete Funkband spielte zum volkstümlichen Tanz auf, der in einem wilden Hochzeitsreigen endete. Eine Unterscheidung zwischen Publikum und Darstellern interessierte niemanden mehr und wäre auch nicht möglich gewesen.

Mit zum 26. internationalen Festival der Straßentheater Ulica nach Krakau waren neben den deutsch-polnischen Koproduktionen "Das gelobte Land" unter der Regie des gastgebenden Festivalintendanten Jerzy Zon auch die Biennale-Gruppen Circus Monte Sandino aus Monheim, und das Theater N.N. aus Köln gereist. Auftrittsort für das von Michal Nacon bilingual inszenierte "Emigranten" war das traditionsreiche und legendäre Teatr KTO. Schwüle Luft und eine die Sinne schärfende Dunkelheit sorgten dort für ein existenzielles Erlebnisse eines Warten auf Godot, allerdings ohne Hoffnung, dass sich in diesen Männerdialog jemals Besinnung einschleichen könne. Zurück auf dem windgekühlten und weitläufigen Marktplatz, der gleich drei riesige Bühnen Platz bot, trafen die deutschen Kulturboten auf ein kunstsinniges und internationales Publikum.

Für Intendant Muth zeigten die diesjährigen Produktionen die Stärken des kreiserweiternden Events deutlich auf: "Es sind die ungewöhnlichen Orte, die unsere Festivals als Alleinstellungsmerkmal ausweisen." Atmosphärisch greifbar sei dies, neben Krakau, am deutlichsten bei der "Göttlichen Komödie" nach Dante geworden, die in einem per Zufall entdeckten leerstehenden Haus der Langenfelder LVR-Klinik zelebriert worden war.

Landrat Thomas Hendele schlug bereits den Monberg und die Langenberger Altstadt als zukünftige ungewöhliche Aufführungsorte vor. Die Krakauer lehrten die Neanderländer noch eine Inspiration: Wenn die Sonne untergeht, geht die Welt auf.

(lard)
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