Erkrath Nächstes Jahr wird in Portugal gesungen

Erkrath · Der Madrigalchor Millrath hat viele Pläne für das nächste Jahr. Das Adventskonzert in diesem Jahr war einmal mehr ausverkauft.

 Der Madrigalchor Millrath sang in der Neanderkirche ein adventliches Konzert.

Der Madrigalchor Millrath sang in der Neanderkirche ein adventliches Konzert.

Foto: Dietrich Janicki

Zum allweihnachtlich vorgetragenen adventlichen Konzert des Madrigalchors Millrath war die Althochdahler Neanderkirche,wie zu diesem Anlass gewohnt, ausverkauft. Schon eine halbe Stunde vor Beginn hatten die Zuschauer Platz genommen, schließlich geht es bei dieser Traditionsveranstaltung auch ums Sehen und Gesehenwerden. Viele Sänger aus anderen Chören waren gekommen, um die lokalen Konkurrenten und das ungewöhnliche Kölner Gastduo "MandoFlue" freundschaftlich wohlmeinend zu begutachten.

Das Zusammenkommen und gesellige Beisammensein ist für den unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten Madrigalchor neben dem Gesang die zweite tragende Säule des Vereinslebens. Über die sechs Jahrzehnte des Bestehens wurden durch Besuche und Gegenbesuche internationale Kontakte zu Chören in England, den USA und Italien gepflegt. Am Sonntag unterstützte mit Paul Dickie ein singender Brite aus der Partnerstadt West Lancashire die Millrather. "Mit Menschen aus anderen Ländern zu musizieren, gehört zu den Highlights in der Vereinsgeschichte", findet der Vorsitzende Wolfgang Kockel.

Der Tenor sang schon als Jugendlicher im Chor und blickt auf eine fast 50-jährige Gesangskarriere zurück.

In der klassischen Choraufstellung mit seiner hohen Stimme auf die Position des Rechtsaußen festgelegt, agiert Kockel abseits der Bühne als treibende Kraft des Chores und sorgt für Grundschwung. Zwar treten die Damen des Chores in feurigem Rot auf, doch den Chorcharakter spiegelt die Farbe nicht wider. Den Madrigalchor prägt ein Habitus der Zurückhaltung. Kein anschwellender Bocksgesang überrumpelt das Publikum. Seit dem Dienstantritt des Chorleiters Carlos Reigadas perfektionierte man den eigenen Stil zwischen gepflegtem Pianissimo und moderatem Fortissimo.

Durch das Archiv des Proberaums verfügt der Chor über eine Notenbibliothek von 300 zusammengetragenen Werken. "Die haben wir nicht alle parat, aber nach kurzem Proben können wir sie wachrütteln", berichtet Kockel.

Für das diesjährige Adventskonzert hat Dirigent Reigadas entschieden, viele neue Stücke einzustudieren. Er bestimmt das Programm, die Sänger haben nur Beratungsrecht. Dies strikte Regiment verdeutlicht, dass der Chor, trotz aller Dezenz, keineswegs ambitionslos ist. Reigadas liebt konzentrierte Aufmerksamkeit, bestätigt Kockel: "Er verlangt von uns, dass wir immer Kontakt haben, besonders bei Brüchen in der Taktsequenz."

Auf die Probe stellte der Dirigent seinen 40-köpfigen Chor und das Publikum beim gemeinsam gesungenen "Nun freut euch, ihr Christen". Nach dem Vers "Christus der Heiland stieg zu uns hernieder..." setzte er mit einer wischenden Armbewegung eine dramatische Pause. Sportler würden in diesem Moment beim Klang ihrer Nationalhymne die Hand aufs Herz legen oder den Blick zur Flagge erheben. Nach dem Auskosten der hymnischen Stille ließ Reigadas durch einen energischen Fingerzeig den Lobpreis zu: "...kommt lasset uns anbeten, den König, den Herrn".

Für das kommende Jahr steht für die Sänger im Alter zwischen Mitte Dreißig und Mitte Siebzig eine Fahrt in das Heimatland der Eltern des Chorleiters — Portugal —, die Teilnahme an dem Erkrather Chörefest zugunsten des neuen Flügels im März in der Stadthalle, das seit fünf Jahren immer im Mai begangene Brunnenfest an der Alten Millrather Schule, ein Sommerkonzert und schließlich wieder das Adventskonzert auf dem Programm.

(lard)
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