Geistliches Wort aus Mettmann Nachhaltige Menschenwürde

Mettmann · Nicht nur die Wirtschaftskrise sollte uns nachdenklich machen – auch der Umgang mit den Mitmenschen, mit Arbeitskräften und der Natur. Dazu ruft jetzt Pastor Sebastian Hannig auf.

 Sebastian Hannig

Sebastian Hannig

Foto: Marcel Derksen

Die Corona-Krise macht deutlicher denn je: Der Lebenspuls unserer Gesellschaft ist der Konsum. Seit Wochen hört man, dass unser Wirtschaftssystem Opfer und sogar Todesfälle verursacht, wenn es nicht wieder zur alten Form zurückfindet. Macht es niemanden stutzig, dass wir ein Wirtschaftssystem errichtet haben, das so aufgestellt ist, dass es Menschenleben fordert, wenn es zu Veränderungen kommt? Wie will man dann einen Wandel hin zur Nachhaltigkeit bewerkstelligen? Aber das ist ja nicht alles. Letztes Jahr ist durch „Fridays for Future“ wieder stärker in den Blick gekommen, was wir durch unser Konsumverhalten der Umwelt antun, also wie wir die Natur töten. Viele sind über diese Tatsache zurecht entsetzt. Aber wo wird deutlich zur Sprache gebracht, dass der Konsum nicht nur Natur vernichtet, sondern auch Menschenleben? „Black Lives Matter“ hat viele zum Aufhorchen und Umdenken gebracht. Das ist gut so. Jetzt wäre es Zeit, die Bewegung „Every Life Matters“ ins Leben zu rufen, und dabei u.a. die Opfer der Konsumgesellschaft in den Blick zu nehmen. Denn unser Wirtschaftssystem ruiniert das Leben vieler Menschen nicht nur dann, wenn es wegen Corona eingeschränkt ist, sondern es gehört zum Grundbestand unserer Konsumgesellschaft, dass Natur und Menschen ausgebeutet werden. Nur für die Länder der Reichen ist Konsum der Lebenspuls. Für einen Großteil der Menschheit bedeutet er stattdessen ein Ausbluten. „Nachhaltigkeit“ ist – falls sich das neue Umweltbewusstsein durchsetzt – die Maßgabe für eine neue Wirtschaft. Eine „nachhaltige Menschenwürde“ sollte mindestens ebenso eindringlich für einen Wandel unserer Gesellschaft eingefordert werden. Denn die oft zitierten „Enkel“, die unsere Generation einmal wegen der Umweltschäden anklagen könnten, sind weiter weg als die unzähligen Stimmen, die schon heute schreien, dass wir ihre Lebensgrundlagen aktiv vernichten. Es ist bei allen Bewegungen wie „Fridays for Futures“, „Black Lives Matter“ immer das gleiche: Es darf nicht nur bei Worten, Demonstrationen oder Zeitungsartikeln bleiben. Ich muss anfangen, etwas zu ändern. Sonst ändert sich nichts.

Pastor Sebastian Hannig Katholische Kirche Mettmann

(RP)
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