Naturschutz Ärger über Schäden im Park

Erkrath · Schöne Bescherung: Bei den Vorbereitungen für einen Weihnachtsgottesdienst sind Teile der großen Wiese im Morper Park zerstört worden. Bürger fragen sich, warum die Veranstaltung nicht im dafür viel besser geeigneten Turek-Stadion stattgefunden hat.

 Schweres Gerät auf der grünen Parkwiese: Uli Schimschock hat die Schäden von Dezember 2021 dokumentiert.

Schweres Gerät auf der grünen Parkwiese: Uli Schimschock hat die Schäden von Dezember 2021 dokumentiert.

Foto: Schimschock

Der ganz große Aufschrei ist ausgeblieben, aber treuen Spaziergängern sind sie doch aufgefallen, die nach wie vor tiefen Spuren auf der großen Wiese im Morper Park, die technische Ausrüstung für einen Weihnachtsgottesdienst der Freikirchlichen Gemeinde dort hinterlassen hat. Es war eben keine kleine, besinnliche Runde, sondern, wie die Gemeinde später nicht ohne Stolz berichtete, mit zirka 1500 Besuchern aus der Region vor Ort und weiteren 3100 bei der Live-Übertragung in die heimische Stube „eine der größten Veranstaltungen, die in Erkrath und Umgebung je zu Weihnachten veranstaltet wurde“.

Daher die Bühne, die mit Diesel-Lkw betriebenen Scheinwerfer und die mobilen Toiletten, die allesamt mit schweren, die Wiese zerfurchenden Lkw in den als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Park gehievt worden waren, in dem Hunde an die Leine müssen und Radfahren verboten ist. Man habe ja Verständnis für das Versammlungsbedürfnis einer Gemeinde in Corona-Zeiten, zumal an Weihnachten. Aber muss das unbedingt in einem naturnahen, denkmalgeschützten Park stattfinden, der zum respektvollen Umgang mit der Umwelt auffordert, fragen Bürger.

Diese Art des Umgangs mit der Grünfläche Morper Park, die der Erholung und dem Schutz von Flora und Fauna dienen soll, vermisst beispielsweise Lokalpolitiker Uli Schimschock, der dort häufig unterwegs ist. Er setzt sich dafür ein, dass Veranstaltungen, für die mit schwerem Gerät aufgebaut werden muss, künftig nicht mehr im Morper Park stattfinden dürfen. Es sei nichts einzuwenden gegen die jährliche „Art in the Park“ der Künstlergruppe Neanderart, die ihre Stände entlang der Wege aufbaue und „ein harmonisches Miteinander von Natur und Mensch“ praktiziere. Alles andere gehöre nicht dorthin, sondern, zum Beispiel, in eine Sportstätte wie das Toni-Turek-Stadion, in dem die komplette Infrastruktur – Tribüne, Lautsprecher, Toiletten – vorhanden sei und nicht erst mühsam und auf Kosten der Natur herbeigekarrt werden müsse, sagen Uli Schimschock und weitere Bürger, die nicht genannt werden möchten.

Wie Marc Stosberg von der veranstaltenden Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde „Treffpunkt Leben“ auf Nachfrage einräumt, hat „das Turek-Stadion bei unseren Überlegungen keine Rolle gespielt“. Der Morper Park sei als schönes Parkgelände schnell die erste Wahl für die Veranstaltung gewesen. Da die Stadt keine Einwände erhoben habe, sei der Weihnachtsgottesdienst dort durchgeführt worden. „Aber der Gedanke, im Stadion Open-Air-Gottesdienste durchzuführen, ist eine Überlegung wert. Natürlich müsste man berücksichtigen, dass das Stadion ja Vereinsgrund ist und nicht städtisch“, so Stosberg. Schon vor einigen Jahren habe die Treffpunkt-Leben-Gemeinde nach anderen Orten für den Weihnachtsgottesdienst gesucht, um einem stetig wachsenden Interesse zu begegnen. „Die Gottesdienste platzten schon länger aus allen Nähten“, so Stosberg. Durch Corona habe sich der Fokus auf Open-Air-taugliche Plätze gerichtet, von denen einige (Bahnstraße/Alt-Erkrath, Flamme-Parkplatz/Unterfeldhaus oder Erkrath/Neue Mitte) geprüft wurden, sich aber letztlich als zu klein, anderweitig reserviert oder nicht freigebbar erwiesen hätten. Daher sei die Wahl schließlich auf den Morper Park als weitere Option gefallen.

Nach der  Veranstaltung habe es eine Begehung mit dem Grünflächenamt gegeben, bei der lediglich „Schäden im kleinen Rahmen“ vermerkt worden wären. Die Gemeinde, die von der Stadt vorab zur Beseitigung eventueller Schäden verpflichtet worden war und die Auflage erhalten hatte, Gehölze nicht zu beschädigen, muss die Reifenspuren auf der Wiese füllen und mit Nachsaat versorgen, was bei geeigneter, trockener Witterung „baldmöglichst geschehen wird“. Die dort einmal mit Hilfe der städtischen Abfallberaterin gesetzten Krokusse würden sich „nach einer Auffüllung mit gesiebtem Oberboden und entsprechendem Saatgut in der nächsten Vegetationsphase regulieren“, heißt es aus dem Rathaus.  Auch die Krokusse unter dem verdichteten Erdboden in der Reifenspur würden wieder durchwachsen.

Wegen der ihrer Einschätzung nach nicht gravierenden Schäden betrachtet die Stadt ihre Abwägungsentscheidung zwischen dem Nutzen der Veranstaltung und den möglichen Folgen weiterhin als „verhältnismäßig und richtig“. Regelmäßige Veranstaltungen dieser Art werde es im Morper Park allerdings nicht geben: „Neben dem Gottesdienst fand hier in den vergangenen Jahren nur die Kunstausstellung „Art in the Park“ statt. Weitere Veranstaltungen sind nicht in Sicht.“

Ratsmitglied Uli Schimschock (einst SPD, jetzt fraktionslos) beschwichtigt das nicht. Für ihn sind die Beschädigungen im Park „erheblich“, weshalb er sich weiterhin für ein Verbot von größeren Veranstaltungen mit Fahrzeugen und/oder Bühnen im Morper Park einsetzen will.

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