Mettmann Nach 330 Bewerbungen Job gefunden

Mettmann · Ehemalige Arbeitslose berichten, wie sie eine neue Anstellung gefunden haben. Das Job-Center unterstützte sie.

Wie Menschen, die keinen Job haben, wieder Arbeit finden, berichteten gestern ehemalige "Kunden" des Job-Centers aus ihrer eigenen Erfahrung. Der Monheimer Erich vom Rath (60), mehrfach schwerbehindert, hatte keine Arbeit. Der ehemalige Geschäftsführer einer Spedition setzte "sich nicht aufs Sofa", sondern wurde selbst aktiv. Als Hartz IV-Empfänger berichtete er im Job-Center von seiner misslichen Situation, aber auch vom Plan, ein Café in Monheim zu eröffnen.

"Die Bezüge, die für ein halbes Jahr ausgezahlt werden, wurden daraufhin von uns weitergezahlt, weil wir eine gute Chance sahen, dass Erich vom Rath seine Idee verwirklichen kann", sagt Job-Center-Geschäftsführerin Martina Würker.

Im Jahr 2011 eröffnete vom Rath das erste Café, "in den nächsten Tagen geht das zweite Geschäft in Lagenfeld an den Start", sagt er selbstbewusst. Und er sagt noch etwas: "Eigeninitiative wird immer siegen. Es kommt niemand vorbei und fragt, brauchst du Arbeit."

Eigeninitiative entwickelte auch Wolfgang Oehlerich (55). Er hatte in mehreren Berufen gearbeitet, zuletzt war er für Werbung in Parkhäusern zuständig. Auch er verlor seinen Job. "Ich habe 330 Bewerbungen geschrieben. Noch nicht einmal zu einem Vorstellungsgespräch hat man mich eingeladen."

An einer Straße in Hilden stellte er ein Plakat mit seinem Foto, seiner Telefonnummer und mit dem Hilferuf auf, dass er Arbeit suche. Diese ungewöhnliche Werbung in eigener Sache blieb ebenfalls erfolglos. Das Job-Center half weiter und nahm ihn in ein dreijähriges Förderprogramm auf. Jetzt hat er einen ungefristeten Arbeitsvertrag bei einem Kölner Unternehmen, arbeitet dort als Hausmeister und ist zuständig für den Fahrtzeugpark.

Nil Adameit (42), alleinerziehende Mutter, kam vor zehn Jahren aus der Türkei nach Deutschland und suchte dringend einen neuen Job. Sie arbeitete bei Discountern, war dann zwei Jahre arbeitslos. "Beim Job-Center habe ich Hilfe bekommen", sagt sie und strahlt. Ihre Bewerbungs-Unterlagen wurden überarbeitet. Sie selbst verteilte Flyer mit ihren persönlichen Daten in Geschäften und auf der Straße. Heute arbeitet Nil Adameit als Kassiererin in einem Geschäft in Velbert. Alleinerziehend ist auch Bianca Wuillemet (25). Sie hat eine dreieinhalbjährige Tochter.

"Ich wollte arbeiten und eine Ausbildung machen", sagt sie. Sie wandte sich an Heike Belli, die ein Friseurgeschäft in Ratingen betreibt. Auch hier sprang das Job-Center ein und unterstützt den Arbeitgeber, der das Jahrespraktikum möglich gemacht hat.

Mittlerweile hat Wuillemet einen festen Ausbildungsvertrag, und "nur sehr gute Noten", sagt sie stolz. Demnächst wird sie ihre Ausbildung abschließen. "Die Kinderbetreuung ist gerade bei Alleinerziehenden das A und O", sagt Würker. "Auch im Falle von Frau Wuillemet haben wir eine Tagesmutter gefunden." Würker macht Arbeitslosen Mut, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. Dazu gehöre das Job-Center mit seinen vielfältigen Möglichkeiten.

(RP)
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