Seltene Musikinstrumente Musik und Therapie mit dem Hapiton

Mettmann · Birgit van Beuningen hat 150 Instrumente, die sie für ihre Arbeit einsetzt. Allerdings möchte die Mettmannerin gerne auch mal ein Konzert geben.

 Birgit van Beuningen spielt unter anderem Hapiton.

Birgit van Beuningen spielt unter anderem Hapiton.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

In eine faszinierende Welt taucht der Besucher ein, wenn er die Räume von Birgit van Beuningen betritt, die ihre musiktherapeutische Praxis in Mettmann an der Bahnstraße betreibt.

Musiktherapie, allein dieses Wort löst schon Assoziationen aus – Harmonie, Wohlbefinden – und das strahlt die Therapeutin auch aus. In der Reihe der RP „Seltene Instrumente“ hat Birgit van Beuningen wohl den Vogel abgeschossen, denn schon am Telefon lachte sie: „Davon habe ich ca. 150 Stück“!

Ihr kleines Eldorado beherbergt Instrumente wie das Hapiton, dem Hang ähnelnd, das Scharango, ein Zupfinstrument, das extra für sie aus einem alten Apfelbaum gefertigt wurde, das Carillon, eine Art Glockenspiel, ein ocean drum, mit dem Meeresrauschen erzeugt werden kann und, und und. Gitarren und Klavier, Akkordeon – natürlich auch – die sind aber nicht selten.

Der Werdegang dieser Frau ist wirklich außergewöhnlich. Zunächst studierte sie Sport und Musik in Kassel und unterrichtete als normale Lehrerin. Ein zweites Studium schloss sich in Musiktherapie an, danach machte sie eine Gesangsausbildung und danach  eine Ausbildung zur Psychotherapeutin und in einem Zusatzstudium auch noch zur neurologischen Musiktherapeutin.  Und so ganz nebenbei hat sie fünf Kinder bekommen und erzogen.

Birgit van Beuningen hat die Gabe, mit Hilfe der Musik, Schwerstkranken Linderung zu verschaffen. Schlaganfallpatienten, die durch die Spasmen große Schmerzen erdulden müssen,  kann sie mit ihren Instrumenten  Entspannung schenken, demente Patienten finden ein kleines bisschen Glück und partielle Erinnerung, wenn sie Klänge erzeugen oder Lieder hören – selbst Patienten im Wachkoma entlockt die Musik manchmal wieder Reaktionen.

Ein sensationelles Erlebnis hatte die Therapeutin   auf der Reha care, wo sie einen Vortrag über vibro- akustische Instrumente hielt. Eine halbseitig gelähmte Schlaganfallpatientin stellte sich als Probandin zur Verfügung und erlebte nach eigenen Angaben, dass sie nach 20 Jahren erstmals wieder ihren Arm spüren konnte.

Birgit van Beuningen arbeitet in Krankenhäusern, auf Palliativstationen, in Hospizen  mit Parkinson-, Schlaganfall- oder auch Krebspatienten. Aber  auch mit Kindern, die mit Behinderungen zur Welt gekommen sind. Kinderdemenz, Autismus, Verhaltensstörungen, Depressionen – all solchen Patienten könne sie Linderung verschaffen, sagt sie.

Bei einem Selbstversuch konnte die Autorin erleben, wie sie auf einer Klangliege, einer Art Massageliege an deren Unterseite die ägyptische Tambura befestigt ist und von der Therapeutin gespielt wird, wirklich entspannte – einfach wohlig.

Durch den Klangteppich lösen sich Blockaden, das vegetative Nervensystem wird angesprochen und das sog. Limbische System kann bei dementen Menschen alte Informationen nach oben spülen.

„Musik ist die Sprache der Seele“, so diese vielseitig gebildete Frau, die auch Sterbende begleitet und ihnen und den Angehörigen damit Kraft schenkt.

Erst seit einigen Jahren hat Birgit van Beuningen einen Internetauftritt. Ihre Arbeit wurde von Mund zu Mund bekannt. Die Kosten ihrer Arbeit werden nicht von den Krankenkassen übernommen, aber Stiftungen ermöglichen manche Behandlung. So hilft die Hannelore-Kohl-Stiftung und auch die Mettmanner Benninghoven Stiftung hat schon einmal Behandlungen finanziert.

Gerne würde die engagierte Musikerin ihre Instrument mal nicht für Behandlungen einsetzen, sondern einmal ein meditatives Konzert geben – möglichst in einem Raum, der Meditation zulässt – vielleicht in einer Höhle im Neandertal.

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