Mettmann Mundart hat viele Facetten

Düsseldorf · Die Aulen Mettmanner versuchen, den Dialekt zu retten. Vorsitzender Helmut Kreil und seine Mitstreiter bieten Kurse für Freunde des Mettmanner Platts an.

Die Pflege der Mundart gehört bei den „Aulen Mettmannern“ ist ein fester Bestandteil der Vereinsarbeit. Beim letzten Mundartnachmittag, an dem auch 21 neue Mitglieder der Heimatvereinigung teilnahmen, erzählten Aulen Vorsitzender Helmut Kreil und Vorstandsmitglied Rudi Meinke Geschichten in Mettmanner Platt. Christoph Zacharias sprach mit Helmut Kreil über die Bedeutung und die Zukunft des Dialektes.

Wie und wann haben Sie Mettmanner Platt gelernt?

Kreil Mettmanner Platt habe ich nicht gelernt, sondern es war einfach die Muttersprache. Obwohl meine Eltern untereinander stets hochdeutsch sprachen, war für uns Kinder das Platt die Umgangssprache beim Spielen.

Früher galt Platt kallen als normal. Warum ist der Dialekt zurück gegangen?

Kreil Das Platt als Umgangssprache hat nach dem Zweiten Weltkrieg immer mehr an Bedeutung verloren, weil durch den Zuzug von vielen tausend Menschen aus den ehemals deutschen Ostgebieten sich sehr viele andere Regionalsprachen mit unserer Heimatsprache vermischten. Was geblieben ist, ist der rheinische Slang.

Wo liegen die Wurzeln des Mettmanner Platts?

Kreil Die Wurzeln unserer Muttersprache liegen sicherlich in der Eigenart der Menschen. Die dörfliche Gemeinschaft und der Mangel an Mobilität ließen Sprachformen entstehen, die, wenn auch nur mit geringen Abweichungen, doch zu erkennen waren. Vor dem Zweiten Weltkrieg konnten wir an der Sprache erkennen, wo der Andere zu Hause war. Ob Wülfrather, Velberter, Heiligenhauser oder Ratinger, oder gar Düsseldorfer, wurden auf Anhieb richtig zugeordnet.

Warum wird Mundart heute nicht in der Schule gelehrt?

Kreil Mundart war meines Wissens nie ein Lehrfach. Wir hatten in der Grundschule einen Lehrer, Peter Hackspiel, der seinen Unterricht in Mundart abhielt. Er galt als Original.“ Du Döppen , pass besser op“, war eine seiner Redensarten. „Du dummer Junge, pass besser auf“

Die Aulen bieten Mundartkurse an. Wie ist die Resonanz?

Kreil Die Pflege der Mundart ist unter anderem eine der Aufgaben, denen sich die „Aulen Mettmanner“ verschrieben haben. Ein seit einem Jahr laufender Kursus mit etwa 20 interessierten Mitgliedern ist ein Anfang. So sehr auch das Interesse bei den Teilnehmern vorhanden ist, müssen wir erkennen, dass damit unser Platt nicht gerettet werden kann.

Es existieren CDs, in den Geschichten auf Platt erzählt werden. Wer kauft die?

Kreil Wir haben eine Auswahl von Mundartgedichten und Geschichten unseres Heimatdichters Fritz Geldmacher auf einer CD zusammengetragen. Zum besseren Verständnis sind in einer beiliegenden Broschüre alle Beiträge nachzulesen. Die Resonanz hat unsere Erwartungen erfüllt. Jedoch ist die Auflage noch nicht vergriffen.

Wie kann man die Mundart retten?

Kreil Die Umgangssprache ist keine in sich gefestigte Sprache, sie passt sich den ständig geänderten Lebensumständen an. Beispiel: die Übernahme von Ausdrücken aus dem französischen Sprachschatz während der Zeit, als das Herzogtum Berg französisches Staatsgebiet war. (Trottoar- Bürgersteig, Paraplü- Regenschirm) Heute wird unsere Umgangssprache nicht zuletzt durch die Computertechnik beeinflusst und sehr zu unserem Leidwesen mit englischen und amerikanischen Ausdrücken verfremdet.

Spricht ihr Enkelsohn eigentlich Platt?

Kreil Unser Enkelson lebt in Solingen und ist nur sporadisch in Mettmann. Trotzdem ist er an dem Mettmanner Platt sehr interessiert, ohne es flüssig zu sprechen.

Können Sie ein paar Sätze auf Mundart erzählen und gleich die Übersetzung mitliefern?

Kreil Watt ech op Platt he‘i saren well, es nit domm Tüch on loss Jekäll. Als Kengk han ech et schon jeliert, em langen Lewen utprobiert. (Was ich auf Platt hier sagen will ist kein dummes Zeug und loses Gerede. Als Kind habe ich es schon gelernt und im langen Leben ausprobiert.)

(RP)
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