Erkrath Mütter mit Elternführerschein

Düsseldorf · Frauen aus Zuwanderer-Familien setzen sich mit Kindererziehung auseinander.Ziele: Selbstvertrauen von Kindern stärken und Stress bei Vätern und Müttern abbauen.

In der Familie von Kafa Kayed ist es nicht anders, als in vielen deutschen Familien. „Wenn mein Mann abends nach der Arbeit nach Hause kommt, sieht er unsere drei Kinder höchstens eine halbe Stunde lang. Dann wird auch nicht groß rum gemeckert oder es werden Verbote ausgesprochen“, erzählt die Palästinenserin. Kindererziehung bleibt oft Frauensache. Doch wie setzen sich Mütter gegen aufmüpfige Kinder durch? Was ist, wenn vermeintlich liberale Erziehungsmethoden nicht greifen?

Mutter ist Chef der Familie

„Auch in den Zuwanderer-Familien spielen Methoden der Kindererziehung eine immer wichtigere Rolle“, sagt Angela Adolphy. Die Sozialpädagogin leitet das Internationale Müttercafé in der Grundschule Sandheide. Ihre Idee, für die Mütter einen Kurs mit dem Namen „Elternführerschein“ anzubieten, stieß auf große Resonanz.

Bis zu 20 Mütter, die aus Ländern wie der Türkei, Libanon, Syrien und Marroko zugewandert sind, beschäftigten sich in den vergangenen Wochen mit Themen wie „Selbstvetrauen des Kindes stärken“ oder dem Umgang mit so genannten „schwierigen Erziehungsfragen“. Im Kurs wurde nicht nur graue Theorie, sondern es gab auch handfeste Tipps. Das wichtigste sind klare Regeln, an die sich Kinder und Eltern halten. Dazu komme, Konsequenzen anzudrohen und sie auch durchzuziehen, sollten die Regeln gebrochen werden.

„In einem Buch haben wir ein Beispiel dazu gelesen“, sagt Kafa Kayed, die den Frauen, die noch nicht so gut Deutsch verstehen, im Kurs übersetzt hat. „Es ging um ein Kindergartenkind, das sich nicht anziehen wollte. Da hat die Mutter es im Schlafanzug ins Auto gesteckt und ist so zum Kindergarten gefahren“.

Kafa Kayed lacht, als sie die Geschichte erzählt, so etwas würde sie mit ihren Kindern nicht machen, aber es gehe eben darum, Konsequenzen nicht nur anzukündigen, sondern auch durchzuziehen.

„Im Fachjargon heißt das „autoritativer Erziehungsstil“, erklärt Angela Adolphy. Der schließe ein, die Entwicklung des Kindes zu fördern und dem Kind klar zu machen, was man wolle. Aber auch die liebevolle Begleitung gehöre natürlich dazu. Eltern sollten Vorbilder bleiben. „Wir haben uns auch untereinander viele Tipps gegeben“, sagt Kafa Kayed.

Klare Ansagen

Hausarbeiten haben die Frauen ebenfalls aufbekommen. Es wirkt schon Wunder, wenn die Mutter von Formulierungen wie „Könntest du mal“ abrückt. Irgendwann „könne“ das Kind dann wirklich nicht mehr, „Mach das“ sei da die klare, bessere Ansage.

Ein Zertifikat, dass die Frauen teilgenommen haben, gibt es nicht. „Uns reicht, das wir viel gelernt haben“, sagt Kafa Kayed.

(RP)
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