Wülfrath Mordversuch oder Affekt?

Düsseldorf · War es ein gezielter Mordversuch oder eine Affekthandlung, als der Türke Saban E. am 11. März in der Wülfrather Wohnung der Familie mehrfach auf seine Ehefrau Fatma einstach? Wo liegen die Gründe für die Tat und war sie vorhersehbar?

 Über den Balkon gelangten die Einsatzkräfte in die Wohnung.

Über den Balkon gelangten die Einsatzkräfte in die Wohnung.

Foto: Achim Hüskes

Um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, wurden gestern vor der 5. großen Strafkammer des Landgerichts Wuppertal Zeugen befragt: Der Notarzt, der die Frau als erster behandelt hatte, ein Facharzt für Rechtsmedizin, der Arbeitgeber des Angeklagten, sein bester Freund und Arbeitskollege, eine Nachbarin aus dem Mehrfamilienhaus und drei Verwandte.

"Jeder der Messerstiche hätte tödlich sein können", beurteilte der Rechtsmediziner die Tat. Allein die Tatsache, dass die Leber durchstochen und die dahinter liegende Gallenblase verletzt worden sei, zeige, dass mit erheblicher Kraft zugestochen wurde.

Bei den zwei Stichen sei das Herz nur durch glückliche Umstände nicht getroffen worden. Nur dem schnellen Eintreffen der Rettungskräfte sei es zu verdanken, dass die Frau nicht verblutet sei.

Zeugen befragt

In welchem Zustand sich der Angeklagte vor der Tat befand, versuchte der Vorsitzende Richter bei der Zeugenbefragung zu ergründen. Dem Chef aus der Schleiferei, in der Saban E. arbeitete, waren zuletzt gehäufte Fehlzeiten und ständige Geldnöte aufgefallen.

Sein Arbeitskollege und bester Freund C. schilderte, dass Saban E. ungewöhnlich schweigsam gewesen sei. Allerdings hätten sie niemals über ihr Privatleben gesprochen. Fatma E. habe er nur zweimal gesehen, aber nie mit ihr gesprochen.

Saban E. hingegen hatte seine Frau mehrfach beschuldigt, ein Verhältnis mit seinem Freund C. zu haben. Auch die Schwägerin, in deren Wohnung im selben Haus sich die verletzte Fatma E. gerettet hatte, sagte aus, über die Ehe der Beiden sei nie gesprochen worden. Sie wusste lediglich, dass Fatma sich von ihrem Ehemann habe trennen wollen und ihn der Wohnung verwiesen habe. Eine Cousine und die Mutter des Opfers bezeichneten die Ehe in ersten Aussagen als gut. Was unter "gut" verstanden wurde, kam erst durch intensives Nachfragen zutage.

Saban E. habe seine Frau sehr geliebt, das habe man an seiner Eifersucht gesehen, so die Cousine. Er habe Fatma jedoch zu Unrecht beschuldigt und ständig unter Druck gesetzt. Fatma E.'s Mutter sagte, bis 2006 hätte sie geglaubt, in der Ehe sei "alles in Ordnung".

Schläge des Ehemanns, teilweise mit krankenhausreifen Verletzungen, seien aber schon vorher vorgekommen. Zuletzt war Fatma E. zur Versöhnung nicht mehr bereit. Sie wollte die Scheidung. — Der Prozess wird am 24.11. fortgesetzt.

(RP)
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