Ratingen Ein großer Freiluft-Spaß
Ratingen · Auf der Naturbühne Blauer See in Ratingen spielt Michel aus Lönneberga seine Streiche.
Die Feuerprobe hat das Ensemble bravourös gemeistert. Bei 35 Grad nutzten die Schauspieler an diesem Tag auf der Naturbühne am Blauen See in der Nachbarstadt Ratingen alle nur denkbaren Tricks, um in der sengenden Hitze die Aufführung von Michel aus Lönneberga gut zu überstehen.
Die Perücken wurden angefeuchtet, ebenso die Unterzieh-T-Shirts. Und Michel klemmte sich gleich zwei Wassereis unter die Arme. „Es war hart an der Grenze“, sagt im Nachhinein Tanja Bockelkamp, Sprecherin von Theater Concept, das in dieser Saison Michel auf die Bühne am Blauen See bringt. „Wir hatten zunächst überlegt, Trinkpausen wie bei Fußballspielen einzulegen. Doch davon haben wir abgesehen“, sagt Bockelkamp. Stattdessen wurden überall auf der Bühne Wasserflaschen deponiert, so dass die Trinkeinlagen ins Stück integriert wurden. Und damit gingen die Schauspieler auch ganz offensiv um und erklärten, dass es zu Michels Zeit zwar keine Plastikflaschen gegeben habe, das Trinken jetzt aber sein müsse.
„Die Schauspieler sind echt kernig“, lobt Tanja Bockelkamp die Kollegen.
Denn selbst der Fall ins Wasser, in vergangenen Jahren stets ein erfrischendes Vergnügen, ist in diesem Sommer eher wie das Eintauchen in eine mit warmem Wasser gefüllte Badewanne.
Es werden auch zwei Gebärdendolmetscher dabei sein, die vor der Tribüne den Text übersetzen. „Der Kölner Verein Geco ist vor ein paar Jahren an uns herangetreten“, sagt Tanja Bockelkamp. Seither kommen einmal pro Spielzeit zwei Dolmetscher zu einer Aufführung. Dieses Angebot verbreiten die Beteiligten vor allem über die sozialen Netzwerke, so dass Betroffene davon erfahren. „Die Dolmetscher bekommen vorher unser Textbuch“, sagt Bockelkamp. So können sie sich auf das Stück vorbereiten.
Bisher gab’s Michel – mit Ausnahme des Eröffnungswochenendes zu Pfingsten – nur am Sonntag zu sehen und bei speziellen Schulveranstaltungen. Mit Beginn der Sommerferien aber startet für die Schauspieler sozusagen die Hauptsaison. Denn ab dem 20. Juli wird zusätzlich auch mittwochs und samstags gespielt.
„Bislang läuft es gut“, sagt Bockelkamp nach den ersten Vorstellungen. Die Hitze setzt den Besuchern auch weit weniger zu als den Schauspielern, denn die sitzen auf der Tribüne im Schatten. Und Kinder und Erwachsene haben ihren Spaß, wenn Michel auf der Bühne seine Späße treibt und zu allem familiären Unglück auch noch mit dem Kopf in der guten Suppenschüssel stecken bleibt.
Das männliche Pendant zu Pippi Langstrumpf ist zwar längst nicht so stark, hat dafür aber noch mehr Streiche auf Lager – zu sehen in den Sommerferien.