Mettmann Schüler engagieren sich für das Gedenken an die Pogromnacht

Mettmann · Zum 81. Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November 1938 hatte das Mettmanner Bündnis für Toleranz und Zivilcourage zu einer Gedenkveranstaltung am Koburg-Mahnmal eingeladen. Mit der Reichspogromnacht begann die systematische Verfolgung und Ermordung der Juden durch die Nationalsozialisten.

 Fünf Schüler aus der Klasse 12 des Heine-Gymnasiums trugen eine emotionale Rede vor, die sie im Unterricht erarbeitet hatten.

Fünf Schüler aus der Klasse 12 des Heine-Gymnasiums trugen eine emotionale Rede vor, die sie im Unterricht erarbeitet hatten.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Gut 100 Menschen fanden sich am Mahnmal ein, an dem Parteien und Verbände Kränze niedergelegt hatten.

„Seit drei Jahren beziehen wir Schüler in die Veranstaltung mit ein, die jüngere Generation soll sie auch mittragen“, sagte Markus Kier, Koordinator des Bündnisses. In diesem Jahr hat ein Geschichtskursus des Heinrich-Heine-Gymnasiums (HHG) mit Lehrer Cristoph Zacharias eine Rede vorbereitet. „Wir haben die Rede im Unterricht erarbeitet und die Deportation der beiden jüdischen Familien Bach und Kowalski aus Mettmann thematisiert, um durch den lokalen Bezug eine emotionale Nähe zu schaffen“, erläuterte Zacharias. Die Schüler seien sehr engagiert gewesen und hätten sich freiwillig zum Vortragen gemeldet.

Fünf Schüler aus Klasse 12 trugen die emotionale Rede vor, Emily Wiegand, Lea Martin, Lena Höbel, Jule Hecker und Jan Grapenthin: „Über das Thema im Unterricht zu sprechen, fand ich interessant und richtig gut. Es betrifft uns ja alle“, meint der Schüler. Die Schüler berichten, dass die beiden Familien und ihre Kinder am 27. Oktober 1941 von der Gestapo abgeholt und einen Tag später von Düsseldorf aus in das Ghetto Litzmannstadt-Lodz transportiert wurden. „Mitte Mai ging es weiter in das Todeslager Chelmno.“ Dort wurden sie letztendlich in Unterwäsche in einen Lastwagen getrieben. „Der Fahrer verband das Auspuffrohr mit einem Metallschlauch, der ins Innere des Wagens geleitet wurde. Er ließ den Motor zehn Minuten laufen, so dass die Menschen im Inneren erstickten“, heißt es in der Rede. „Wir alle müssen Zeichen setzen gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit“, betonen die Schüler. Denn auch das soll die Veranstaltung zeigen: Dass das Einstehen für Demokratie und Humanität wichtig ist – nicht zuletzt wegen der derzeitigen rechtsextremen Gewalt. „Was vor 80 Jahren passiert ist, darf nicht wieder passieren. Ich finde die aktuelle Entwicklung einfach furchtbar“, sagt ein Mitglied des Aktionsbündnisses.

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung, die das Mettmanner Blockflötenensemble begleitete, wurde in der evangelischen Kirche das Theaterstück „Hatten sie schon einmal Zuvielcourage“ aufgeführt. „Über das Förderprogramm ,Demokratie leben‘ konnten wir das Stück finanzieren“, berichtete Markus Kier. Die beiden Schauspieler Karin Kettling und Jürgen Albrecht beschäftigen sich interaktiv damit, ob man sich gegen rechtsradikale Parolen im eigenen Umfeld wehren muss und wie das funktionieren kann.

Karin Kettling tat zunächst so, als habe sie selbst eine fremdenfeindliche Einstellung. Sie spielte diese Rolle so gut, dass drei mutige Menschen aufstanden und aus Protest die Kirche verließen. „Eigentlich traurig, dass die meisten sitzen geblieben sind“, kommentierte eine Dame aus dem Publikum.

Das Koburg-Mahnmal am Lavalplatz soll an die Menschen erinnern, die zwischen 1933 und 1945 in der Koburg im Neandertal und im Braunen Haus an der Bismarckstraße von den Nazis misshandelt und getötet wurden. Das Mahnmal besteht aus schwarz gestrichenen Stahlrohren, die zusammengeschweißt drei überdimensionale Gefängnistore darstellen.

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