Praktikantin der Woche Per Praktikum zum Traumjob Pferdewirtin

Mettmann · Petra Siegel hat 2012 den Verein VLIPS ,Verein für Lernen und Integration im Pferdesport, gegründet. Unter dem Motto „es ist normal, verschieden zu sein“ lernen Kinder und Erwachsene mit unterschiedlichem Förderbedarf zusammen den Umgang mit Pferden kennen. Jetzt absolviert Cathi Rawe hier ein Praktikum.

 Cathi Rawe (15) ist durch das Praktikum auf dem Reiterhof Halfeshof von ihrem Berufsziel überzeugt: „Ich werde Pferdewirtin!“.

Cathi Rawe (15) ist durch das Praktikum auf dem Reiterhof Halfeshof von ihrem Berufsziel überzeugt: „Ich werde Pferdewirtin!“.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der braune Wallach hat offensichtlich keine Lust. Anstatt dem Mädchen am Führstrick zu folgen, möchte er lieber Gras vom Wegrand zupfen. „Mann, Espadon“, schimpft seine Begleiterin und zieht seinen Kopf hoch. Die 15-jährige Cathi muss heute die Pferde von der Weide holen. Das gehört zu den Aufgaben ihres Praktikums. Wenig begeistert gibt das Pferd schließlich nach und lässt sich von der Weide aufs Paddock bringen – einen kleinen umzäunten Sandplatz. Hier ist die temporäre Meinungsverschiedenheit schon wieder vergessen: Cathi krault Espadon, und der schubbert sie seinerseits zurück, möchte mehr Aufmerksamkeit. Und das bringt das junge Mädchen zum Lachen. Aber eigentlich lacht Cathi sowieso ständig, wenn sie mit Pferden zusammen ist. Deswegen möchte sie auch mit ihnen arbeiten – später mal im Beruf als Pferdewirtin.

Die 15-Jährige Catharina Rawe absolviert ein schulbegleitendes Praktikum. An einem Vormittag pro Woche ist sie von der Schule freigestellt. Dann hilft sie im Betrieb von Petra Siegel mit. Die Reittherapeutin hat ihre beiden Pferde auf dem Mettmanner Gut Halfeshof stehen. Hier bietet sie Reitunterricht, Reittherapie und Bodenarbeit an, für Kinder und Erwachsene. So wie für Cathi Rawe, die Trisomie 21, das Down-Syndrom, hat. Der Weg zum Traumberuf ist für sie schwieriger als für andere Teenager. Für den Einstieg hat die Schülerin Praktika für sich entdeckt.

Cathis Praktikum ist das erste, das die Sozialpädagogin in dieser Form anbietet. Gefördert wird es vom Verein „wünschdirwas“. Ohne einen Sponsor könnte Siegel solche Praktika nicht anbieten. „Auch wenn Cathi mir viele Aufgaben abnimmt, habe ich natürlich einen Betreuungsaufwand“, erklärt sie. Unterstützung bekommt Cathi außerdem von ihrer Integrationshelferin Hannah Schluksznat.

Die Studentin begleitet Cathi seit zweieinhalb Jahren in die Schule und kommt auch mit zum Halfeshof. „Ich versuche aber, mich möglichst im Hintergrund zu halten“, erzählt sie. Cathi solle den Arbeitsalltag möglichst selbstständig bewältigen.Am „Praktikums-Vormittag“ hilft Cathi bei den alltäglichen Aufgaben. „Die Weide und der Paddock müssen abgeäppelt werden“, zählt die Schülerin auf. „Dann holen wir die Pferde rein und putzen sie schon mal. Und dann müssen wir noch Heu holen. Sonst haben die beiden nichts zu essen.“

Von allem wird Cathi als fleißig gelobt. Bevor sie mit der Arbeit auf dem Halfeshof beginnt, muss sie sogar noch eine Stunde zur Schule. „Nachmittags habe ich aber frei.“ Das Praktikum bei Petra Siegel soll sechs Monate dauern. In der Zeit möchte Cathi möglichst viel über den Alltag mit den Pferden und die Arbeit hinter den Kulissen lernen. Ihren Berufswunsch hat die Schülerin schon klar vor Augen: „Ich will Pferdewirtin werden.“

Das war spätestens nach ihrem ersten Praktikum klar, dafür war sie auf dem Abenteuerspielplatz Hilden, dort kümmerte sich um die Tiere – auch Ponys waren dabei. Petra Siegel und ihre Pferde kennt sie, seit sie ein Kind war. „Cathi hat vor 12 Jahren in einer Spielgruppe bei mir angefangen“, erzählt Siegel. „Später hat sie dann voltigiert und war eine absolute Bereicherung für die Gruppe.“

Heute ist noch eine neue Praktikantin mit dabei: Veronika te Brake studiert Sozialpädagogik und beginnt nun ihr Praxissemester bei Petra Siegel. An ihrem ersten Vormittag kümmert sie sich mit Cathi zusammen um die Versorgung der Pferde. Später wird sie bei Siegel auch die Therapieangebote mit begleiten.

„Die Pferde sind das ideale Umfeld, um Begegnung zu lernen“, sagt die Reittherapeutin. „Langfristig ist es mein Wunsch, dass ich mir ein inklusives Team aufbauen und Menschen wie Cathi fest anstellen kann.“ Um Ausbildungen für Menschen mit Behinderungen oder anderem Förderbedarf zu ermöglichen, müsse sie jedoch erst Sponsoren finden. Auch Cathi plant schon für die Zukunft: Nach ihrem Praktikum in Mettmann möchte sie auch noch an einem anderen Stall aushelfen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort