Tierisches aus Mettmann Tschüss, Dr. Müschenich – und danke !

Mettmann · Nach 35 Jahren in der eigenen Mettmanner Praxis geht Tierarzt Martin Müschenich (64) in den Ruhestand. Ein Nachfolger hat sich nicht gefunden. Ein Abschiedsbrief .

 Tierarzt Martin Müschenich geht nun in den Ruhestand.

Tierarzt Martin Müschenich geht nun in den Ruhestand.

Foto: Sabine Maguire

Lieber Doc Müschenich, ganz ehrlich, ich bin traurig. Eigentlich wollte ich nur mal auf der Homepage gucken, wie man in Zeiten wie diesen einen Termin bekommt. Und dann steht dort das: Der Doktor hört Ende April auf. Neben mir saß mein Chow Chow-Mädchen und kratzte sich pausenlos an den Ohren. Wir brauchten dringend Ihre Hilfe, mal wieder. Und ja, Sie lesen richtig, ich meine tatsächlich „wir“. Es war schon immer so: Wenn es den Tieren nicht gut ging, lagen meine Nerven blank. An das erste Mal in Ihrer Praxis kann ich mich gar nicht mehr erinnern, vermutlich war ich mit einer der Katzen zum Impfen da. Als „Bezel“ sich dann an einem Samstagnachmittag einen Hühnerknochen in den Kiefer gerammt hatte, war ich gerade zum Studieren nach Wuppertal gezogen. Ohne fahrbaren Untersatz, ein Freund kam mit seinem Auto. Und Sie eilten nach unserem Notruf in die Praxis. Ich erinnere mich daran, dass wir Sie mitten aus einer Familienfeier herausgerissen haben. Dass Ihre Frau Ihnen über all die Jahre hinweg den Rücken freigehalten hat? Das brauchen Sie eigentlich gar nicht zu erzählen. Wir wussten es immer, wenn wir zu den unmöglichsten Tages- und Nachtzeiten um Hilfe gerufen haben – und wir sind Ihrer Familie unendlich dankbar. Ja, Sie lesen richtig, wir haben Sie auch nachts aufgeschreckt. Es war ein Samstagabend, als Kater Felix sich auf zwei Beinen aus dem Garten durch die Türe in die Wohnung schleppte. Ich war gerade dabei, meinen Geburtstag zu feiern. Die Familie war entsetzt, und mir liefen bei diesem herzzerreißenden Anblick die Tränen. Es war neun Uhr abends, darf man da noch bei Ihnen anrufen? Man durfte! In der Not überschreitet man wohl so manche Grenze, Sie haben es uns nicht übelgenommen. Der kleine Kerl hatte sich bei einem Sturz die Hüfte ausgekugelt – dass wussten wir bald, als sie ihn zu nächtlicher Stunde geröntgt hatten. Jäh aus der Feierlaune gerissen, war die Geburtstagsgesellschaft froh, dass Heilung möglich war. Alle gingen beruhigt nach Hause, wir fielen erschöpft ins Bett.