Betreuung der Jüngsten Tagesmütter fühlen sich allein gelassen

Mettmann · In der Corona-Pandemie fühlen sich die Tagesmütter im Stich gelassen. „Wir brauchen vom RKI eine klar formulierte Wiederzulassungstabelle, an der wir und die Eltern sich orientieren können“, geht der Blick in Richtung Politik.

 Tagesmutter Doris Krohn-Gagaik, hier mit Jakob (li) und Anna, beide zwei Jahre jung, die sie betreut.

Tagesmutter Doris Krohn-Gagaik, hier mit Jakob (li) und Anna, beide zwei Jahre jung, die sie betreut.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Allein in Mettmann gibt es derzeit 16 Großtagespflegen und 30 Einzeltagespflegen. Zusammen stellen sie rund 240 Betreuungsplätze. Durch das Betretungsverbot, das am 13. März ausgesprochen wurde, durften nur noch Kinder von Eltern in systemrelevanten Berufen betreut werden. Derzeit betreuen 15 der 16 Großtagespflegen, ab Montag sind es sogar wieder alle 16. Und 26 der 30 Einzelpflegen betreuen ebenfalls.

Auch Doris Krohn-Gagik ist eine Kindertagespflegerin, die normalerweise fünf Kinder betreut. Sie ist nicht nur mit den übrigen Tagespflegestellen, sondern auch mit 73 Kommunen im täglichen Austausch und weiß: „Der überwiegende Teil derer, die Risikopatienten sind, betreut.“ Das liegt vor allem daran, dass die Tagespflege keine Einrichtung ist und es sich finanziell nicht leisten kann, den Dienst einzustellen. Eine große Angst herrscht hier.

„Ich habe Asthma und darf nicht mehr betreuen, dann sind wir finanziell am Ende“, sagt Doris Krohn-Gagik. Viele hätten angemietete Räume, hätten viel investiert in die Tagespflege der Kinder. „Wenn wir ausgebremst werden, sind wir ruiniert“, sagt sie. Denn so etwas wie Kurzarbeitergeld existiert nicht für die Kindertagespflege. „Wir haben 30 Ausfalltage im Jahr, ob nun für Urlaub oder Krankheit.“ Nach diesen 30 Tagen gibt es keine finanzielle Absicherung mehr.

Und 30 Tage sind in dieser Corona-Krise schnell um. Auch, was das Sicherheitskonzept betrifft, wurde die Kindertagespflege allein gelassen. „Wir haben alles in Eigenarbeit entwickelt, in Vernetzung untereinander“, erzählt Doris Krohn-Gagik. Genauso mussten die Betreuer die Schutzkleidung – sofern überhaupt erhältlich – aus der eigenen Tasche zahlen. Dabei ist die Kindertagespflege aus der Kinderbetreuung nicht mehr wegzudenken – gerade, weil sie so familiennah ist.

„Seit dem Betretungsverbot war ich mit den Familien, mit den Kindern ständig verbunden. Wir hatten WhatsApp- und Chat-Gruppen. Bis Anfang Mai haben wir die Zeit zusammen durchgestanden, ich war mit den Kindern täglich per Video-Chat verbunden.“ Deshalb möchte Doris Krohn-Gagik die Kindertagespflege auch noch einmal ganz deutlich ins Bewusstsein rufen: „Wir sind da, sind präsent und kümmern uns über die Maßen um die Kinder und Familien, ohne Rücksicht auf unsere eigene Gesundheit.“ Denn in der Kindertagespflege kann man nicht mit Masken arbeiten. „Wir machen Sprachförderung, die Kinder müssen unsere Lippenbewegungen sehen, die Worte klar und deutlich hören können.“

Doris Krohn-Gagik hat ihre Kindertagespflege kurzerhand nach draußen verlegt. „Ich bin die einzige Wald-Kindertagespflege“, meint sie lachend. Dennoch hat sie Angst um ihren Berufszweig und formuliert klare Forderungen an die Politik: „Wir brauchen vom RKI eine klar formulierte Wiederzulassungstabelle, an der wir und die Eltern sich orientieren können.“ In dieser Tabelle müssen die Symptome und die Maßnahmen klar benannt sein. „Außerdem brauchen wir eine finanzielle Absicherung, wenn wir selbst an Covid 19 erkranken oder ein Kind erkrankt und wir deshalb nicht betreuen können.“ Und die dritte Forderung ist „eine Übergangslösung für Betreuer der Kindertagespflege, die Risikopatienten sind, damit sie finanziell abgesichert sind, bis ein Medikament oder Impfstoff auf den Markt kommt.“ Dabei denkt sie an eine Art Kurzarbeitergeld für die Kindertagespflege. Nur dann könne gewährleistet werden, „dass es die Kindertagespflege auch nach Corona noch gibt.“

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