Glaube im Wandel Kirchenaustritte zwingen zum Umdenken

Mettmann · Auch die Pfarrei in Mettman geht den „Pastoralen Weg“: Sie muss sich an die neuen Strukturen anpassen.

 Pfarrer Herbert Ullmann spricht mit einer frisch getauften Siebenjährigen. 2019 zählte die Pfarrei 93 Taufen, aber 122 Austritte.

Pfarrer Herbert Ullmann spricht mit einer frisch getauften Siebenjährigen. 2019 zählte die Pfarrei 93 Taufen, aber 122 Austritte.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Zum Jahreswechsel mahnt der Leitende Pfarrer Herbert Ullmann von der Katholischen Pfarre St. Lambertus eine stärkere Eigenverantwortung der Ehrenamtlichen und eine größere Flexibilität der Gemeindemitglieder an. Im Erzbistum Köln würden sinkende Einnahmen bei gleichzeitig wachsender Ausgabenlast, vor allem aber die „stark abnehmende Zahl von Kirchenmitgliedern sowie Pastoralen Diensten zum Umdenken“ zwingen.

Damit greift Ullmann ein Thema auf, das im Erzbistum Köln durch den „Pastoralen Zukunftsweg“ bereits angestoßen wurde und sich nun auch in den Mettmanner Gemeinden bemerkbar macht. Erzbischof Kardinal Woelki spricht in diesem Zusammenhang von einer „Erosion des kirchlichen Lebens“, einem „Abwärtstrend“, dem die katholische Kirche etwas entgegen setzen muss. Daher sei der Pastorale Zukunftsweg ein „Suchweg“, der nicht nur Antworten finden soll, sondern zwingend auch neue Strukturen mit sich bringt.

Diese sind nötig, denn der katholischen Kirche laufen nicht nur die Mitglieder weg. Mit 18.472 Austritten im Jahr 2018 erreicht die Zahl im Erzbistum seit 1980 einen Höchstwert, im gleichen Zeitraum sank die Zahl der Gottesdienstbesucher von 537.896 auf 152.115 – ein beständiger Aderlass, dessen Ende nicht abzusehen ist. Zugleich arbeiten immer weniger Menschen in so genannten pastoralen Diensten, also als Priester und Diakone, Pastoral- und Gemeindereferenten. Der jüngste Priesterlehrgang des Erzbistums brachte gerade mal drei Absolventen hervor.

Auch die Katholische Pfarrei in Mettmann kann sich diesem Trend nicht entziehen. Im vergangenen Jahr gab es 122 Kirchenaustritte, eine Zahl, die seit 2012 (damals waren es 59) stetig gestiegen ist. Hinzu kamen 142 Sterbefälle. Ihnen gegenüber stehen 93 Taufen – ein im Vergleich erfreulicher Wert, denn diese Zahl lag 2012 bei lediglich 79 und war seither nie so hoch wie im vergangenen Jahr. 2019 gab es außerdem 91 Erstkommunionen (2012: 117) und und 128 Firmungen (2012: 94). Die Zahl der Gottesdienstbesucher, gezählt jeweils im März, sinkt: 2019 waren es 1053, 2012 noch 1263. Und auch jeweils im November ist die Zahl zwar insgesamt höher, aber ebenfalls sinkend: 2019 waren es 1210, 2012 noch 1475.

Seinen Blick richtet Ullmann daher nun vor allem in den Sommer dieses Jahres. Wenn die Pfarreien in Mettmann und Wülfrath mit dann fast 20.000 Katholiken von nur noch einem Seelsorge-Team begleitet und geführt werden, beginne die nächste Phase der „notwendig stärkeren Eigenverantwortung“, erklärte Ullmann. Dazu müssen die Gemeindemitglieder bereit sein: „Wer sich nicht selbst verändern will, der wird verändert – auch über seinen Kopf hinweg.“

Beim so genannten „Regionalforum“ des Pastoralen Zukunftsweges in Düsseldorf haben sich auch Vertreter der Pfarrgemeinde St. Lambertus in Mettmann mit den aktuellen Herausforderungen beschäftigt und in Arbeitsgruppen mit überlegt, „was jetzt dran ist vor Ort“, erläutert Ullmann.

Neue Strukturen werden nun in der Verwaltung geschaffen. Immobilien- und Finanzverwaltung, Personalverantwortung und weitere Bereiche im „Mittelständischen Unternehmen Kirchengemeinde“ seien bereits oder würden noch ausgelagert. Das entlaste den Pfarrer sowie den Kirchenvorstand und setze Kapazitäten für die eigentliche Aufgaben frei.

Zugleich verweist er mit den vielen geistlichen Projekten und Initiativen der Pfarrei auf die Kraft, die aus der Gemeinde selbst heraus kommt und die die Gemeindemitglieder motivieren sollte: „Veränderung ist keine Bedrohung, sondern kann zur Verlebendigung beitragen.“ Sie fordere den Einzelnen heraus und binde ihn in die Gestaltung des Übergangs ein. „Was sich nicht bewegen will oder kann, das stirbt ab. Dies gilt auch für die sich verändernde Gestalt der Kirche“, betont Ullmann.

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