Kolumne An(ge)dacht aus Mettmann Das versteckte Paradies
Kreis Mettmann · Viele Unglücksnachrichten und schreckliche Vorfälle umgeben uns fast jeden Tag. Groß ist da der Wunsch nach einer perfekten Welt. Diese Sehnsucht nach dem Paradies macht Pfarrer Sebastian Hannig in unserer Kolumne zum Thema.
Woher kommt das Böse? Angesichts von Krieg und Katastrophen stellen wir uns unweigerlich diese Frage. Die Jahrtausende alte Erfahrung der Menschheit hat nicht dazu geführt, dass wir uns mit dem Bösen abgefunden hätten. Ja, vieles, zu vieles muss uns selbst als Schuld angerechnet werden.
Krieg, Terror, Gewalt bringen wir hervor. Sogar manche Krankheit oder auch Umweltkatastrophen durch menschengemachten Klimawandel könnte man auf den Menschen zurückführen. Aber was ist mit Naturkatastrophen, mit natürlichen, schädlichen Viren oder dem Leid an sich? Wer hat das verursacht? Die Macht des Bösen scheint in dieser Welt eingeprägt zu sein, ohne dafür eine Ursache, einen Schuldigen zu finden.
Wäre es nicht an der Zeit, die Welt, so wie sie beschaffen ist, und damit das Böse zu akzeptieren? Müssen wir den Wunsch nach Glück, Frieden und Erfüllung als einen zerbrochenen Traum aufgeben? Die Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach dem Paradies, die tief in uns versteckt ist, zerbricht an der Wirklichkeit.
Sollte man besser fragen: Woher kommt diese weltfremde Sehnsucht nach einem Paradies, nach einer Welt, in der alles gut ist? Ist nicht dieser Wunsch der Grund, warum wir uns mit dem Bösen nicht abfinden können? Wie hat der Mensch überhaupt eine Ahnung von etwas bekommen, das es in dieser Welt offensichtlich nicht gibt? Wir wehren uns unaufhörlich gegen die harte Wirklichkeit, weil in uns der Wunsch nach einem Paradies verborgen ist, einer Welt ohne Angst, Sorgen, Leiden, Unfälle, Krankheiten – ohne Böses.
Die Bibel beschreibt diese Welt sofort in ihrem ersten Kapitel: „Gott sah alles an, das er geschaffen hatte. Es war sehr gut.“ Die Vorstellung eines Paradieses hat – so die Bibel – dieser Schöpfergott in uns hineingelegt. Und es bleibt ein Thema innerhalb der gesamten Bibel, in der das menschliche Schicksal mit all seinen Leiden und Abgründen, mit aller Bosheit und allem Bösem entfaltet wird. Trotz all dem bleibt bis zum letzten Kapitel der Bibel der Blick auf dieses von Gott versprochene Paradies gerichtet. In jener Welt hat das Böse keine Macht mehr. „Es wird keine Nacht mehr geben. Denn der Herr wird über ihnen leuchten.“ Dort wird alles gut – wieder gut.
Uns bleibt die Entscheidung, ob wir es für einen menschengemachten Traum halten, oder für ein Versprechen, das der verbürgt, der die Sehnsucht nach dem Paradies im Herzen des Menschen versteckt hat.