Kulturgenuss in Mettmann Kunst und Konzert unterm Himmelszelt

Mettmann · Sonntag organisieren freischaffende Künstler und Profis gemeinsam eine Kunstmeile Open Air. Kreuz und quer durch die Stadt wird umsonst und draußen Kultur in Ton und Bild erlebbar, ein Hockerkonzert vor der Kulturvilla inklusive.

 Freuen sich auf Sonntag: Sängerin Constanze Backes (vorne) und Organisatorin Susann Bürger vor der Kulturvilla.

Freuen sich auf Sonntag: Sängerin Constanze Backes (vorne) und Organisatorin Susann Bürger vor der Kulturvilla.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Geschaffen werden Kunst und Kultur oft in Ateliers und sind dann in geschlossenen Räumen zu erleben. Angesichts der behördlichen Auflagen – Kontaktbeschränken gelten vorerst weiter bis 5. Juni – in der Corona-Pandemie ist der Zugang zu Kultur derzeit nicht ganz einfach, weshalb ein Künstlerkollektiv Sonntag die Aktion „Kunst … liegt auf dem Weg“ initiiert. Die grundsätzliche Idee dabei ist, Kunst in den öffentlichen Raum zu bringen. „Kunst … liegt auf dem Weg“ der Kulturschaffenden ist dabei wörtlich zu verstehen. Neun Stationen verwandeln die Stadt in eine Freiluft-Galerie plus Bühne. Bei einem solchen Freiluft-Reigen Abstand zueinander zu halten, wird kein Problem sein.

Die Idee hatte Susann Bürger. Die Künstlerin liebt es, spontan zu sein. „In diesen Corona-Zeiten hatte ich das Bedürfnis, draußen etwas aufzuhängen“, erinnert sie sich. Um ihre Kunst wetterfest zu gestalten, bemalte sie Aluminium-Platten und hängte sie an den Zaun. „Ich dachte mir, das machen auch andere und wir könnten das verbinden“ – und nahm Kontakt zu Dagmar Grotendorst auf, die durch ihr langjähriges Engagement in der Kunst- und Kulturszene bestens vernetzt ist.

„Wir haben überlegt, wen wir ansprechen können“, erzählt Dagmar Grotendorst. Wen auch immer sie ansprachen, überall stießen sie auf eine positive Resonanz. „Die Künstler fanden die Idee alle toll, weil ja derzeit alles lahmgelegt ist.“ Und weil immer viele Familien in Mettmann unterwegs sind, lag es nahe, die Kunst an den Wegesrand zu bringen.

Und so entsteht Sonntag von der Metzkausener Straße bis zum Markt so etwas wie eine Kunstmeile als kultureller Wander- und Erlebnisweg. Susann Bürger kreierte hierfür eigens eine Kollage kleiner Alu-Platten, gemeinsam mit Autorin Petra Postert hat sie aus den Regencapes der Chor-Jubiläumsgala von St. Lambertus auf dem Markt eine Text-Installation gestaltet. Dagmar Grotendorst hat Texte geschrieben und an einen Bauzaun gehängt.

„Natürlich kommt darin auch die Corona-Problematik zur Sprache, aber es gibt auch lustige Texte, Poesie“, verrät sie. Neben Malerei, Floristik, Texten und einer interaktiven Skulptur gibt es auch Musik zu erleben. So werden Annie und Christian Binde auf dem Markt musizieren.

Einem Konzert zu lauschen, diese Möglichkeit ist jetzt ziemlich einmalig. Die Kulturvilla, sonst oft und gerne Austragungsort für Klangerlebnisse, musste corona-bedingt ihr Programm ändern – alle bis zu den Sommerferien geplanten Konzerte wurden aufs nächste Jahr verschoben. Um so lieber ist Kult-Villa-Chefin Constanze Backes am Sonntag dabei. „Es ist eine besondere Zeit, und trotz all der Verbote kreative Kraft zu schöpfen, nicht ganz einfach“, bringt sie den Ist-Stand auf den Punkt. Angefragt, an der Aktion zu partizipieren, was sie sofort begeistert. Zuerst war eine Klang-Installation geplant, aber die berühmte Sängerin agiert lieber live, „von Mensch zu Mensch“, wie sie erklärt.

„Als ein Punkt auf der Wegkarte geben wir ein Hauskonzert“, zusammen mit ihren vier Kindern, zwei Töchtern und zwei Söhnen, wird die Sängerin mitmachen. Die Familie musiziert unter anderem an Harfe und Schlagwerk, dazu werden die Flügelfenster der Kult-Villa geöffnet – und die Zuhörer können draußen auf dort platzierten Höckerchen sitzen oder auch stehend lauschen. Auf dem Programm stehen Songs der Swing-Ära im Stile George Gershwins oder Cole Porters. „Diese Art von öffentlichem Hauskonzert gab es noch nie“, sagt sie über die Premiere. „Aber als wir 1996 eröffnet hatten, gab es eine ähnliche Situation“, erinnert sie sich. Weil nämlich nicht alle Gäste damals im Saal Platz fanden, wurden kurzerhand die Fenster geöffnet „und die Leute standen auf der Straße, hörten zu und einige tanzen sogar“.

„So können die Leute sehen, da ist noch Leben in der Kulturvilla.“ Auf das Event freuen sich alle Künstler und hoffen auf gute Resonanz – egal wie das Wetter auch sein mag. Ab September übrigens soll es in der Kult-Villa weitergehen. Tickets und Geschenkgutscheine gibt es schon jetzt.

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