Mettmann Mit Elvis in den Ruhestand

Mettmann · Der Kreis der Kollegen bei der Arbeiterwohlfahrt hat Hans Duncker nach 42 Berufsjahren verabschiedet.

 Zum Abschied von Hans Duncker nach 42 Jahren überreicht ihm Hildegard Schröder ein Buch zur 100-jährigen Geschichte der Awo

Zum Abschied von Hans Duncker nach 42 Jahren überreicht ihm Hildegard Schröder ein Buch zur 100-jährigen Geschichte der Awo

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Eine solch herzliche Abschiedsfeier, wie jene, welche die Awo-Mitarbeiter ihrem Kollegen Hans Duncker bereiteten, gibt es wohl nur im Bereich der sozialen Berufe. Rund fünfzig Kollegen hatten sich in der Geschäftsstelle der Awo Kreis Mettmann eingefunden, um dem bisherigen Leiter des Fachbereiches Jugend und Soziales ein rauschendes Lebewohl zuzurufen. Geschenke, liebevoll gestaltet, gab es zuhauf. Ein buntes Buch, in dem jeder Mitstreiter eine eigene Seite auf persönliche Art gestaltet hat, fand sich da neben einer Kaffeetasse – Duncker gilt als konkurrenzloser Kaffeeenthusiast – mit einem Gruppenbild der versammelten zuprostenden Belegschaft.

Auf stolze 42 Berufsjahre kann Duncker zurückblicken. In dieser Zeit reifte er zu einer wandelnden Bibliothek, zu einem wahren Wissensspeicher der Jugendhilfe. So erzählte er aus der aufregenden Anfangszeit, als die Anti-Heim-Kampagne die Dominanz der Schwarzen Pädagogik aufzubrechen versuchte. Jenen Menschen, die heute für eine Entschädigung ihrer grausamen Heimerfahrungen kämpfen, sollte damals in freien Jugendwohngemeinschaften eine humane Erziehung zuteil werden. Im Kreis Mettmann entstand als eines der ersten fünf Projekte bundeswert das Haus Mahnert. Duncker entwickelte für diesen Pilotversuch, der anfangs im Chaos zu versinken drohte, ein tragendes pädagogisches Konzept. Anfang der 90er Jahre gab es eine zweite Phase der Innovation, als die ambulante Jugendhilfe unter der Federführung von Duncker etabliert wurde.

„Wir gehen heute in die Familien rein, noch bevor das Kind in den Brunnen fällt“, umreißt Duncker das Konzept des präventiven Angebots. In einer kurzen Dankesrede wusste Geschäftsführerin Hildegard Schröder nur Positives über den glücklichen Hans zu berichten: „Von allen, mit denen ich geprochen habe, habe ich immer nur gehört: ‚Der Hans ist ein ganz feiner Kerl.’ Er ist hier die gute Seele. Du wirst von allen gemocht.“ Zum sogenannten Ruhestand ihres Mannes schätzte Gattin Hildegard Duncker ein: „Ich glaube, dass ihm das schon schwerfällt. Er ist vom Scheitel bis zur Sohle AWOianer.“

Von einem harten Schnitt ins Nichtstun kann jedoch keine Rede sein. Duncker ist weiterhin Vorsitzender des Awo-Ortsvereins. Am 15. November will die Stadtverwaltung den Ehrenamtler für seine Verdienste ums Gemeinwohl in der Kulturvilla ehren.

Mit seinem emotionssprudelnden Wesen ist der 65-Jährige nahezu identisch mit der Quierligkeit von Musik. Seine musische Leidenschaft währt schon lange. Während seiner Zeit als Schüler des Konrad-Heresbach-Gymnasiums spielte er Cello im VHS-Orchester und war mit seinem Instrument jahrelang zur Weihnachtsmesse in der Lambertuskirche zu hören. Deshalb kam als Hommage zur finalen Überraschung am Abschiedsabend sogar ein Elvis vorbei, den die Kollegschaft gebeten hatte, doch einmal richtig zu Rocken und zu Rollen. Nun ist eine Ära vorbei. Hans Duncker fährt wohl nun für längere Zeiten mal zu seinem Haus in Frankreich.

(lard)
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