Kolumne An(ge)dacht aus Mettmann-Wülfrath Mit Gottes Hilfe Mauern überspringen

Kreis Mettmann · Passend zum Motto des Fronleichnam-Gottesdienstes in Wülfrath macht sich Msgr. Herbert Ullmann in unserer Kolumne Gedanken darüber, wie Gott dabei helfen kann persönliche Mauern zu überwinden.

 Pfarrer Msgr. Herbert Ullmann.

Pfarrer Msgr. Herbert Ullmann.

Foto: Dietrich Janicki/Janicki, Dietrich (jd-)

Mit meinem Gott überspring‘ ich Mauern – so lautet das Motto am Festtag Fronleichnam für den Open-Air-Gottesdienst in Wülfrath. Raus aus dem alt-ehrwürdigen Gemäuer einer in den Ursprüngen romanischen Kirche (Düssel) und durch die Straßen ziehen, singend und betend, beschwingt: „Mit meinem Gott überspring‘ ich Mauern!“ Der moderne Psalmtext fährt fort: „Mit meinem Gott stell‘ ich die Welt auf den Kopf!“ Die Musik dazu ist fetzig, der Text in seinen Bildern ganz im Heute. Eine Art zeitgemäßes Bekenntnis im Sprachgefühl junger Leute.

Und dann bleib‘ ich daran hängen: Welche Mauern hilft „mein“ Gott mir zu überwinden? Wo hat mein Glaube an Gott mich gedrängt, die katastrophalen Vorzeichen irdischer Systeme, in die ich verstrickt bin, umzudrehen, daraus etwas Positives zu machen? Ein aufmerksamer geistlicher Begleiter sagte mir mal, nirgendwo würde in der Kirche so viel gelogen als in „frommen Liedern“, vor allem wenn sie aus der Barockzeit stammten. Da würde geheuchelt, was das Zeug hält. Er mag bei manchen Liedtexten recht haben.

Und dann packt mich die Sehnsucht und ich suche nach Beispielen in meinem Leben, wo Gott mich Mauern im Denken, im Reden hat überwinden lassen. Dann fallen mir Situationen ein, in denen ich die kleine Welt meiner Alltagsarbeit und dienstlichen wie privaten Kontakte umgedreht erfahren habe: Menschen, die sich in der Krise als wirklich verlässliche Freunde bewährt haben. Manchen hatte ich das gar nicht zugetraut. Andere, die ihr „wahres Gesicht“ gezeigt haben, als ich sie dringend gebraucht hätte: Mehr Schein als Sein: „Nix hören, nix sehen, nur ja nix Falsches sagen.“

Eigentlich ist das die immer wieder überraschende Erfahrung meines Glaubens an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs: Er dreht mich um und lässt mich in der Welt, in der ich lebe, hinter der äußeren Wirklichkeit seine Handschrift, seine Spuren entdecken, menschliche Hindernisse überwinden, gegen Mauern angehen. Mit dem Gottesgeist von Pfingsten „im Gepäck“ könnte so das Antlitz der Welt neu werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort