Nationalsozialismus in Mettmann Gedenken an die NS-Opfer und Mahnung am Hellen Schatten

Mettmann · Die Gräser sind beigeschnitten, Rindenmulch verteilt: Das Gedenkzeichen „Heller Schatten“ der Berliner Künstlerin Franziska Peter zieht an diesem grauen, nasskalten Freitagnachmittag die Blicke von rund 30 Anwesenden auf sich.

 Rund 30 Teilnehmende erinnerten am Gedenkzeichen Heller Schatten an die Opfer des Nationalsozialismus im Neandertal.

Rund 30 Teilnehmende erinnerten am Gedenkzeichen Heller Schatten an die Opfer des Nationalsozialismus im Neandertal.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Landrat Thomas Hendele, Bürgermeister Christoph Schultz, Politiker und Vertreter aus Geschichtsvereinen gedenken der Opfer des Nationalsozialismus. Vor 78 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau durch Soldaten der Roten Armee befreit. Der Helle Schatten, gegenüber des Neanderthal Museums, steht für die 149 Opfer der Nazis im Neandertal.

Landrat Thomas Hendele will an diesem Tag den Blick jedoch nicht nur in die Vergangenheit richten: „Auch heute sind Demokratien wieder gefährdet und autokratische Herrscher nutzen die Schwächen der Institutionen und die eigenen – durchaus legal – errungenen Mehrheiten aus, um die Gewaltenteilung ganz oder teilweise abzuschaffen. Und auch in Deutschland ist in den letzten Jahren die Ablehnung gegenüber dem Staat, dem Grundgesetz und der gesellschaftlichen Ordnung gewachsen.“ Hendele macht als Ursache hierfür einen Mangel an demokratischer und politisch-historischer Bildung in der Bevölkerung aus. Deshalb seien Gedenktage wichtig, sagt Hendele: „Sie führen uns regelmäßig vor Augen, wie brutal und zerstörerisch der Mensch sein kann, wenn er nicht die Würde seiner Mitmenschen achtet und sich selbst über das Recht stellt.“

Kreisarchivar Joachim Schulz-Hönerlage widmet sich dem Rückwandererheim, das in der ehemaligen Hellenbroicher Mühle von 1937 bis Sommer 1942 in Betrieb war. Die Gebäude wurden in den 1980er Jahren abgerissen. 3470 Menschen lebten dort; manche nur ein paar Tage, andere viele Monate. „Man wollte diese Heimkehrer ins Deutsche Reich aus Spanien, Belgien, den Niederlanden und Frankreich rasch wieder eingliedern“, sagt Schulz-Hönerlage. Denn die Kriegsmaschinerie der Nazis brauchte Arbeitskräfte. Von den 3470 seien jedoch 20 Personen namentlich bekannt, die von den NS-Schergen unter Spionageverdacht aussortiert wurden. Der Kreisarchivar berichtete von den Ehepaaren Karl und Luise Vögtel sowie Franz und Emma Sillikat. Bei beiden Ehepaaren handelte es sich um deutsche Kommunisten, die teils aus Überzeugung, teils aus wirtschaftlicher Not Anfang der 1930er-Jahre in die Sowjetunion ausgewandert waren. Ende 1937/Anfang 1938 wurden sie vom dortigen Geheimdienst wieder zurück nach Deutschland geschickt. Hier, im Neandertal, gerieten sie in das Blickfeld der Gestapo, die sie als mögliche Spione einstufte, festnahm und ins Konzentrationslager Buchenwald schickte. Dort überlebten sie viele Jahre. Und lebten nach Kriegsende in Mettmann.

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