Studium geht komplett online Hochschule garantiert Studium ohne Ausfälle

Mettmann · An der privaten FHDW in Mettmann können die Studierenden trotz Corona ihr Studium fortsetzen, betont ihr Leiter.

 Professor Andreas Brandt ist Volkswirt und Leiter der FHDW in Mettmann.

Professor Andreas Brandt ist Volkswirt und Leiter der FHDW in Mettmann.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Herr Brandt, andere Universitäten mussten in Zeiten von Corona komplett schließen. Wie schaffen Sie es, dass das Studium an der FHDW trotzdem weitergehen kann?

Brandt Unsere Hochschule bietet bereits seit 15 Jahren die Möglichkeit zum E-Learning an. Das bedeutet, dass Studierende zum Beispiel Kursinhalte und Lernmaterial online finden oder dort auch Veranstaltungen besuchen können.

Wie sieht das technisch aus?

Brandt Wir verwenden dafür mit Microsoft-Teams eine eigene Plattform, auf der alle Studierende  sowohl ihr eigenes Mailfach, Officeprogramme und auch Lernräume haben. Im Moment sieht es dann so aus, dass sich die Studierenden in ihre Kurse – ähnlich wie bei einem Skype-Meeting – einwählen können.

Ist es denn wirklich das Gleiche –  kann E-Learning eine physische Anwesenheit ersetzen?

Brandt Es ist einiges möglich. Natürlich muss man sein didaktisches Konzept als Dozent deutlich anpassen. Bei Online-Veranstaltungensollte es viel Dialog geben, damit die Aufmerksamkeit der Studierenden auch bleibt. Interaktive Grafiken, kurze Videos und Gruppenarbeiten werten das Ganze zusätzlich auf.

Gruppenarbeiten? Reden dann nicht alle durcheinander?

Brandt In der Regel nicht. Ich kann als Dozent vorab mit einem Tool virtuelle Gruppenarbeitsräume erschaffen, teile dann die Studierenden in kleine Gruppen ein, und sie versammeln sich dann dort zu Viert oder Sechst. Im Anschluss stellt einer aus der Gruppe die Ergebnisse vor. Auch Referate sind möglich, da man durch Bildschirmfreigabe vor allen anderen eine Präsentation halten kann. Das ist wirklich praktisch.

Wie ist denn das Feedback der Studierenden?

Brandt Durchweg positiv. In der Regel können die jungen Studierenden sehr gut mit Onlinetools umgehen. Unsere 50 Erstsemesterstudierenden für das Sommersemester haben wir online in das System eingeführt und auch die Dozenten und Lehrbeauftragten wurden alle intensiv geschult. Die meisten sind sehr froh, dass der Studienbetrieb weiter läuft. So haben sie die Chance, fristgerecht ihren Abschluss zu schaffen – und das ohne Qualitätsverlust.

Aber kann denn wirklich alles online vonstattengehen?

Brandt Fast alles. Einzige Ausnahme sind die Klausuren. Die müssen dann nach Ablauf der Sperrfrist – also voraussichtlich nach dem 19. April – nachgeholt werden.

Glauben Sie, dass das Modell der Anwesenheitspflicht, das an vielen staatlichen Universitäten immer noch etabliert ist, überaltert ist?

Brandt Keinesfalls. Der Präsenzunterricht bietet eindeutige Vorteile. Vor allem die Gruppendynamik lässt sich viel besser beurteilen. Sich zu sehen, ist immer noch besser.

Aber das geht ja über Videoschalte auch.

Brandt Das stimmt, aber leider ist die Internetverbindung nicht immer stabil genug, um ein gutes Bild mit allen Teilnehmern zu erzeugen. Und manche Studierende wollen sich auch nicht gerne vor der Kamera zeigen – obwohl alle auch die technischen Möglichkeiten haben, den Hintergrund unscharf zu stellen, damit nicht jeder einen Blick in die Privatsphäre werfen kann.

Was lehrt Sie die Corona-Krise in Bezug auf den Hochschulbetrieb?

Brandt Wir sind einfach sehr froh, dass wir als Hochschule E-Learning frühzeitig so weit ausgebaut haben. Wir waren schon vorher vom Wissenschaftsministerium auch als E-Learning-Hochschule akkreditiert, aber der Ernstfall hat uns nun gezeigt: Es funktioniert. Trotzdem hoffe ich darauf, dass wir bald wieder zum Regelbetrieb an der Hochschule zurückkehren können. Die Anwesenheit der Kollegen und den Austausch mit den Studierenden vor Ort vermisse ich schon.

Das Interview führte
Marie Ludwig.

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