Erster Corona-Fall Flüchtlingsunterkunft in Mettmann unter Quarantäne

Mettmann · An der Seibelstraße wurden ein Corona-Infizierter sowie drei Kontaktpersonen isoliert. 84 Flüchtlinge leben weiter hier.

 Seit die Corona-Erkrankung bekannt wurde, umgibt ein Zaun die städtische Flüchtlingsunterkunft.

Seit die Corona-Erkrankung bekannt wurde, umgibt ein Zaun die städtische Flüchtlingsunterkunft.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

An der Ecke Seibelstraße/Ötzbachstraße herrscht gespenstische Ruhe. Seit der Nacht zu Donnerstag umgibt ein Industriezaun das städtische Flüchtlingsheim, das sich hier befindet. Ordnungspersonal in blauen Jacken hat das Gebäude im Blick, vis-a-vis stehen Polizeibeamte in Bereitschaft. Die Unterkunft wurde zu einem Sicherheitsobjekt. Es zu betreten oder zu verlassen, ist nur unter besonderen Bedingungen möglich. Mittwoch, 1. April, ist hier der erste Corona-Erkrankungsfall bekannt geworden. Noch in der Nacht von Mittwoch zu Donnerstag wurden der Erkrankte sowie drei Kontaktpersonen isoliert. „Sie wurden in separaten Unterkünften untergebracht“, wie Stadtsprecherin Derya Can im Gespräch mit der RP erklärt.

Diese Maßnahme wurde ergriffen, um die Ansteckungsgefahr für die 84 in der Unterkunft verbleibenden Menschen rasch zu minimieren. Sie stehen nun unter Quarantäne. Für sie gelten jetzt besondere Bedingungen. Anfang nächster Woche werden sie alle auf das Coronavirus getestet. Das hat das Kreisgesundheitsamt zugesagt. Je nachdem, wie die Testergebnisse ausfallen, werden weitere erforderliche Maßnahmen eingeleitet. „Die Basisversorgung aller Bewohner ist gesichert“, erklärt Bürgermeister Thomas Dinkelmann. Damit Nutzungszeiten in der gemeinsamen Küche so weit wie möglich reduziert und so die potentielle Ansteckungsgefahr minimiert werden, liefert das DRK täglich drei Mahlzeiten. Bis die Testergebnisse aller Bewohner vorliegen, bleiben gemeinschaftliche Aufenthaltsräume geschlossen.

Über den Gesundheitszustand des Infizierten ist bislang nichts bekannt. Parallel dazu, um die Ausbreitung des Coronavirus in der Unterkunft einzudämmen, suchen die Verantwortlichen nach Möglichkeiten, wie die Bewohner die Quarantänezeit möglichst gut überbrücken können. „Wir wollen mehrsprachige, psychosoziale Betreuungsangebote für die Bewohner schaffen“, sagt Bürgermeister Dinkelmann. Ebenso soll rasch kostenfreies WLAN eingerichtet werden. Eine Maßnahme, die CDU-Fraktionschef Richard Bley unterstützt. „Wird ein Zuhause bleiben verordnet, muss sichergestellt sein, dass die dort Untergebrachten ihre sozialen Kontakte weiterhin aufrechterhalten können. Dies stellt eine essentielle Maßnahme dar“, erklärt er. WLAN gibt es im städtischen Flüchtlingsheim nicht, bislang haben die Bewohner sich mit Prepaid-Karten beholfen. Außerdem soll für die Bewohner eine Aufenthaltsmöglichkeit im gesicherten Außenbereich der Unterkunft geschaffen werden, erklärt der Bürgermeister.

Bereits in der Nacht zu Donnerstag waren Mitarbeiter des Ordnungsamts vor Ort, um den hier Lebenden entsprechende Ordnungsverfügungen zuzustellen. Bei den Bewohnern, die nicht angetroffen wurden, erfolgt die Zustellung so schnell wie möglich.

Im Zuge der Amtshilfe unterstützte ebenso die Polizei mit „Kräften aus dem gesamten Kreisgebiet und Kollegen aus der Bereitschaft“, wie Polizeisprecher Ulrich Löhe sagt. „Unproblematisch“ sei der Einsatz gewesen, „die Leute wissen, was ‚Corona-Krise’ bedeutet“. Noch in der Nacht konnte die Präsenz der Polizeibeamten stark verringert werden, von der Stadt Mettmann engagiertes Sicherheitspersonal ist aktiv, besagter Zaun umgibt nun das Gebäude.

Wie es an der Seibelstraße weiter geht, dafür bleiben Vertreter von Stadtverwaltung, Kreisverwaltung und Kreispolizeibehörde weiterhin miteinander im Gespräch. Auch, um weitere Schritte einzuleiten. Bürgermeister Thomas Dinkelmann hat allen Beteiligten für die hervorragende Kooperation gedankt.

Deutschlandweit haben sich die Meldungen über infizierte Bewohner in Flüchtlingsunterkünften zwar vermehrt, in NRW handelt es sich bei dem Fall aus Mettmann um einen der ersten. So wurde noch in Düsseldorf einige Tage zuvor eine Flüchtlingsunterkunft sogar in eine Quarantäne-Station umfunktioniert. Die rund 100 Flüchtlinge in der Einrichtung Blanckertzstraße in Düsseldorf Ludenberg wurden auf freie Plätze in anderen Unterkünften verteilt.

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