Reaktionen aus Mettmann, Erkrath, Wülfrath Schwung holen für die Landtagswahl 2022

Mettmann/Erkrath/Wülfrath · Geschafft. Die lokalen Teams der Parteien machten gestern Abend einen Haken an den Bundestagswahlkampf. CDU und Grüne kündigten an, das Wahlergebnis nun genau zu analysieren. Die SPD freute sich, als Partei mit der CDU wieder auf Augenhöhe zu sein. Alle wissen: Nach einer kurzen Pause beginnt der NRW-Landtagswahlkampf.

 Kreishaus, Wahlen, Sandra Pietschmann

Kreishaus, Wahlen, Sandra Pietschmann

Foto: Köhlen, Stephan (teph)/Köhlen Stephan (teph)

Mettmanns Bürgermeisterin Sandra Pietschmann nahm als Parteilose eine Position als Beobachterin im Kreishaus ein. „Die Energie bei den Teams der einzelnen Parteien ist deutlich spürbar“, stellte sie fest und wunderte sich zugleich über das Wählervotum des Wechsels bei gleichzeitig größtmöglicher Kontinuität: „So richtig trauen wir uns einen Politikwechsel noch nicht zu zu“, wertete Pietschmann das Bundestagswahlergebnis. Ihr Amtskollege aus Wülfrath, Rainer Ritsche, wandte sich ganz unmittelbar mit einem Wunsch an Olaf Scholz (SPD): „Falls er Bundeskanzler wird, hoffe ich, dass er sich an seine Zeit als Bundesfinanzminister noch erinnert. Denn in diesem Amt hat Scholz vorgeschlagen, die Kommunen finanziell zu entlasten.“

Mettmanns CDU-Chefin Gabriele Hruschka tat derweil Dienst bei der Auszählung der Mettmanner Briefwahlstimmen. „Ich finde es gut, dass wir mit Klaus Wiener und Peter Beyer wieder direkt gewählte Abgeordnete in Berlin stellen. Dazu beglückwünsche ich sie.“ Vor der Landtagswahl müsse sich die CDU jedoch Zeit nehmen, die Stimmenverluste sorgfältig zu analysieren. „Gleich bei der nächsten Sitzung des Mettmanner CDU-Ortsvorstands werden wir damit beginnen.“

Heike Ogan, Parteisprecherin der Mettmanner Grünen, bedauerte, dass es zu mehr nicht gereicht hat – und feierte gleich das historische Bundesergebnis der Grünen. „Bei der Landtagswahl im Mai müssen wir die Wähler jenseits der 60 stärker ansprechen.“

Andrea Metz, Parteichefin der Mettmanner FDP sagte: „Wir Liberalen in Mettmann haben einen sehr guten Wahlkampf geführt. Nun wird in Berlin nicht ohne die FDP regiert werden können..“ Scharfe Kritik äußerte Metz am Abschneiden der CDU als Partei: „Die hat so viele Stimmen verloren, weil sie ihr Profil völlig verwässert hat.“

Der Vorsitzende der Mettmanner SPD, Matthias Stascheit freute sich über das Abschneiden seiner Partei: „Wenn ich das im Januar vorhergesagt hätte, wäre ich ausgelacht worden.“ Mit dem richtigen Spitzenmann und den richtigen Themen kann die SPD punkten, nimmt Stascheit mit – in die Vorbereitung der Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen im Mai 2022.

Erkraths SPD-Chef Detlef Ehlert zeigte sich am Sonntagabend zwar erfreut darüber, dass seine Partei entgegen der schlechten Frühjahrsprognosen eine beachtliche Stimmenanzahl einfahren konnte. Nach den jüngsten Umfragen hatte die SPD allerdings auf einen deutlich größeren Abstand zur CDU und damit auf eine leichtere Koalitionsbildung gehofft. „Ich hätte mir eine rot-grüne Mehrheit gewünscht“, sagte Ehlert.

Die Linke kann mit ihrem Abschneiden kaum zufrieden sein. „Wie sind alles andere als glücklich. Das Ergebnis ist bitter“, sagte Erkraths Linke-Chef Markus Link mit Blick auf lokale (deutlich unter fünf Prozent) und bundesweite (gerade noch fünf Prozent) Zahlen. Das Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden großen Parteien CDU und SPD habe seine Partei einige Stimmen gekostet. „Viele haben wohl SPD gewählt, weil sie befürchtet haben, dass die CDU sonst wieder ans Ruder kommt. Die Linke hat dabei viele Stimmen an die SPD verloren“, so die erste Bilanz von Markus Lenk. Aus der Traum vom Mitregieren. „Auf uns warten jetzt große Aufgaben bis zur Landtagswahl. Das wird ein sehr langer Wahlkampf“, sagte Lenk.

Andreas Seidler von der Wülfrather CDU ist froh, dass das Ergebnis seiner Partei nicht so mau ausgefallen ist, wie in manchen Prognosen angenommen. „Die SPD hat gewonnen, das ist klar. Bei den Koalitionen ist aber jetzt noch alles möglich. Mein Favorit ist ein Bündnis von CDU, Grünen und FDP“, so Seidler. Er hofft, dass sich die Verhandlungen nicht so lange hinziehen wie bei der letzten Bundestagswahl, wo fast ein Jahr „ohne vernünftige Regierung“ verstrichen sei.

Nicht allzu euphorisch mit Blick auf das Wahlergebnis war Stephan Mrstik von den Wülfrather Grünen. Die Grünen hätten zwar alles in allem „ein tolles Ergebnis“ eingefahren, ihren Zuspruch sogar verdoppeln können. Aber vor einigen Wochen habe man noch deutlich bessere Umfragewerte erzielen können. „Der Wahlkampf hat sich am Ende auf ,Scholz gegen Laschet’ fokussiert, das hat einige Aufmerksamkeit von den Grünen abgezogen. Zusätzlich sind die älteren Wähler immer noch in der Mehrzahl. Bei den Jüngeren, die häufig radikaler sind, haben wir aber ganz gute Ergebnisse“, so Mrstik. Auch er hofft, dass es nun keine langes Hin und Her, sondern eine zügige Regierungsbildung gibt, „damit sich schnell etwas verändert“. In Wülfrath liegen die Grünen wie stets leicht unter dem Landes-/Bundesschnitt. „Wülfrath ist stark CDU-geprägt. Daher ist es schon ein Knaller, dass die SPD diesmal stärker ist als die CDU“, unterstreicht Mrstik.

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