An(ge)dacht Jubeln für Gott

Mettmann/Erkrath/Wülfrath · Jubeln im Fußballstadion, Springen vor der Konzertbühne, Armestrecken beim Promibesuch. In solchen Situationen ist es normal, dass wir aus uns herausgehen und unseren Emotionen Ausdruck verleihen. Es ist sogar wichtig, solche Momente zu erleben und unsere Freude und Begeisterung ohne Hemmungen zeigen zu können.

 Pastor Sebastian Hannig,  Kath. Kirche Mettmann.

Pastor Sebastian Hannig, Kath. Kirche Mettmann.

Foto: Sebastian Hannig/Katholische Kirche Mettmann

Für weltliche Situationen ist dieses Verhalten völlig normal. Aber wenn es um den Glauben und um Gottesdienste geht, zeigen viele Menschen eher Befremden, wenn jemand mit Stimme und Körper für Gott jubelt.

Zum einen hängt dies damit zusammen, dass den Christen beigebracht wird, in Kirchen ruhig und andächtig zu sein. Dies soll auch so sein, den Kirchen sind Orte der besonderen Begegnung mit Gott, heilige Räume, deren Würde man mit Respekt und Stille begegnet. Aber gleichfalls möchte Gott uns Menschen ergreifen, bewegen und erfüllen. Wir sollen Anteil haben an seiner Größe, Schönheit und Liebe. Gott so zu erleben und zu feiern ist mindestens genauso schön wie das Jubeln im Stadion, beim Rockkonzert oder vor seinem Star. Jubeln für Gott kann sich nicht auf eingeübte Gesten und auswendig gelernte Texte beschränken – so wichtig und sinnvoll diese auch sind. So wie Gott den ganzen Menschen erfassen möchte, dürfen auch wir mit unserem ganzen Sein Gott Antwort geben. Klassische Kirchen bieten nicht unbedingt eine Atmosphäre für ausgelassenen Jubel. Daher brauchte es ebenso Gebetsorte und -räume, die es leichter machen, Gott aus vollen Herzen zu preisen.

Aber nicht nur die Gewohnheit oder der Ort hindern manche Gläubige daran, Gott ausgelassen zu feiern. Einige haben eine innere Abneigung gegenüber Gebet, bei denen Arme erhoben, getanzt oder gejubelt wird. Dieser Stil, seinen Glauben auszudrücken, muss in der Tat nicht jedermanns Geschmack sein, aber zumindest sollten Christen sich nicht grundsätzlich dieser Art Gottesdienst zu feiern verschließen. Mehr noch, solches „ausgelassene Beten“ ruft ins Bewusstsein, warum wir überhaupt Gottesdienst feiern. Klatschen in den Kirchen ist ja im Grunde nichts Ungewöhnliches: Wenn die Musiker gelobt werden oder die Kinder ihr Kirchenspiel vorgeführt haben oder bestimmten Personen gedankt wird, da ist es selbstverständlich zu klatschen. Doch warum sollte es dann nicht auch möglich und richtig sein, Gott zu applaudieren? Sollte nicht sogar der größte Dank, der lauteste Jubel und das begeistertste Klatschen Gott gehören? Die Kirche ist sicher kein Fußballstadion, keine Konzerthalle und Jesus ist nicht unser Superstar. Es geht auch nicht darum, Kirche „attraktiver“ zu machen, in dem man Unterhaltungselemente einbaut. Sondern es geht um die Erfahrung der tiefen und erfüllenden Begegnung mit Gott. Wo, wenn nicht bei und vor Gott dürfen wir ausgelassene Freude zeigen und sie mit Gott und miteinander teilen?

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