Die Baumängel sind gravierend Eigentümer will Haus abreißen

Mettmann · Die Bausubstanz ist marode. Das Gebäude soll nach Rücksprache mit der Behörde aus der Denkmalliste entfernt werden. Ob es im gleichen Stil wieder aufgebaut wird, ist offen.

 Zurzeit ist das Haus an der Oberstraße eingerüstet. Doch seine Tage scheinen gezählt.

Zurzeit ist das Haus an der Oberstraße eingerüstet. Doch seine Tage scheinen gezählt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Das denkmalgeschützte Haus an der Ecke Oberstraße/Mittelstraße soll nach dem Willen des Eigentümers abgerissen werden. Die Bausubstanz sei so marode, dass eine Sanierung des Hauses in keinem Verhältnis zum Wert steht. Bei einer Begehung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde sei festgestellt worden, dass das Haus baufällig sei. „Es wurde aus der Denkmalschutzliste herausgenommen“, sagt Architekt Gerd Weidmann, der mit dem Projekt aber nicht mehr betraut ist. Ob es im alten Stil wieder errichtet werde, sei offen. „Das stimmt so nicht“,sagt Fachbereichsleiter Kurt-Werner Geschorec. Eine schriftliche Genehmigung zum Abriss sei noch nicht erteilt. Allerdings sei in der Tat die Bausubstanz so schlecht, dass Haus wohl abgerissen werden müsse.

Derzeit ist das Haus mit einer Schutzplane versehen, hinter der ein Gerüst steht. Das Haus wurde vor mehr als einem Jahr verkauft. Der neue Eigentümer kündigte den Mietern, ließ es leer räumen, entkernen und begann mit der Sanierung. Die Baugenehmigung lag vor. Als die Bauarbeiter die Verschalung der Frontseite entfernten, stießen sie auf morsche Balken. Experten nahmen die maroden Balken unter die Lupe. Ihr Urteil: Baustopp, Einsturzgefahr, Arbeiten einstellen. Der neue Eigentümer hatte einen Gutachter für denkmalgeschützte Häuser beauftragt, der das Haus unter die Lupe genommen hat. „Die Expertise dauert, ich würde lieber heute als morgen mit der Sanierung beginnen“, sagte der Eigentümer noch vor Monaten im Gespräch mit unserer Zeitung. Er wollte das Haus auf jeden Fall sanieren und nicht abreißen. Jeder Monat, der verstreiche, koste ihm Geld. Doch die Situation hat sich verändert.

Der Architekt Gerhard Weidmann teilte im April auf Anfrage mit, dass der Bauherr Friedrich-Wilhelm Beckershoff im Jahr 1870 bei der Verschalung des Hauses keine Luft zwischen Mauer und Balken gelassen habe. Die Folge: Die Eichenbalken – besonders an der Seite zum Markt – sind mit der Zeit völlig morsch geworden.

„Wir überlegen, die schadhaften Teile auszutauschen und das Haus im Bestand neu aufzubauen“, sagt Weidmann. Dazu müsse aber das Haus aus dem Denkmalschutz befreit werden. Es gebe bereits erhebliche Fördermittel für die Sanierung. Doch das ist Schnee von gestern. Der Eigentümer hatte, so der Architekt, offenbar kein großes Interesse, das Haus aufwändig zu sanieren.

Das jetzige Haus ist ein im 19. Jahrhundert entstandenes dreigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus mit flach geneigtem Dach und Ladeneinbau. Es wurde vom Architekten Friedrich-Wilhelm Beckershoff aus drei altbergischen Häusern zu einer Einheit in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts zusammengefasst und umgebaut. Zahlreiche Umbauten und Erweiterungen bis 1910 haben das Haus geprägt.

Im Jahr 1870 zerstörte ein Brand Teile des Hauses. Der Dachstuhl und das Obergeschoss mussten neu aufgebaut werden. Allerdings geschah dies in der ursprünglichen Form des Umbaus von Friedrich-Wilhelm Beckershoff aus dem Jahr 1857. Die Fassade wurde damals mit der üblichen Bretterverschalung versehen. 1910 wird das Haus noch einmal umgebaut.

Das Gebäude hatte in jeder Zeitepoche Eigennamen: Lutters Haus, Weyerstrattenhaus, Conrad-Wetters-Haus und König von Schweden.

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