Mettmann Mit dem Naturschutz allein gelassen

Mettmann · Naturschutzwächter werden immer häufiger angefeindet. Sie wollen sich besser schützen. Doch der Kreis lehnt ihre Vorschläge ab.

 Silke Thus ist Rangerin im Vogelsangbachtal Heiligenhaus.   RP-ArchivFoto: Achim Blazy

Silke Thus ist Rangerin im Vogelsangbachtal Heiligenhaus. RP-ArchivFoto: Achim Blazy

Foto: Blazy, Achim (abz)

Von Ignoranz über Beschimpfungen bis hin zum tätigen Übergriff – die Naturschutzwächter in Mettmann erleben so manches, wenn sie Störer auf ihr Fehlverhalten hinweisen. Hohn statt Respekt ernten die Ehrenamtler in ihrer Freizeit. Gerne wollen sie etwas an dieser Situation ändern, doch dazu fehlt ihnen der Rückhalt der unteren Naturschutzbehörde, finden sie.

Die Naturschutzwacht in Mettmann besteht aus 22 Mitgliedern, die ehrenamtlich als Außendienstler für den Kreis tätig sind. Sie informieren Behörden über nachteilige Veränderungen in der Landschaft, arbeiten darauf hin, Schäden von der Natur abzuwenden, und klären über Naturschutz und Landschaftspflege auf. Ihr Augenmerk liegt auf umweltgefährdenden Eingriffen wie Baumaßnahmen, Rodung und Müllablagerung. Störer sollen von den Naturschutzwächtern vor Ort auf die tatsächlichen und rechtlichen Folgen ihres Fehlverhaltens hingewiesen werden. Bei akuten oder wiederholendem Handeln können Vorgänge sogar zur Anzeige gebracht werden.

„Die verlaufen aber meistens im Sande, weil der Täter nicht ermittelt werden kann“, berichtet Sven Kübler, Mitglied des Naturschutzbeirats beim Kreis Mettmann. Den Naturschutzwächtern möchte er für ihre Tätigkeit allerdings nicht mehr Befugnisse zusprechen. Er wünsche sich dennoch mehr Respekt für die Naturschutzwächter und eine bessere Aufklärung über ihr Handeln. Dazu fehle allerdings der Rückhalt im Kreis Mettmann. Seine Vorschläge seien von der Verwaltung nicht beachtet oder nicht angenommen worden. Kübler sieht auffällige Kleidungsstücke, etwa Jacken oder Westen, für die Naturschutzwächter vor, damit sie bereits von weitem erkannt werden. Die Kleidung sei wenig kostenaufwändig, untermauere jedoch die Position der Wächter: Ehrenamtler, die für Mettmann eine konkrete Aufgabe erledigen. Zum anderen plädiert Kübler für mehr Kontrollen durch Ordnungskräfte in den Gebieten. So können Störer, zum Beispiel Personen, die das Hunde-Anleingebot nicht einhalten oder abseits der erlaubten Strecken Rad fahren, unmittelbar geahndet werden.

Doch Maßnahmen in diese Richtung bleiben aus. „Auch künftig sind keine routinemäßigen Kontrollen geplant“, berichtet Tanja Henkel, Sprecherin des Kreises Mettmann, auf Anfrage unserer Redaktion. „Es werden punktuelle und Anlass bezogene Kontrollen durchgeführt“, wobei „der Kreis Mettmann im Bedarfsfall durch die Kreispolizeibehörde unterstützt“ werde. Zudem sehe die untere Naturschutzbehörde die „optische Kennzeichnung“ als „nicht sinnvoll“. Der Dienstausweis sei zur Legitimation ausreichend und eine Weste werde „nicht unbedingt zu mehr Akzeptanz und einem respektvollerem Umgang“ führen. Doch das sehen die Naturschutzbeauftragten anders, erklären die Naturschutzwächter Silke Thus und Hans-Joachim Friebe. Beide sprechen sich für uniforme Westen aller Wächter aus – für eine bessere Kennzeichnung und das Gefühl der Zusammengehörigkeit. In dem von Friebe betreuten Bezirk Gruiten herrscht ein großes Problem der Müllablagerung – von Kippenstummeln bis ganzen Möbeln. Der Naturschutzwächter sammle daher täglich eimerweise Abfall ein, denn eine Einsicht der Umweltverschmutzer werde nur selten erreicht. Im Gegenteil: Friebe werde regelmäßig verbal und einmalig sogar tätig angegangen, berichtet er. Thus, zuständig für den Bezirk Heiligenhaus-Nord, konnte einer körperlichen Auseinandersetzung kürzlich nur knapp entgehen. Ein aufbrausender Radfahrer, der illegal durch Naturschutzgebiete fuhr, wollte den Hinweis der Wächterin nicht beachten, warf ihr Amtsanmaßung vor und drohte Thus. Mit einer besseren Kennzeichnung der Wächter sowie Aufklärung über ihr Handeln könne ein ähnliches Verhalten zukünftig minimiert werden, befinden Thus und Friebe. Ferner seien Kontrollen der Polizei sinnig, bestenfalls gemeinsam mit den Naturschutzwächtern. „Ich will eigentlich nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommen“, erklärt Thus. Dennoch seien Kontrollen notwendig, um zu zeigen, dass die Wächter nur über geltendes Recht aufklären wollen und sie dabei den Nötigen Rückhalt vom Kreis haben.

 Naturschutzwächter Hans-Joachim Friebe zeigt zum Fällen markierten Erlen am Steinbruch.   RP-Archivfoto: Stephan Köhlen

Naturschutzwächter Hans-Joachim Friebe zeigt zum Fällen markierten Erlen am Steinbruch. RP-Archivfoto: Stephan Köhlen

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Dass nicht alle Naturschutzwächter mit diesen Problemen konfrontiert sind, sagt Dietmar Albrecht, zuständig im Bezirk Velbert-Langenberg: „Mir reicht der Ausweis, den ich in allen Jahren nur ein Mal zeigen musste“, berichtet er gelassen. Bisher sei er bei seiner Tätigkeit mit „freundlichen Gesprächen“ ausgekommen. Er gibt jedoch zu bedenken, dass in seinem Gebiet großteils Ortsansässige unterwegs seien, die sich korrekt zu verhalten wüssten. Dadurch sei sein Gebiet eine Ausnahme.

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