Mettmann Der 2018er begeistert die Weinhändler

Mettmann  · Der Ertrag des Ausnahme-Sommers lässt die Herzen der Rebsaft-Experten höher schlagen.

 Weintrends: Friedrich Stöckl aus Monheim (Enoteca) ist hin und weg von der Qualität der diesjährigen Weißweine. Der heiße Sommer 2018 hat hervorragende Trauben hervorgebracht.

Weintrends: Friedrich Stöckl aus Monheim (Enoteca) ist hin und weg von der Qualität der diesjährigen Weißweine. Der heiße Sommer 2018 hat hervorragende Trauben hervorgebracht.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Im BEA-Weinhandel von Hans-Werner Stahlschmidt in der Mettmanner Oberstadt ist der erste deutsche Weißwein bereits eingetroffen. Er kommt von der Nahe und ist ein weiß gekelterter Merlot, also eigentlich eine rote Traube, von der nur das Fruchtfleisch verwendet wird. „Das ist etwas ganz Besonderes“, sagt Stahlschmidt, „ich verkaufe diesen Wein seit vier Jahren.“ Zu haben ist die Flasche für 9,50 Euro.

Auch im Badischen freut man sich über qualitativ hochwertigen Wein, sagt der Kenner aus Mettmann. „Vor allen Dingen die Mengen sind sehr gut. Die Winzer mussten überzählige Trauben aus der Rebe schneiden, damit die verbleibende Frucht nicht an Geschmack verliert.“ Die raus geschnittenen Trauben blieben einfach liegen und dienten als vorzüglicher Dünger. Erfreulich sei am Sommer 2018, dass das Säure-Süße-Verhältnis beim Weißwein ausgewogen ist. „Er ist nicht zu süß und nicht zu wuchtig.“ Zu wenig Säuere verkürze die Haltbarkeit.

Auch die Winzer aus Österreich freuen sich über Spitzenweine. Besonders der Rosé zum Beispiel als Zweigelt-Cuvée verspricht überdurchschnittlichen Geschmack. Weißburgunder wird es bei Stahlschmidt erst ab Mai geben. Neuer Trend ist laut des Mettmanner Weinexperten die Rückkehr zur Naturhefe. Der Gärprozess durch Naturhefe, die sich auf allen Beeren befindet, sei zwar unberechenbarer. Dafür schmecke der Wein aber nachher mehr nach seiner Region und den Böden, auf denen er wachse.

Der sonnenreiche Sommer des vergangenen Jahres hat in vielen Regionen Europas einen hervorragenden Wein hervorgebracht. Auch in Italien. Birgit und Friedrich Stöckl von La Piccola Enoteca in der Monheimer Altstadt geraten ins Schwärmen, wenn sie von den ersten Verkostungen der neuen Weine auf der Messe Pro Wein reden. Liebhaber dürfen sich ab sofort auf die ersten edlen Tropfen des Jahrhundert-Sommers freuen.

La Piccola Enoteca hat 25 kleinere Winzer aus ganz Italien unter Vertrag. „Besonders für die Region Friaul im Nordenosten Italiens war der Sommer einer der besten“, sagt Birgit Stöckl. „Heiße Tage und kalte Nächte haben einen eleganten, fruchtigen und vielschichtigen Wein hervorgebracht. Besonders die Trauben Rebolla Gialla, Friulano und Sauvignon machen Spaß“, sagen die Weinkenner nach den ersten Fassproben. Der beliebte Lugana, ein Weißwein aus der Region südlich des Gardasees, wird seine Liebhaber mit einer frischen Pampelmusen-Note erfreuen.

Auch wenn die Weingegenden am Kalterer See im Frühjahr 2018 stark vom Hagelschlag betroffen waren, haben sich die Reben durch die anhaltende Sonne gut erholt und kommen mit einem schönen Pino Nero/ Blauburgunder oder Lagrein daher. Zwei typische Rotwein-Trauben aus dem Norden Italiens. „Das schöne ist, dass jeder Jahrgang eines Weines anders schmeckt, ganz nach Wetterlage“, sagt Friedrich Stöckl.

Das Ausnahmejahr 2018 birgt viele Überraschungen. Während die guten, gehaltvollen Rotweine des vergangenen Jahres in der Regel noch ein paar Jahre Langerzeit brauchen, können die Weißen schneller getrunken werden, sagen die Kenner. „Jeder Monat zu Hause in der Flasche verändert den Geschmack“, erklärt Stöckl. „Aber nicht zum Schlechten.“

Das Ehepaar bietet interessante Tropfen an. Mancher Winzer experimentiert mit Ausbau und Lagerung, zum Beispiel in der Ton-Amphore. Ein anderer stapelt Tanks in drei Etagen übereinander, statt nur ein großes hohes Behältnis zu verwenden. So hatte jeder kleine Tank seine eigene Maische, die Zeit hat, Aroma abzugeben und ein fruchtiges Ergebnis zu erzielen. Auch einen biodynamisch angebauten Wein bietet die Enoteca an, und zwar vom Weingut Quirinus aus Südtirol. Hier werden vorwiegend pilzresistente Rebsorten angebaut. Hühner picken zwischen den Rebstöcken das Unkraut weg und sorgen für die natürliche Düngung. Die Preise der Weine bei Stöckl liegen zwischen zehn und 20 Euro, Raritäten kosten bis zu 50 Euro.

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