Mettmann Dank an Mister Neanderthaler

Mettmann · Der langjährige Leiter des Neanderthal Museums, Gerd-Christian Weniger, wird heute mit einem Festakt in den Ruhestand verabschiedet.

 Prägte das Neanderthal Museum: Dr. Gerd-Christian Weniger.

Prägte das Neanderthal Museum: Dr. Gerd-Christian Weniger.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Wer hat an seinem Arbeitsplatz schon einen Mammut-Knochen? Für Gerd-Christian Weniger ist dieses Relikt längst vergangener Zeiten Alltag – Arbeitsalltag, auch jetzt noch. Denn nachdem er sich Ende vergangenen Jahres aus der Verwaltung des Neanderthal Museums in die Steinzeitwerkstatt zurückgezogen hat, vollendet er jetzt seine bereits begonnene Forschungsarbeit, nur wenige hundert Meter vom Museum entfernt. Bis zum Jahr 2021 laufen diese Sonderprojekte noch.

Von seinem Schreibtisch im Neanderthal Museum hat ihn nur ein einziger Gegenstand in die Steinzeitwerkstatt begleitet: eine kleine Spielzeugfigur, Homer Simpson. Warum gerade der? „Weil er einfach ein verrückter Typ ist. Den haben mir meine Kinder geschenkt.“ Ansonsten hat Weniger seine Fäden zum Museum gelockert, „da muss man echt einen Schnitt machen, das finde ich ganz wichtig“, sagt er. Schließlich lenkt bereits Bärbel Auffermann die Geschicke des Museums. Sie war langjährige Mitarbeiterin von Weniger, begleitete das Museum ebenfalls seit seinem Aufbau. Ihre Nachfolge garantiert Kontinuität.

Gerd-Christian Weniger hingegen wird als langjähriger Direktor des Neanderthal Museums heute Abend – natürlich im Museum – mit einem Festakt verabschiedet. Was genau geplant ist, das weiß er nicht. „Ich lass’ mich überraschen. Ich denke, das Haus wird voll“, sagt er schmunzelnd.

Die Jahreszahlen „1993-2018“ stehen auf der Einladung für den heutigen Abend. 1993 wurde Weniger Leiter der wissenschaftlichen Planungsgruppe, nach deren Ideen das neue Neanderthal Museum 1996 gebaut wurde. Seitdem ist er Direktor der Einrichtung, die sich in den vergangenen mehr als 20 Jahren internationales Renommee aufgebaut hat. Fiel ihm der Abschied da nicht schwer? „Nein“, antwortet Weniger und muss erneut lächeln. „Das ist einfach großartig, dass ich jetzt meine Ideen entwickeln, Aufsätze schreiben und Analysen durchführen kann, ohne dass in der Zwischenzeit 500 Mails auflaufen.“

Zurzeit arbeitet er an dem Thema „Neandertaler-Kunst“, das Auftrieb bekommen hat, nachdem mehr als 60.000 Jahre alte Höhlenmalereien in Südspanien dem Neandertaler zugeordnet werden. Regelmäßig ist der heute 65-Jährige daher vor Ort, um die Malereien zu studieren. „Sie waren Menschen wie sie und ich. Der Neandertaler hat nicht hinter unseren Fähigkeiten zurückgestanden“, davon ist Weniger überzeugt.

Drei wissenschaftliche Mitarbeiter betreut Gerd-Christian Weniger zurzeit, darunter die Studentinnen Miriam Rotgänger und Doktorandin Taylor Otto. Sie duzen ihren Professor. „Er ist super umgänglich, man kann immer zu ihm kommen“, sagen sie. Und Daniel Schyle fügt hinzu: „Er ist einer der wenigen Chefs, der sich für seine Mitarbeiter interessiert.“

Von seinem Team im Museum hat sich Weniger bereits im November verabschiedet. Und bis zuletzt arbeitete er noch an seiner Abschiedsrede. Eines kann er aber schon versprechen: „Es wird keine große und lange Rede sein“ – und das, obwohl er über viele tausend Jahre Menschheitsgeschichte sprechen könnte.

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