Solidarität in Mettmann Wer stellt Wohnraum für geflüchtete Menschen zur Verfügung?

Mettmann · Der Weg zur eigenen Wohnung ist für viele Geflüchtete sehr steinig. Die Caritas unterstützt sie bei der Suche und gibt Tipps für die Wohnungsbesichtigung. Der Verband freut sich über Wohn-Angebote von Vermietern.

Die Traglufthalle auf dem Sportplatzgelände Hasselerstraße sollte als Unterkunft für Geflüchtete dienen. Sie wurde nicht in Betrieb genommen.

Die Traglufthalle auf dem Sportplatzgelände Hasselerstraße sollte als Unterkunft für Geflüchtete dienen. Sie wurde nicht in Betrieb genommen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Seit knapp einem Jahr führt Putin seinen Angriffskrieg auf die Ukraine. Das hat Folgen, immer mehr Geflüchtete suchen ihr Glück anderswo, auch in Mettmann. Aktuell benötigen mindestens 80 geflüchtete Menschen in Mettmann, die in den städtischen Unterkünften leben, darunter mehrere große Familien mit mehr als vier Personen, eine private Wohnung. Das teilt die Fachabteilung der Caritas mit.

Im vergangenen Jahr konnte das Team mehr als 50 Personen bei der Vermittlung in Wohnraum unterstützen. Davon konnten 44 Menschen insgesamt zwölf Wohnungen in Mettmann beziehen, neun Personen davon fünf Wohnungen in benachbarten Städten. Im Mai 2021 hatte die Stadt Mettmann den Caritasverband beauftragt, Geflüchtete aus den fünf örtlichen Unterkünften bei der Wohnungssuche zu unterstützen. Grundvoraussetzung ist die Berechtigung zum Auszug aus den Unterkünften gemäß des jeweiligen Aufenthaltsstatus. Nur wenige dieser Personen haben keine sogenannte Wohnsitzauflage mehr für Mettmann und könnten damit auch in andere Städte ziehen. Für den Großteil muss jedoch Wohnraum in Mettmann gefunden werden. „Grundsätzlich ist bei uns die Wohnungsvermittlung Team-Arbeit“, erklärt Fachbereichsleiter Martin Sahler. In enger Abstimmung werden Wohnungssuchende und Wohnungsvermieter zusammengebracht. Eine Liste mit den Wohnungssuchenden wird in Rücksprache mit den Beteiligten bezüglich Aufenthaltsstatus und Wohnsitzauflage sowie Wohnortwunsch laufend aktualisiert, erläutert er. „Steht eine Wohnungsbesichtigung an, bereiten unsere Mitarbeitenden die Geflüchteten auf das Gespräch mit dem Vermieter vor und erklären, ohne stigmatisieren zu wollen, Grundzüge, etwa, dass das Handy beim ersten persönlichen Kontakt mit dem Vermieter ausgeschaltet wird oder wie man sich dann richtig verhält. Ebenso werden Pflichten und Rechte im Mietverhältnis intensiv thematisiert.“

Die Beratenden der Caritas bleiben für die Geflüchteten auch während der bürokratischen Vorgänge und im späteren Mietverhältnis Ansprechpartner – auch fürs Jobcenter. Nicht zuletzt versucht die Caritas, Geflüchtete, die bereits über gute Deutschkenntnisse verfügen, zu befähigen, eigenständig nach Wohnungen zu suchen und begleitet sie dann im Bewerbungsprozess und bei der Erledigung bürokratischer Hürden. „Als Russland im Februar die Ukraine überfallen hat und daraufhin bis heute 976.000 Ukrainerinnen und Ukrainer nach Deutschland kamen, davon aktuell etwa 380 in Mettmann, hatten wir große Sorge, dass die Wohnungssuche für die bereits hier lebenden Geflüchteten noch schwieriger werden würde. Der Wohnungsmarkt in Mettmann ist einfach angespannt“, sagt Sahler. So waren die Vermittlungszahlen von 2021 noch durchaus verhalten, als das Team von Mai bis Dezember 16 Menschen beim Umzug begleiten konnte. „Unsere Befürchtungen haben sich zum Glück nicht bewahrheitet, möglicherweise haben mehr Vermieter ihre Herzen für Geflüchtete allgemein geöffnet, weil der Ukraine-Krieg zeigt, dass Menschen nicht freiwillig fliehen, sondern aus konkreten Notlagen heraus. Sicherlich hilft hier das gute Netzwerk zwischen Vermietenden und Caritas-Mitarbeitenden.“

Dennoch bleibt die Lage angesichts der stetigen Neuzuweisungen beschwerlich. So zeigte die aktuelle Untersuchung der örtlichen Beratungsstelle gegen Alltagsrassismus, dass es speziell für Menschen mit arabisch klingenden Namen aufgrund von Vorurteilen schwierig sei, überhaupt zu einer Wohnungsbesichtigung eingeladen zu werden. Wie wichtig für eine eigene Wohnung ist, zeigt der Fall des 34-jährigen Familienvaters A. aus Syrien. Mit seiner Frau und seinen fünf Kindern lebte er drei Jahre in einer städtischen Unterkunft, zunächst in einem, dann in zwei Zimmern, plus Gemeinschaftsküche und Gemeinschaftsbad mit einer weiteren Familie. Im vergangenen Jahr konnte die Familie eine Vier-Zimmer-Wohnung in Mettmann beziehen. „Es gab in der Unterkunft immer Probleme, wenn die Kinder für die Schule lernen oder Hausaufgaben erledigen mussten. Es war kein Platz für Lernen und Spielen, auch die Schlafmöglichkeiten waren beengt.“ Inzwischen hat sich die Familie in der neuen Wohnung eingelebt, und die Situation sei insgesamt wesentlich entspannter, was sich bei den Kindern auch an guten schulischen Leistungen zeige.

Wohnungsangebote für Geflüchtete aus den Mettmanner Unterkünften nimmt der Fachdienst für Integration und Migration des Caritasverbands gerne entgegen; Ansprechpartner ist Heiko Richartz, Telefon 02104 79493202.

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