Wülfrath Menschen machen Politik

Wülfrath · Der Ortsverein feiert 2014 sein 110-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hat Peter Zwilling eine Chronik erarbeitet. In den Mittelpunkt hat er drei besonders verdiente Genossen gestellt.

 Peter Zwilling präsentiert auf dem Kirchplatz die Chronik der Wülfrather SPD. Er möchte sie fortschreiben und hofft dafür auf weitere Unterlagen aus

Peter Zwilling präsentiert auf dem Kirchplatz die Chronik der Wülfrather SPD. Er möchte sie fortschreiben und hofft dafür auf weitere Unterlagen aus

Foto: Dietrich Janicki

Im nächsten Jahr feiert die Sozialdemokratische Partei Deutschlands ihr 150-jähriges Bestehen. Aus diesem Grund macht sich die SPD im Kreis Mettmann auf Spurensuche. In allen zehn Städten beschäftigen sich die Ortsvereine mit ihrer Geschichte. In Wülfrath hat sich Peter Zwilling an die Aufgabe gemacht. Der SPD-Kreisgeschäftsführer ist Wülfrather, war selbst von 1986 bis 1989 Ortsvereinsvorsitzender und einige Jahre Ratsmitglied. In den letzten Herbstferien begann er seine Recherchen. Im Stadtarchiv fand er nur wenige Seiten, die Auskunft über die Wülfrather SPD geben, aber dafür Zeitungsausschnitte aus dem ganzen vergangenen Jahrhundert.. Darunter einige, die belegen, dass die SPD in Wülfrath 1904 aus der Taufe gehoben wurde.

 Ortsvereinsversammlung im Heim der Arbeiterwohlfahrt in den 80-er Jahren (v.l.): Ratsfraktionsvorsitzender Siegfried Bangert (er zeigt mit dem Victory-Zeichen an, wie nach seiner Ansicht die nächste Wahl für die SPD ausgeht), Ex-Landesminister Hans-Otto Bäumer und Wolfgang Peetz, einst Juso-Vorsitzender, später Kämmerer und Erster Beigeordneter der Stadt Wülfrath und heute Ratsmitglied der Wülfrather Gruppe

Ortsvereinsversammlung im Heim der Arbeiterwohlfahrt in den 80-er Jahren (v.l.): Ratsfraktionsvorsitzender Siegfried Bangert (er zeigt mit dem Victory-Zeichen an, wie nach seiner Ansicht die nächste Wahl für die SPD ausgeht), Ex-Landesminister Hans-Otto Bäumer und Wolfgang Peetz, einst Juso-Vorsitzender, später Kämmerer und Erster Beigeordneter der Stadt Wülfrath und heute Ratsmitglied der Wülfrather Gruppe

Foto: RP-Archiv

"Das soll in zwei Jahren mit einer Großveranstaltung gefeiert werden", kündigte Ortsvereinsvorsitzender Wolfgang Preuß bei der Vorstellung der "Chronik der SPD in Wülfrath" an.

Lederschneider sind Vorreiter

"Die ersten Sozialdemokraten in Wülfrath waren Lederschneider", ist das erste Kapitel überschrieben. Es ist eng mit Fritz Heinrichs (1880-1975) verbunden, einem der drei Sozialdemokraten aus Wülfrath, an deren Lebensleistung sich Zwilling beim Verfassen der Chronik orientierte. "Menschen machen Politik", sagt er. "Alle drei Genossen haben für die Idee einer besseren Gesellschaft gelebt und gearbeitet."

An Karl Laimann (1909-1981) ist das zweite Kapitel festgemacht. 1979 hatte Zwilling (damals Juso-Vorsitzender) mit ihm ein langes Gespräch geführt. Insbesondere über die Zeit von "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold". Ziel dieses Kampfbundes, dem der junge Laimann angehörte, war es, die erste deutsche Demokratie gegen Übergriffe von Rechts und Links zu verteidigen.

Zu der Wülfrather Gruppe gehörten auch der Wirt Heinrich Knabach und seine Brüder. Ihre in der Chronik angebildete Fahne überlebte das "Dritte Reich" versteckt unter Dachpfannen des Hauses an der Mühlenstraße, das Karl Laimann mit Mutter und Schwestern seit Ende der 20 Jahre bewohnte. Von der Familie Laimann wurde die Fahne vor rund 30 Jahren an Paula Zwilling (viele Jahre stellvertretende Bürgermeisterin) übergeben. Ihr Sohn Peter Zwilling hat das "Erbstück" an Laimann-Enkel zurückgegeben.

"Siegfried Bangert war mit seinen weltweiten Kontakten als Geschäftsführer der außenpolitischen Abteilung der Friedrich-Ebert-Stiftung etwas besonderes in so einer kleinen Stadt wie Wülfrath", sagte Peter Zwilling. Er hatte mit Bangert (der die SPD-Ratsfraktion von 1964 bis zu seinem Tod 1994 führte) einige Jahre zusammengearbeitet, als Juso-Vorsitzender, als Ortsvereinsvorsitzender und als Fraktionsmitglied. "In Wülfrath hat Siegfried Bangert für seine internationale Tätigkei nie richtige Anerkennung gefunden", schreibt Zwilling in der Chronik. Vermutlich, weil Bangert meist im Verschwiegenen arbeitete, viele Jahre auch für Willy Brandt. Wo die offizielle Politik nicht weiter kommen konnte, da war die Stiftung der SPD oft gefragt.

(RP/url)
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