Mettmann Meisterin im Schmuckkästchen

Mettmann · Gold- und Silberschmiedemeisterin Inga Maren Mehner liebt ihren Beruf und ihr Motorrad.

 Inga Maren Mehner.

Inga Maren Mehner.

Foto: Janicki, Dietrich

Ihr erklärtes Berufsziel war Rennfahrerin. Nicht weiter erstaunlich, ist Inga Maren Mehner als kleine Schwester inmitten der vielen Freunde ihres älteren Bruders groß geworden. "Irgendwann habe ich aber festgestellt: das ist ein Job, den man nicht lebenslänglich machen kann." Die Liebe zu vielen schnellen PS ist geblieben, "zwar hab ich noch immer keinen Rennwagen", dafür aber ein Motorrad. Und ein alternatives Berufsziel hat sie ebenfalls gefunden. "Es ist das Schönste, was ich mir vorstellen kann", die kreative Arbeit als Schmuckdesignerin.

Auf die Idee brachte sie eine Reise in die Toskana. 1985 startete eine "bunt gemischte Reisetruppe", erinnert sich die inzwischen 38-Jährige. Darunter war auch eine Goldschmiedin. "Die habe ich echt genervt und ausgefragt, weil ich so fasziniert war".

Schnell war die zu diesem Zeitpunkt favorisierte Ausbildung in Richtung Hotel- und Gastro-Gewerbe vergessen. "Ich bin eben auch gar kein Frühaufsteher." Anstelle dessen verabredete sie 1996 das sogenannte Probearbeiten in einer Werkstatt. "Abends fiel ich todmüde ins Bett. Und meine Hände taten wahnsinnig weh. Aber ich wusste, dass ich keinen anderen Beruf mit einer solchen Leidenschaft machen würde wie diesen."

Gemalt und gebastelt hatte die gebürtige Wuppertalerin Inga Maren Mehner immer gerne, in ihrem Job bezeichnet sie Kreativität als "Vorarbeit, handwerkliches Können ist genauso wichtig". Ob sie nun den verloren gegangenen Trauring nacharbeitet oder aus alten Erbstücken einen neuen Schmuck macht, die Gestaltung muss gelungen sein, auch Gebrauchswert, Nachhaltigkeit und intelligente Gesamtkonzeption müssen stimmen. Anders als bei C-Promis, die ein paar Perlen hier und etwas Strass da als eigene Kollektion verkaufen, überlegt die Gold- und Silberschmiedemeisterin, die staatlich geprüfte Gestalterin für Schmuck und Gerät mit der Fachrichtung Edelmetall ist, gerne intensiv. "Ein bisschen Zauberei ist dabei, Magie inklusive."

Magie ist in diesem Fall Inspiration. "An freien Wochenenden bin ich gerne in anderen Städten", bevorzugt in Hamburg. Dort läuft die Mutter einer knapp siebenjährigen Tochter mit wachem Blick durch die Straßen, der an die Laterne gepappte Aufkleber kann ebenso Inspirationsquelle sein wie ein Graffiti oder ein am Boden liegendes Blatt.

Stadtsilhouetten mag sie auch. So kam sie auf der Suche nach einem passenden Ladenlokal nach Mettmann. 2004 machte sie sich selbstständig, sah das Fachwerk rund um St. Lambertus, fand in der Mittelstraße ein freies Geschäft und gründete das eigene Atelier. Damals mit einer Geschäftspartnerin. Jetzt ist sie umgezogen, bezeichnet das neue Geschäft in der Oberstraße poetisch als "mein kleines Schmuckkästchen".

"Es gibt immer zwei Möglichkeiten: bloß zu jammern oder selbst zu gestalten", sagt sie über Situationen, die nach ihrer Einschätzung grundsätzlich nicht bloß negativ sind, sondern immer eine Chance implizieren.

Bloß zu jaulen, aber nicht zu tun, ist nicht ihre Art. Fünf Jahre war sie deshalb auch im Vorstand der Werbegemeinschaft ME-Impulse aktiv. "Das ist hier eine liebenswerte Stadt mit Luft nach oben. Leider stehen sich viele Leute selbst im Weg", verweist sie auf manch bürokratisches Hindernis. Wenn ihr das alles zu bunt wird, steigt sie auf ihre Maschine, brettert davon oder taucht in die literarische Welt historischer Romane ein. "Ich habe unheimlichen Spaß an Buchstaben", übrigens nicht bloß lesend, die Frau dichtet auch selbst.

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