Mettmann Meister des Akkordeons in der Kulturvilla

Mettmann · Krisztián Palágy, gebürtiger Ungar, der in Serbien aufgewachsen ist, war mit seinem Akkordeon zu Gast in der Kulturvilla und hat das Publikum in der voll besetzten Villa zu Begeisterungsstürmen hingerissen.

Ob Bach, Scarlatti oder Zeitgenossen, - dieser Derwisch auf seinem Instrument war einfach nur zu bewundern. Die hals- oder besser fingerbrecherischen Tempi, die ihm bisweilen abverlangt wurden, erlebte man außerhalb jeden Vorstellungsvermögens. Krisztián Palágy, ein junger Mann von 25 Jahren, besitzt seit drei Jahren ein für ihn persönlich hergestelltes Akkordeon, das ca. 240 Knöpfe aufweist, dazu einige Register, die mit dem Kinn bedient werden und zwei Ausgängen, die ein korrespondierendes Miteinander der beiden Knopfseiten ermöglicht, in orchestraler Größe aber auch in feinster Zartheit.

Berührend waren die Kindermelodien von Alfred Schnittke, die in unterschiedlichen Variationen erklangen, der Walzer, der dem französischen musette sehr nahe kam und die galante Polka. Die Komposition von Vinko Globokar, ein Dialog über Luft, war eine musikalische Lehrstunde in Sachen Physik: Palágy nutzte sein Instrument wie einen Blasebalg und melodiöse Töne wechselten mit gepresster Luft ohne Ton ab, er setzte seine Stimme mit ein, saugte die Luft an, stieß sie wieder aus.

Das Lieblingsstück seiner Oma, die im vergangenen Jahr verstorben war, hatte besondere Bedeutung für die jungen Künstler. Sergey Voitenkos Offenbarung beginnt mit ganz sanfter Melodie, die sich langsam emporschwingt und zunehmend an Fülle gewinnt. Hier baumelt die russische Seele; aus der Ferne erklingen feine Glöckchen und die Töne seines Instruments verschmelzen förmlich mit der endlosen Weite der russischen Tundra, um zu verhauchen. Auch der charmante Sunnyboy konnte seine Rührung nicht ganz verbergen. Die Finger flogen über die 240 Knöpfe wie ein Wirbelwind, der Körper unterlag vollem Einsatz und selbst die Zuhörer wurden dabei atemlos. Eine geniale Vorstellung. Wie schön, dass dank des Einsatzes von Peter Winter auch 10 Flüchtlinge aus Eritrea und Syrien diesen phantastischen Abend erleben durften und den grandiosen Beifall mit unterstützten.

(eise)
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